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Bombondžija: Belgrader Süssigkeiten nach altem Familienrezept

Egal ob bei alten Belgraderinnen oder jungen Touristen, die handgemachten Süssigkeiten von «Bombondžija» kommen gut an. So gut, dass der Laden sogar ausgebaut werden kann. Die Rezepte aber bleiben gleich – seit 1936.

Bei meinem Besuch in unserem Belgrader Büro ist mir das Haus an der Gavrila-Principa-Strasse sofort aufgefallen. Sein schräges Dach sticht aus der alten Blockrandbebauung hervor und gibt den Blick auf den Sichtbeton der Brutalismus-Bauten am Horizont frei. Noch interessanter ist es drinnen. Hier wird noch immer Ratluk in Handarbeit hergestellt.

Süssigkeiten für die Schutzheiligen

Das Geschäft läuft so gut, dass die Familie nächstes Jahr gar vergrössern kann. Laden- und Produktionsfläche bekommen je ihren eigenen Raum, erklärt Milica. Momentan sind die beiden Bereiche nur durch einen rot-weiss karierten Vorhang getrennt. Davor gibt’s bunte, in Schachteln abgepackte Süssigkeiten in über einem Dutzend Geschmacksrichtungen wie Pflaume, Rose oder Erdnuss.

Dahinter stehen silberne, alte Maschinen. Die meisten Geräte, die Familie Bosiljčić benötigt, haben sie selbst entworfen. Schon damals war es schwer, an die richtigen Werkzeuge zu kommen. Die Stanzmaschine wird noch immer von Hand betrieben – genau wie damals bei der Eröffnung im Jahr 1936.

Neuer Geschmack dank Diplomarbeit

Nur morgens wird produziert

Das Handwerk selbst muss sie bis zur Übernahme noch lernen. Bisher kennt die 22-Jährige dieses erst in der Theorie: Sechs Stunden dauert es, bis 100 Kilogramm der Ratlukmasse angemischt sind. Danach muss sie auf einem Metalltablett über Nacht kühlen, damit sie am nächsten Morgen in Form gebracht werden kann.

Die süssen Rechtecke werden nicht nur von alteingesessenen Belgradern geschätzt, sondern auch immer mehr von Touristen. Qualität spricht sich eben herum. «Viele kaufen unser Ratluk als Mitbringsel für zuhause. Dafür bringen sie immer mal wieder Souvenirs aus ihrem Land.»

Ich tue es ihnen gleich und packe ein paar kleine Schachteln fürs Büro in Zürich ein. Ich hatte sicher schon dümmere Mitbringsel im Rucksack.

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Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.


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