

Bis es klick macht: So bringst du deiner Katze Tricks bei
Katzen machen nur, was sie wollen? Klicker-Expertin Chris Gasser widerspricht. Sie trainiert Katzen genauso wie Hunde. Und zeigt, dass schnelle Erfolge für alle möglich sind.
«Katzen kann man nicht trainieren!» Wenn Chris Gasser solche Sätze hört, muss sie grinsen. Die 39-jährige Klickerexpertin aus dem sanktgallischen Staad hat schon Hühnern beigebracht, sich zu verneigen und zu trommeln. Sie hat mit Ratten, Kühen und Goldfischen trainiert. Und weil ihr Mann in der Hotellerie alle paar Jahre den Arbeitsort wechselt, reist sie mit ihren Katzen Louis und Peanut rund um die Welt.
Das funktioniert nur so entspannt, weil sie Klickertraining macht. Einfach gesagt: Sie löst ein Geräusch aus, wenn eine Katze ein gewünschtes Verhalten zeigt und belohnt sie. Mit der Zeit reicht allein das Geräusch aus, damit das Tier weiss: «Das, was ich mache, lohnt sich.» Diese Methode nennt sich klassische Konditionierung.

Quelle: Chris Gasser
Gelernt hat Chris das Klickern vor 25 Jahren – damals noch mit Hund – in der ersten Schweizer Klickerschule bei Doris Vaterlaus. Nach zahlreichen Weiterbildungen im In- und Ausland gibt sie mit ihrer Firma Clickercat selbst von überall aus Kurse. Als ich sie anrufe, befindet sie sich gerade in Zypern.
Chris, weshalb ist Klickertraining meist nur ein Thema bei Hunden?
Chris Gasser: Der Mythos hält sich hartnäckig, dass Katzen eigenwillige Einzelgänger sind, die sich nichts sagen lassen. Das stimmt aber nicht. Sie können und wollen lernen.
Wo liegt denn das Problem?
Mit Hunden üben wir den ganzen Tag gezwungenermassen. Wir gehen in die Hundeschule und bringen ihnen Regeln bei, wenn wir im Bus oder auf Spazierwegen unterwegs sind. Katzen hingegen bewegen sich selbstständig. Wir halten Training nicht für nötig oder möglich.
Eignen sich wirklich alle Katzen?
Ja. Sobald sie feste Nahrung zu sich nehmen, kann das Training beginnen. Und es muss im hohen Alter nicht enden: Die älteste Katze, mit der ich klickerte, war 24 Jahre alt. Bei kranken Katzen passe ich das Training einfach an. Zum Beispiel mit schonenden Bewegungen bei Arthrose-Patientinnen oder visuellen Handzeichen bei tauben Tieren.
Welche Ausrüstung brauche ich zum Klickern?
Es gibt unzählige Klicker. Ich empfehle Target Sticks mit ausfahrbaren Zeigestäben. Damit kann ich die Katze – oder auch mehrere Katzen gleichzeitig, wenn ich präzise bin – gezielt bewegen. Theoretisch reicht aber auch der eigene Mund.
Wie genau?
Ich kann immer mit der Zunge schnalzen, wenn meine Katze etwas richtig macht. Der Vorteil ist: So habe ich mein Werkzeug immer und überall zur Stelle und die Hände frei. Das kommt mir zum Beispiel beim Medical Training zugute.
Was ist das?
Das ist eine Trainingsmethode, mit der Tiere lernen, keine Angst vor medizinischen Untersuchungen zu haben. Sie gewöhnen sich über das Klickern zum Beispiel daran, sich die Krallen schneiden oder die Ohren untersuchen zu lassen. Bei so komplexen Übungen sollte ich Katzen aber unbedingt separat trainieren.
Das klingt wirklich fortgeschritten. Gehen wir zurück: Wie beginne ich am besten?
Zuerst solltest du lernen, im richtigen Moment zu klickern. Das ist anfangs gar nicht so einfach. Du hast nach der Reaktion der Katze höchstens eine Sekunde Zeit. Und du solltest darauf achten, dass du davor nicht ein anderes Signal gibst, etwa eine Handbewegung zum Leckerli.
Weshalb?
Weil die Katze sonst die Handbewegung als Signal wahrnimmt und nicht das Klickern. Am besten übst du die Koordination erst einmal ohne Katze. Zum Beispiel kannst du einen Ball an eine Wand werfen und immer klickern, wenn er den Boden berührt.
Und wenn ich das im Griff habe?
Dann kannst du beginnen, mit Leckerlis zu trainieren. Sobald die Katze mit allen vier Pfoten auf dem Boden vor einem steht, geht es los: klickern, Leckerli geben, klickern, Leckerli geben, klickern, Leckerli geben.

Quelle: Chris Gasser
Wie lange sollte ich am Stück dran sein?
Am besten gibst du fünf Leckerlis, machst dann eine Pause von etwa fünf Minuten und klickerst dann erneut mit fünf Leckerlis. Und das über den Tag verteilt etwa fünfmal.
Wird die Katze von so vielen Leckerlis nicht übergewichtig?
Das ist die Gefahr, wenn ich klassische Leckerlis wie Dreamies verwende. Besser, du nimmst Trockenfutter und ziehst es vom Tagesbedarf ab. Oder du schneidest Futterwurst in kleine Würfel.

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Und wie weiss ich, was ich meiner Katze beibringen soll?
Du kannst beobachten, welches Verhalten sie häufig von alleine zeigt. Bewegt sie sich etwa gerne? Dann kannst du ihr beibringen, gezielt an bestimmte Orte zu gehen. Hebt sie oftmals ihre Pfote? Dann kannst du daraus Tricks wie High Fives entwickeln.

Quelle: Chris Gasser
Wenn meine Katze verstanden hat, dass nach dem Klickern ein Leckerli folgt: Wie mache ich weiter?
Du kannst ihr zum Beispiel beibringen, sich in eine Transportbox zu legen. Dabei gehst du Schritt für Schritt nach dem Shaping-Prinzip vor: Zuerst belohnst du sie, wenn sie zur Box schaut, dann, wenn sie einen Schritt darauf zugeht und schliesslich, wenn sie hineinliegt.
Belohne ich dann jedes Mal oder zufällig?
Ich bin der Überzeugung, du solltest immer belohnen, wenn die Katze die Reaktion klar zeigt. Das Klickergeräusch ist schliesslich ein Versprechen dafür, dass sie gleich für ihr Verhalten belohnt wird. Tust du das nicht, kann es zu Frust und schlimmstenfalls zur Extinktion kommen.
Das heisst, sie zeigt das Verhalten nicht mehr?
Genau.
Wenn wir gerade bei nicht gezeigtem Verhalten sind: Kann ich einer Katze auch etwas abtrainieren, zum Beispiel Kratzen am Sofa oder lautes Miauen?
Grundsätzlich solltest du dich fragen, welches Verhalten du willst und nicht, was du nicht willst. Wenn du zum Beispiel möchtest, dass die Katze abgelenkt ist, während du das Futter bereitstellst, kannst du ihr etwa eine Schnüffeldecke schmackhaft machen. Kluge Alternativen sind am sinnvollsten. Das gilt auch, wenn du ihr das Kratzen abgewöhnen willst.
Manche Leute legen ihren Katzen Leinen an und gehen draussen spazieren, um sie zu beschäftigen. Ist das sinnvoll?
Je nach Katze, ja. Auch das Anleinen kannst du ihnen mit Klickern beibringen.
Welche Katzen eignen sich?
Solche, die Interesse an der Aussenwelt zeigen, gerne Menschen haben und wenig schreckhaft sind.


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25, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, Katze, Hundesport, Spazieren

Wie lange dauert es, bis ich beim Klickern erste Erfolge sehe?
Die Dauer hängt vom Trick ab: Sich an Orte zu bewegen, gelingt oft schon nach wenigen Tagen oder Wochen. Zähneputzen und Anleinen sind eher Monats- oder sogar Jahresprojekte. Nützlich sind Tricks, die aufeinander aufbauen.
Zum Beispiel?
Wenn eine Katze etwa gelernt hat, auf eine Decke zu sitzen, legt sie sich danach auch viel leichter in der Transportbox darauf. Das Wichtigste ist, dran zu bleiben.

Quelle: Chris Gasser
Heisst das, die Katze hat nie ausgelernt?
Jein. Irgendwann beherrscht die Katze einen Trick. Wenn du ihn im Alltag aber ein halbes Jahr nicht mehr umsetzt oder belohnst, kommt die Katze aus der Übung und du musst wieder ein paar Schritte zurück.
Wie bleibe ich motiviert?
Meine Erfahrung zeigt: Wenn du es gemeinsam mit anderen Haustierhaltenden machst, zum Beispiel in Klicker-Communities. Dort können gemeinsame Erfolge gefeiert werden.
Für mich steht fest: Ich will Klickern mit meinem nimmermüden Teeniekater Jasper ausprobieren. Schliesslich tut er alles für Futter.
In einer dreiteiligen Klicker-Folge werde ich dir in Kürze zeigen, wie du deiner Katze beibringst, High Fives zu geben, auf einer Decke oder in einer Transportbox zu liegen.
Ich liebe alles, was vier Beine oder Wurzeln hat – besonders meine Tierheimkatzen Jasper und Joy sowie meine Sukkulenten-Sammlung. Am liebsten pirsche ich auf Reportagen mit Polizeihunden und Katzencoiffeurinnen umher oder lasse in Gartenbrockis und Japangärten einfühlsame Geschichten gedeihen.
Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.
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