Hintergrund

«Billig» und «teuer» bedeuteten früher etwas anderes

David Lee
28.1.2024

Dein Anmachspruch ist billig und Zürich ist teuer. Beide Begriffe haben einen negativen Beiklang. Doch das war nicht immer so. Die erstaunliche Wandlung zweier Wörter.

Angemessen bezogen auf einen Preis würde heissen, dass dieser weder zu hoch noch zu tief ist. Rein aus Käufersicht interessiert jedoch nur das erste: Hauptsache, tief genug. Vielleicht stammt von da die zweite Bedeutung von «billig»: Wenig Kosten verursachend.

In dieser Bedeutung ist «billig» noch positiv. Doch meist haftet dem Wort etwas Negatives an. Wenn wir heute von einem billigen Produkt reden, meinen wir in der Regel eines, das wenig kostet, aber Schrott ist. Die Überlegung dahinter: Was nichts kostet, kann auch nichts wert sein. Falls doch, wählen wir stattdessen das Wort «preiswert» oder «günstig».

Billig im Sinn von «nicht viel wert» können nicht nur Waren sein, sondern auch Tricks oder Ausreden. Eine billige Ausrede ist nichts anderes als eine schlechte Ausrede – eine, die man nicht billigt. Damit hat sich die Bedeutung des Wortes im Lauf der Zeit in ihr Gegenteil verkehrt.

Lieb und teuer war dasselbe

Auch bei diesem Wort findet sich die positive Bedeutung noch in alten Redewendungen wie «lieb und teuer» wieder. Die Wendung «guter Rat ist teuer» spielt nicht auf überzogene Consultant-Honorare an, sondern hebt den Wert einer hilfreichen Einschätzung hervor.

War die Bedeutung von teuer ursprünglich doppeldeutig, hat sie sich hauptsächlich zum Negativen gewandelt. Teuer nennen wir heute, was viel kostet – oft mehr, als uns billig ist angemessen dünkt. Wollen wir den Wert hervorheben, ohne auf die finanzielle Belastung zu verweisen, verwenden wir stattdessen «wertvoll» oder «kostbar».

Ein Erklärungsversuch

Titelbild: Shutterstock

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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