
Produkttest
Trocken unterwegs mit der wasserdichten Regenjacke «Wyldwood» von Columbia
von Patrick Bardelli
Regenjacke, Weste und ein Dirtsuit fürs Grobe: Von Dirtlej kommt Fahrradbekleidung für alle Verhältnisse. Die Produkte des deutschen Herstellers sind wahre Gamechanger.
Es gibt doch diese Aha-Momente. Augenblicke, in denen sich eine Erkenntnis einstellt. Dabei muss es nicht zwingend ein weltbewegendes, das eigene Leben auf den Kopf stellendes Ereignis sein. Manchmal reicht schon eine Jacke.
Nachdem ich letzten Winter erste Erfahrungen mit einem Dirtsuit von Dirtlej sammeln konnte (mehr dazu später), hat mir der Hersteller für einen Test nun freundlicherweise auch eine Regenjacke und eine Weste zur Verfügung gestellt.
Neues Lieblingsteil gefällig? Bitteschön hier kommt es: die Weathershield-Regenjacke von Dirtlej. Wenn ein Name Programm ist, dann dieser. Egal, ob auf dem Gravelbike, beim Hundespaziergang oder beim (wieder einmal) verregneten ersten Tag der Cycle Week in Zürich: Diese Jacke macht meinem bisherigen Favoriten von Columbia ernsthaft Konkurrenz.
Und ist, anders als der Produkt-Rivale, eben auch fürs Bike gemacht. Die 2,5-Lagen-Membran aus 100 Prozent recyceltem Material ist mit einer PFC-freien Durable-Water-Repellency-Imprägnierung (DWR) behandelt. Dank des kleinen Packmasses eignet sich die Jacke auch für Outdoor-Aktivitäten wie etwa Wanderungen. Auf dem Velo sorgt der verlängerte Rücken für Bewegungsfreiheit und Schutz vor Nässe und Schmutz am Hintern.
Die Wassersäule ist mit 20 000 Millimeter top, die Atmungsaktivität liegt bei 25 000 Millimeter. Dieser Wert nennt sich auch MVTR (Moisture Vapor Transmission Rate). Das bedeutet, dass innert 24 Stunden pro Quadratmeter 25 Kilogramm Wasserdampf entweichen können. Zur Einordnung: Ab 10 000 gilt eine Membran als sehr atmungsaktiv, die allerbesten schaffen bis zu 40 000.
Allerdings kann Wasserdampf von innen nach aussen nur dann entwichen, wenn dieser in der Athmosphäre auch aufgenommen werden kann. Wenn die Luftfeuchtigkeit ausserhalb der Jacke bei Dauerregen 100 Prozent beträgt, wird's im Inneren leider trotzdem feucht. Da nützen selbst die grossen Belüftungsreisverschlüsse unter den Armen wenig. Eine ähnliche Erfahrung hat kürzlich auch mein Chef mit seiner neuen Lieblingsregenjacke gemacht.
Trotzdem hat sich die Weathershield-Regenjacke von Dirtlej in den letzten Wochen zu einem treuen Begleiter entwickelt. Nicht zuletzt auch dank des coolen Designs.
Bevor im Juli und August die grosse Hitze kommt, ist es jetzt im Frühjahr morgens oft kühl. Die Sonne wärmt zwar, doch die Luft ist noch frisch. Eine Weste muss her. Auch hier kommt von Dirtlej ein gutes Produkt. Dank des Zwei-Wege-Reissverschlusses ist die Weste angenehm zu tragen und lässt sich bei Bedarf in der Innentasche auf ein kleines Packmass reduzieren. So passt sie in den Rucksack oder sogar die Hipbag.
Der Dirtsuit in der Core Edition ist fürs Grobe gemacht. Ich habe ihn, wie erwähnt, bereits im Winter das eine oder andere Mal getragen. Dabei galt es, herauszufinden, was für drunter die richtige Wahl ist, um unterwegs nicht zu frieren. Meine diesbezüglichen Erkenntnisse findest du hier:
Nun, im Frühling und bei oft regnerischen Bedingungen, stellen sich andere Herausforderungen. Und hier lässt sich festhalten: Der Dirtsuit von Dirtlej hält mit seiner dreilagigen Membran, den vollverschweissten Nähten und wasserdichten Reissverschlüssen dicht. Auch nach einer Stunde im Dauerregen dringt kein Wasser oder Dreck von aussen nach innen.
Allerdings, das muss auch hier nochmals erwähnt sein, gelangt auf diese Weise wenig von innen nach aussen. Trotz der guten Atmungsaktivität und der zusätzlichen Belüftungsreissverschlüsse unter den Armen sowie an den Beinen herrscht bei 15 Grad Aussentemperatur und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit ausserhalb des Anzugs im Inneren Saunastimmung. Das ist jedoch nicht verwunderlich, sondern Physik. Bei trockenen Verhältnissen ist die Atmungsaktivität des Anzugs hingegen top.
Der Suit trägt sich angenehm, auch wenn er mit rund 1,25 Kilo in Grösse M recht schwer ist. Die Bewegungsfreiheit ist dank des lockeren Schnitts gut, der Sitzbereich mit robustem, nahtlosem Material verstärkt. Die Beine des Anzugs sind abnehmbar, damit der Dreck nach der Tour vor der Haustür bleibt.
Ganz ehrlich: Bei Hudelwetter zu biken macht nicht wirklich Laune. Zumindest mir nicht. Mit dem Dirtlej Dirtsuit Core Edition lässt sich der Matsch aber deutlich besser ertragen, als mit allen anderen Klamotten, mit denen ich bisher bei Regen unterwegs war.
Unterm Strich hätte ich mir gewünscht, die Marke Dirtlej schon früher auf dem Radar gehabt zu haben. Regenjacke, Weste und vor allem auch der Dirtsuit haben es mir angetan und sind für mich echte Gamechanger, sowohl auf dem Gravel- wie auch auf dem Mountainbike.
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.