
Ratgeber
Meerestiere aus Fundstücken basteln
von Sabrina Müller
An geregeltes Arbeiten ist in vielen neu entstandenen «Familienbetrieben» kaum zu denken. Die Kinder fordern ihr Recht, das verträgt sich mit dem Homeoffice schlecht. Mit dieser kleinen Bastelidee für Zwischendurch kannst du der Langeweile eine lange Nase schnitzen.
Der eine wirkt ein wenig hochnäsig und verknorzt, aber nicht unfreundlich. Der nächste schaut so neugierig, als würde er seine lange Nase gerne überall reinstecken. Und der ganz Dürre da hinten schmunzelt verschmitzt in seinen Moosbart. Vor ein paar Stunden hat hier noch niemand gelacht. Weder die Zwerge unter dem Baum im Garten, noch wir in der Wohnung, wo das Stimmungsbarometer rapide sank.
Es ist kaum möglich, Chindsgi- und Primarschulkinder für eine längere Zeit sich selbst zu überlassen. Und es ist auch nicht fair. Sie brauchen Anregungen, damit ihre Kreativität aufblühen kann. Deshalb muss immer mal wieder eine gemeinsame Beschäftigung her und es sind ständig neue Ideen gefragt. Die Vorlage für die Waldzwerge ist mir im Dezember auf dem Adventsweg rund um den Rentierhof in Dachsen begegnet. Im zehnten Fenster tummelte sich eine fröhliche Horde mit bunten Mützen.
Ich habe die kleinen Waldwesen damals fotografiert und vergessen. Bis ich vor der Frage stand, was ich als Linkshänder, der beim Basteln zwei rechte Hände hat, mit den Kindern unternehmen könnte. Die Zwerge eignen sich perfekt, weil sich mit ihnen gleich zwei Tagesziele erreichen lassen. Gemeinsam nach draussen gehen, um Material zu sammeln. Und gemeinsam etwas gestalten. Bis auf ein Sackmesser und etwas Bastel- oder Künstlerfarbe brauchst du dafür nichts. Zur Not tut es anstatt der Farbe auch ein Filzstift.
Okay: Wer einen Wald in der Nähe hat, ist klar im Vorteil. Doch auch im Park nebenan oder im eigenen Garten lassen sich am Boden sicher ein paar Stöcke finden, die eine passende Astgabel haben. Ob sie dünn oder dick, frisch oder morsch sind, ist zweitrangig. Dazu kommt noch etwas Moos und ein paar Tannenzapfen sowie Rinde für die Hütte in den Sammelsack. Fertig sind die Vorbereitungen für eine neue Zwergenkolonie.
Die Geschichte der Zwergengesichter ist eine Geschichte voller Überraschungen. Während ich mich an den Vorbildern auf dem Foto orientieren will, stellen die Kinder meine Pläne auf den Kopf. Die Grosse schnitzt konzentriert künftige Nasen zurecht und die drei Kleinen unserer privaten Betreuungsgruppe bringen Farbe ins Spiel. Am Ende stehen Stups- und Langnasen, deren gewaltige Zinken in alle Himmelsrichtungen zeigen, friedlich beisammen und lächeln so entspannt wie wir in die Märzsonne. Mit langen Klimperwimpern und spitzen Bärtchen, aufgemalt oder aus Moos.
Es mag nicht die ausgefuchsteste aller Zwergenfamilien sein, aber es ist unsere. Individuell und originell. Gemeinsam gestaltet. Das zählt. Bei allen Schwierigkeiten, die der Alltag momentan mit sich bringt, bekommen viele Eltern auch etwas geschenkt: Eine Menge Extrazeit mit ihren Kindern und die Erfahrung, dass man gemeinsam einiges schaffen kann. Verkorzte Zwerge, die irgendwann wieder verschwunden sein werden. Und Erinnerungen, die bleiben.
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.