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Was hältst du von dem Trend?
Komplett in Stoff gehüllt – diese Stühle sehen aus wie kleine Kunstwerke und haben auf der Milan Design Week und den «3 Days Of Design» in Kopenhagen für Gesprächsstoff gesorgt. Kein Holz, kein Metall, keine typischen Konturen – nur Textil, das sich wie eine zweite Haut um die Formen legt und dabei fast wie ein Geheimnis wirkt.
Die grossen Design-Events in Mailand und Kopenhagen sind vorbei, doch ihre Eindrücke setzen die Trends für die kommenden Monate. Dieses Jahr stehen Entwürfe im Fokus, die Grenzen verwischen: zwischen Möbel und Kunst, Funktion und Fantasie. Sie laden dazu ein, genauer hinzuschauen und wirken wie skulpturale Objekte – weich und voller Rätsel. Die Message? Design wird emotionaler, offener und bricht bewusst mit Konventionen.
Die «Disguise Series 00» von Esto ist alles, nur nicht gewöhnlich. Die Möbelkollektion wirkt wie eine Familie von Wesen, die Räume mit einer ganz eigenen Sprache zum Leben erwecken. «Jedes Stück startet mit einer simplen Stahlrohrstruktur und wird dann durch eine handgenähte, spitz zulaufende Textilhülle in ein Wesen verwandelt», erklärt das kreative Studio aus Madrid. Die Hüllen aus Baumwolle erinnern mit ihren organischen Mustern an Wachstumsprozesse aus der Natur – fast so, als würden die Möbel atmen.
Die Kollektion umfasst handgefertigte Stühle und Bänke und spielt mit der Idee der Verkleidung. Das Ergebnis? Objekte, die irgendwo zwischen Möbelstück und Lebewesen schweben. Jedes Stück wird auf Bestellung gefertigt. Preis auf Anfrage. Einfach eine DM schreiben – und schon startet die Magie.
Der «Dinner 8PM»-Stuhl von Lrnce bringt Kunst direkt an den Esstisch. Mit einer Basis aus handgewebter Baumwolle und feiner Wollstickerei sieht jedes Stück aus wie frisch aus einem Atelier. «Unsere Designs entstehen spontan – durch die Kombination von Formen, Materialien und Farben», erklärt Laurence Leenaert, die Gründerin des marokkanischen Studios.
Der Stuhl kommt in der Basisfarbe «Pantone Tofu» (ja, so heisst die Farbe wirklich) und bietet mit 50 × 50 Zentimetern Sitzfläche eine perfekte Mischung aus Komfort und Statement-Piece. Jedes Exemplar ist ein Unikat – handmade und voller Persönlichkeit. Wer noch mehr Individualität will, kann sogar Sondergrössen anfragen.
Der «Cut-Out Armchair» ist ein mit Stoff überzogener Stuhl, der in Zusammenarbeit mit Sarah Brunn designt wurde. Die Polsterung stammt von Haandvaerk Kbh, während der Stoff von Kjellerup Vaeveri geliefert wird. Kjellerup Væveri ist die letzte Textilmanufaktur in Dänemark und produziert seit den 1950ern Möbelstoffe, die Minimalismus und Mid-Century-Vibes vereinen. «Unsere Arbeit basiert auf tiefem Wissen darüber, was Materialien, Menschen und Maschinen zusammen erreichen können», erklärt das Unternehmen.
Was den «Cut-Out Armchair» besonders macht? Unter seiner textilen Hülle bleibt das Material ein Geheimnis. Genau das sorgt für Spannung – und garantiert, dass er in jedem Raum zum Hingucker wird.
Selbst ikonische Klassiker wie der «Barcelona Chair» von Mies van der Rohe zeigen, dass die Tendenz zu softeren Designs auch vor den ganz Grossen nicht Halt macht. An der Milan Design Week erhielt die ikonische Möbelreihe ihre erste grosse Überarbeitung seit Jahrzehnten: Neben Leder gibt's jetzt Bezüge aus Twill, Samt oder Leinen sowie ein ultra-mattes schwarzes Gestell – ein Verweis auf Mies’ Vorliebe für lackierten Stahl.
«Die Kollektion ist zum Sinnbild des Modernismus geworden», sagt Amy Auscherman von MillerKnoll gegenüber dem Cnn Style Magazin. Neue Materialien einzuführen, fiel nicht leicht, doch Recherchen zeigten, dass Mies Textilien keineswegs ablehnte. Sein eigener Kommentar dazu: «Der Stuhl ist ein sehr schwieriges Objekt. Ein Wolkenkratzer ist fast einfacher.»
Was hältst du von dem Trend?
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.