

Ausprobiert: mit Origami zur inneren Ruhe
Ich habe (nicht nur) eine Woche ausprobiert, ob das Falten von Kranichen, Boxen oder Herzen meinen Körper und Geist entspannt. Wie es mir damit erging und warum du es unbedingt auch ausprobieren solltest, liest du hier.
Es ist wieder Zeit für eine kreative Ausprobiert-Woche. Auf der Suche nach einer entspannenden Aufgabe, die meine mentale Gesundheit stärkt, bin ich schnell fündig geworden: Origami!
Die jahrhundertealte japanische Faltkunst ist nicht nur eine Freude für Fans von bunt bedrucktem Papier, sondern tatsächlich eine wissenschaftlich bestätigte Methode für nachhaltigen Stress- und Angstabbau. Mit dem Papierfalten werden Achtsamkeit, Motivation und Ausdauer genauso geübt wie Feinmotorik, Konzentration und Präzision.
Das klingt doch vielversprechend – und nach einer hervorragenden Aufgabe für diese Ausprobiert-Woche.Spoiler: Es sollte nicht bei nur einer Woche bleiben.
Bunt, kreativ und eine gigantische Auswahl
Die Grundausstattung für meine meditative Entspannung habe ich schnell gefunden: ein Origamiblock von Topp mit 350 Blatt bunt gemustertem Papier. 25 verschiedene Motive habe ich hier, um nach Lust und Laune zu falten. Enthalten ist auch ein kleiner Grundkurs mit zehn Anleitungen – vom Kranich bis zur Schachtel.

Quelle: Anna Sandner
Anfang mit Hindernissen
Ich kann es kaum erwarten und lege sofort los, als ich den Block in den Händen halte. Zu Schulzeiten habe ich mal gelernt, eine einfache Box zu falten. Damals bin ich in einen regelrechten Wahn verfallen, bis ich unzählige Schächtelchen in allen erdenklichen Farben und Größen hatte und nicht mehr wusste, wohin damit. Wird es wieder so werden, wenn ich erst einmal loslege?
Weit gefehlt – was mich zu Beginn erwartet, ist weder entspannend noch meditativ, sondern ganz schön frustrierend. Das Problem? Der versprochene «Grundkurs» im Faltblock ist, freundlich gesagt, sehr minimalistisch gehalten. Genau genommen ist es eine Seite, auf der vier Faltungen erklärt werden und eine Zeichenerklärung, die bei mir noch für Kopfzerbrechen sorgen wird.
Mein Problem besteht darin, dass ich nicht weiß, wie herum das Papier zu Beginn liegen muss, damit ich am Ende die bedruckte Seite außen habe. Das sorgt anfänglich für Frust, weil ich natürlich bei meinem «Trial-and-Error-Ansatz» jedes Mal falsch liege und so meine ersten Ergebnisse nicht viel von den schönen Mustern preisgeben. Wenigstens hat so ein Blatt ja nur zwei Seiten und nach einigen Anläufen weiß ich schließlich, wie ich starten muss.

Quelle: Anna Sandner
Falten bis zum Flow-Zustand
Einmal angefangen, bleibe ich nicht lange alleine. Mein Sohn sieht das Metallic-Papier und ist sofort mit von der Partie. Zusammen falten wir uns einmal durch die verschiedenen Motiv-Anleitungen. Und schnell wird mir klar: Das funktioniert wirklich – und zwar nicht nur bei mir. Wir sitzen fast eine Stunde ruhig und vertieft vor unserem Projekt und erschaffen einen kleinen Berg aus Papierkunstwerken. Bei dem neunjährigen Energiebündel neben mir grenzt das an ein Wunder.
Es macht uns richtig Spaß. Durch die vielen verschiedenen Motive greifen wir immer wieder zum nächsten Blatt, sobald wir mit einem Werk fertig sind. Nach einiger Zeit können wir unsere liebsten Figuren auswendig und so geht das Falten noch fließender von der Hand. Herz, Fuchs und Box sind unsere Favoriten, die schnell und unkompliziert mit wenigen Handgriffen entstehen. Was ich zuvor über Origami gelesen hatte, spüre ich jetzt ganz deutlich selbst: Ich komme in einen regelrechten Flow-Zustand. Es läuft einfach so dahin und mein Kopf stellt auf Entspannung. Ich konzentriere mich so sehr auf das Falten, dass mein Geist sich ausklinken kann und es sich tatsächlich ein wenig wie Meditation anfühlt. Und das auch noch mit kreativem Ergebnis.

Quelle: Anna Sandner
Falten, falten, falten – die Vielfalt ist unendlich
Und die Euphorie bleibt. Am nächsten Tag lacht mich der Origamiblock schon morgens vom Schreibtisch aus an. Trotz der gestrigen Faltorgie gibt es immer noch Motive, die ich nicht verarbeitet habe. Und so gönne ich mir ein paar Minuten Faltspaß, bevor ich den Computer aufklappe. Mein Sohn hat indes einen ganzen Stapel Faltpapier mit in die Schule genommen und mal eben einen kleinen Origami-Hype in seiner Klasse ausgelöst. Am Nachmittag purzeln mir diverse Füchse, Enten und Co. aus seinem Ranzen entgegen.
An Tag drei bin ich schließlich bereit für neue Herausforderungen. Die zehn Anleitungen aus dem Origamiblock reichen mir nun nicht mehr. Zumal ich an einer davon zugegebenermaßen gescheitert bin. Aber bei den routinierten Figuren verabschiedet sich jeglicher Stress erstaunlich schnell und ich fühle mich merklich entspannter und ruhiger.

Quelle: Anna Sandner
Der Hype hält an, die Vielfalt der Motive auch
Ich muss nicht lange suchen, um weitere Anleitungen zu finden, die über Kranich, Herz und Fuchs hinausgehen. Das Internet ist voll davon. Eine kurze Suche ergibt: Absolut alles auf der Welt scheint auch aus Papier faltbar zu sein. Jeremy Shafer zum Beispiel zeigt auf seinem Youtube-Kanal beeindruckende Kunstwerke – vom Rubik’s Cube bis zum Mandalorian-Helm inklusive Faltanleitung. Auf Origami.me entdecke ich kostenlose Schritt-für-Schritt-Anleitungen für viele weitere, einfache und etwas fortgeschrittenere Modelle, die mir richtig gut gefallen.
Kein Tag ohne Origami
Und so wird das Origamifalten zu meinem täglichen Ausgleich. Ich muss es nicht einmal groß einplanen, irgendwie finde ich jeden Tag einen Moment, in dem es passt und ich Lust habe. Mal falte ich nur eine Figur, ein anderes Mal tauche ich für längere Zeit ganz und gar in die Welt der kleinen Papierwerke ab. Ich ertappe mich dabei, wie ich unbewusst während des Telefonierens schon wieder einen ganzen Schachtel-Stapel aufgebaut habe. Hin und wieder suche ich mir eine neue Anleitung und falte sie so oft, bis mir die einzelnen Schritte wie automatisch von der Hand gehen. Aus der geplanten Ausprobiert-Woche werden zwei, dann drei …

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Fazit: Dringend zu empfehlen!
Dass ein kleiner Block mit ein bisschen bedrucktem Papier mich so lange und gut beschäftigt hält, hat mich doch etwas überrascht. Genauso wie die Wirkung: Das ruhige Papierfalten hat mich nachhaltig entspannt, ähnlich wie durch klassische Meditation konnte ich das Rattern im Kopf damit abschalten. Die große Auswahl an Origamipapier mit all den unterschiedlichen Farben und Muster macht immer wieder neue Lust. Und die gefalteten Ergebnisse können sich sehen lassen – und als Mitbringsel sogar anderen noch eine Freude machen.
Ähnlich kreativ entspannt hat mich bereits «Slow Drawing», das ich vor einiger Zeit in einer Ausprobiert-Woche getestet habe. Wie es mir dabei erging, liest du hier:
Meine anderen Ausprobiert-Wochen findest du hier zum Nachlesen:
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.