Produkttest

Audio-Studio Rodecaster Pro II im Test: Vielseitiger und umfangreicher, aber noch etwas unausgereift

Die zweite Version der All-in-One-Audio-Produktionslösung von Rode bessert an allen Stellen nach. Hundertprozentig ausgereift ist der Rodecaster Pro II aber (noch) nicht.

Der Rodecaster Pro II ist ein Tausendsassa. Egal, ob für Podcaster, Streamer oder Musiker, der Rodecaster Pro II will das All-in-One-Gerät für alle sein. Im Test zeigt sich, dass Rode nah dran ist.

Riesiger Umfang

Die Pads können mehr als ein lustiges «badum tsss» einspielen, wenn die Podcast-Kollegen wieder einen flachen Witz gerissen haben. Ich kann damit auf Knopfdruck mit Gästen reden, die über Mikrofon, USB-C oder Bluetooth verbunden sind, ohne, dass es auf der Aufnahme zu hören ist. Auch Talkback unter den Gästen ist möglich. Oder ich zensiere einfach alles, was gesagt wird, mit einem pfeifenden «Beep».

Zu bemängeln habe ich, dass die Pads nicht so zuverlässig wie beim Rodecaster Pro I sind. Wenn ich nicht genau drücke, kann es sein, dass sie nicht auslösen.

Einstellungen bis zum Abwinken

Mit den Smartpads habe ich Zugriff auf eine Reihe vorinstallierter Stimmeffekte. Auf Knopfdruck klinge ich damit wie ein Roboter, ein Erdhörnchen oder wie der Mörder aus «Scream». Jeder Effekt kann von Hand angepasst oder ein neuer kreiert werden. Falls gewünscht, können Quellen dauerhafte Soundeffekte zugeordnet werden.

Normalerweise bearbeite ich meine Aufnahmen nachträglich mit Adobe Audition, weil ich ohnehin mehrere Audiofiles zusammensetzen und abmischen muss. Ausserdem ist die Arbeit am PC-Monitor mit Maus und Tastatur einfacher, als am kleinen Touchscreen.

Für Live-Sendungen oder wenn ich einen Podcast lokal aufnehmen würde, finde ich das Processing des Rodecaster Pro II durchaus nützlich. Mir fehlt schlicht das Know-How, um bei Adobe Audition viel mehr rauszuholen als es die integrierte Audio-Engine schafft. Aber da wir den Digitec Podcast remote aufnehmen, muss ich manuell nachbearbeiten.

Bei den Aufnahmen habe ich die Wahl, ob ich das fertig abgemischte Stereo-File verwende oder dank Multitrack-Aufnahme alle möglichen 14 Spuren einzeln speichern möchte. Besonders erfreulich ist, dass Aufnahmen nicht mehr in 30 Minuten lange Wav-Files geteilt werden, woraus ich jede Spur manuell extrahieren muss. Das spart Zeit und Speicherplatz.

Viele Funktionen wie die Effekte oder die Smartpad-Belegungen können auch am PC mit der Rode Central App eingestellt werden. Die Aufnahmen lassen sich per USB-C direkt auf den Computer kopieren, ohne die microSD-Karte rauszunehmen.

Alternativ kann ich den Rodecaster über die beiden USB-C-Anschlüsse auch an zwei verschiedene Computer anschliessen. Beide USB-C-Anschlüsse fungieren wahlweise als In- oder Output.

Vorverstärker und Soundqualität

Ich nutze den Rodecaster mit Rode-Procaster-Mikrofonen. Dafür gibt es wie beim Rodecaster Pro I entsprechende Voreinstellungen. Damit ein Mikrofon laut genug ist, ohne zu rauschen, sind gute Vorverstärker nötig. Die hat Rode überarbeitet und liefert damit nun bis zu 76 dB Gain im Vergleich zu den bisherigen 55 dB. Das sollte auch für besonders hungrige Mikrofone wie dem Shure SM7B ausreichen.

Noch etwas unausgereift

Während meiner Testphase hat Rode zahlreiche Updates ausgerollt. Die waren auch dringend nötig. Sie lieferten von der Community gewünschte Funktionen nach oder behoben zahlreiche Bugs. Anfangs ist mir der Rodecaster Pro einmal abgeschmiert, was nicht passieren darf. Schliesslich ist die Zuverlässigkeit ein wichtiger Grund, nicht direkt am PC aufzunehmen, sondern ein externes Gerät zu verwenden.

Auch die W-Lan-Verbindung fällt des Öfteren aus. Meist muss ich dann das Passwort wieder manuell eintippen – was bei sicheren Passwörtern besonders viel Spass macht… Ausser für unkomplizierte Firmware-Updates ist eine Internetverbindung aber ohnehin nicht nötig.

Noch instabiler war anfangs Rode Central, die Software, um Aufnahmen an den PC zu transferieren oder Einstellungen am Rodecaster Pro vorzunehmen. Das Programm hängte sich mehrmals auf, als ich die Smartpads anpassen wollte.

Mittlerweile befindet sich der Rodecaster Pro auf Version 1.07 und läuft stabil.

Schnelle micro-SD-Karte ist Pflicht

Diese Funktionen fehlen noch

Eine Funktion, die auch mit dem neuesten Update noch fehlt, ist die Verwendung von Voice-Effekten in Verbindung mit Multitrack. Wenn du mit verzerrten Stimmen sprechen willst, sind diese nur auf dem Stereo-Mix zu hören. Auf den einzelnen Mikrofon-Spuren fehlen sie. Das macht die Funktion nutzlos für alle, die mehrere Tonspuren speichern möchten, um diese später zu bearbeiten.

Auch beim virtuellen Routing ist noch Luft nach oben. Hier bietet ein Gerät wie das GoXLR mehr Möglichkeiten, über den Computer die verschiedenen Inputs und Outputs zu verteilen.

Ausserdem benötigt der Rodecaster Pro II deutlich länger zum Starten und Ausschalten als der Vorgänger. Und der Knopf dafür ist ebenfalls ein klares Downgrade.

Fazit: Solide Weiterentwicklung

Und das alles gibt es in einem kompakteren Gehäuse. Jetzt muss Rode nur die Update-Kadenz hochhalten, um die letzten Bugs auszumerzen und fehlende Features nachzureichen. Daran habe ich aber wenig Zweifel. Bereits der erste Rodecaster erhielt über Jahre hinweg regelmässig umfangreiche Updates. Daher kann ich den Rodecaster Pro II allen Podcastern, Livestreamern oder anderen Audio-Produzenten empfehlen.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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