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Allzeit bereit? Sexuelle Lustlosigkeit bei Männern

Abnehmende Lust wird immer wieder als Frauenproblem abgetan. Was aber, wenn es der Mann ist, der nicht mehr möchte? Sexualtherapeutin Dania Schiftan über die Ursachen, langjährige Partnerschaften und weshalb Aphrodisiaka keine Lösung sind.

Der Mann will und kann immer. Und will oder kann er mal nicht, ist er kein Mann. Ein sexistisches Klischee, an dem laut Sexualtherapeutin Dania Schiftan heute noch Menschen festhalten. «Solche Denkmuster setzen Männer unter Druck, die keine oder weniger Lust auf Sex verspüren und machen es ihnen schwer, Probleme in diesem Bereich anzusprechen.»

Unlust, aber worauf?

Gesellt sich zu dieser Sexualität eine Partnerin oder ein Partner, merken die Männer, dass sich der Ablauf verändert. «Plötzlich wollen sie Rücksicht nehmen und zum Beispiel aufmerksamer oder langsamer sein, als sie es sich gewohnt sind. Auch Streicheleinheiten können gefragt sein.» Das Geniesserische rückt in den Fokus. «Eine solche Veränderung ist einerseits sehr schön, bringt aber auch neue Anforderungen an den Körper und die Emotionen mit sich.»

Ursachen

Lust verhält sich laut der Sexologin zyklisch. Das bedeutet, dass du Phasen durchlebst, in denen du mal mehr, mal weniger Lust auf Sex hast. Kleine Schwankungen im Lustempfinden sind also völlig normal. Geht die Unlust darüber hinaus, gibt es dafür unterschiedliche Gründe.

Die Ursachen können körperlicher als auch psychischer Natur sein. «Körperliche Auslöser sind schwere Krankheiten oder ein hormonelles Ungleichgewicht. Auch diverse Medikamente wie Antidepressiva können einen Einfluss haben, müssen aber nicht.» Eine Sexualtherapie macht erst dann Sinn, wenn solche «mechanische» Leiden durch einen Arzt ausgeschlossen werden können.

Zu den psychischen Ursachen gehören unter anderem Depressionen. «Eine Depression muss sich aber nicht zwingend auf einer körperlichen Ebene bemerkbar machen. Einigen Menschen bietet die Sexualität sogar Halt. Hingegen ist die Lust von Männern mit einem instabilen Bezug zum eigenen Körper eher stimmungsabhängig.»

Spezialfall: langjährige Partnerschaften

Wann wird Unlust zum Problem?

Wer in der Beziehung auf die Sex-Bremse tritt, bestimmt in dieser Hinsicht. «Dieses Ungleichgewicht wirft Fragen auf: Wie lange lässt man so etwas laufen und ab wann darf die Person, die eigentlich Sex möchte, einfordern?» Eine Auseinandersetzung, der sich das Paar stellen muss. Laut Schiftan auch eine zentrale Frage: Muss ich es persönlich nehmen oder ist es ein Problem, das die lustlose Person selbst betrifft?

«Starthilfe» Aphrodisiakum

Dies ist der dritte Artikel einer mehrteiligen Serie mit Dania Schiftan zum Thema Sexualität. Du hast spannende Anmerkungen oder Fragen, die du in den kommenden Beiträgen klären willst? Lass es uns in den Kommentaren wissen oder schreib mir eine Mail an natalie.hemenguel@digitecgalaxus.ch

Schiftan arbeitet seit 13 Jahren als Sexologin und Psychotherapeutin in eigener Praxis in Zürich. Mehr über sie und ihren Job erfährst du im Interview mit ihr:

Alle weiteren Beiträge aus der Serie findest du hier:

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


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