
Alles Greenwashing oder was?

Jetzt haben auch die grossen Brands den Umweltschutz entdeckt. Endlich, ist man geneigt zu sagen. Oder ist doch alles bloss Augenwischerei?
«Life in plastic, it’s fantastic» sang das Barbie Girl von Aqua 1997 und landete damit den Sommerhit des Jahres.
Heute sind Kunststoffabfälle eines der grossen Probleme unserer Zeit. Gemäss den Daten des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP landen jedes Jahr acht Millionen Tonnen Abfälle in unseren Meeren sowie 640 Tausend Tonnen Fischernetze, die im Meer verloren gehen. Bis 2050 könnten die Ozeane mehr Müll enthalten als Fische. Kein Wunder, ist Greenwashing der Sommerhit 2019. Oder meinen es die Brands und Corporates wirklich ernst mit dem Kampf gegen die Plastikflut?
Marriott und China
Laufschuhe aus dem Meer oder Bademode aus alten Teppischflusen. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass ein Brand die Rettung des Planeten ankündigt. Letzte Woche meldete nun die grösste Hotelkette der Welt, dass sie die kleinen Plastik-Fläschchen mit Shampoo und Duschgel aus den Badezimmern ihrer Marriott-Hotels verbannt. Die Kleinen werden durch grössere(!) Plastikflaschen ersetzt, die jedoch weniger Abfall verursachen sollen. Marriott bietet weltweit rund 500 000 Zimmer an. Das wäre schon eine Menge Holz oder eben Plastik, das nicht im Meer landet.
Während du in Zukunft also grosse Plastikflaschen aus den Marriott-Hotels mitgehen lässt, hat Shangai als bisher erste und einzige Stadt Chinas im Juli Recyclinganlagen in Betrieb genommen. Die restlichen rund 1.5 Milliarden Chinesen kennen Recycling scheinbar noch nicht.
Ternua und das Baskenland
Outdoor-Hosen aus rezyklierten Fischernetzen oder mit Walnuss-Schalen gefärbte Hoodies. Darauf bin ich im Februar an der ISPO in München gestossen. Der spanische Outdoor-Spezialist Ternua aus dem Baskenland meint es beim Thema Umweltschutz ernst.
Das Baskenland ist bekannt für seinen Apfelwein. Ihm ist sogar ein eigenes Museum gewidmet. Das klassische Menü in einer Sideria wird mit Käse und Walnüssen abgerundet. Diese Tatsache macht sich Ternua zunutze und sammelt die Schalen der Nüsse in vier Restaurants der Region ein. In Barcelona entsteht aus den Schalen dann der Farbstoff. Die T-Shirts und Hoodies aus biologisch angebauter Baumwolle werden schliesslich in Portugal hergestellt und gefärbt.
Seit 2015 sammelt das Unternehmen neben Walnuss-Schalen auch alte Fischernetze, die im Meer treiben. 2016 waren es rund zwölf Tonnen. Diese Netze werden geschreddert, gereinigt und anschliessend zu Granulat verarbeitet. Schliesslich entsteht daraus ein Nylonfaden. Damit produzieren die Basken eine Outdoor-Hose, die zu 50 Prozent aus diesem Material besteht. Der Rest der Hose setzt sich aus alten Plastikflaschen und rezyklierten Industrieabfällen zusammen.
Bat, Half Moon, Navaho und Buckshot
Was für Galaxus die Schildkröte, ist für Ternua die Wal-Schwanzflosse. Von den baskischen Walfängern inspiriert, ist das Logo entstanden. Wobei hier der Schutz der Meeressäuger im Zentrum steht und natürlich nicht deren Jagd. So unterstützt Ternua seit 1994 die Whale and Dolphin Conservation mit der Patenschaft für vier Wale namens Bat, Half Moon, Navaho und Buckshot. Sie wurden zum Wahrzeichen der Marke und in den letzten Jahren immer wieder in den Weltmeeren gesichtet.
So geht nachhaltige Nachhaltigkeit. Nachhaltige Nachhaltigkeit? Ja, ein Pleonasmus als Antwort auf den Greenwash-Sommer 2019.
Keine weiteren Pleonasmen findest du hier und hier Ternua bei Galaxus.


Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.