Produkttest

Airvida von Ible im Test: Weniger «Hatschi!» dank Ionen vor der Nase

Elegant und futuristisch soll dich ein tragbarer Ionisator vor Bakterien, Feinstaub und Pollen schützen. Was das rund 200 Franken teure Teil taugt, habe ich getestet.

Ich rufe manchmal an den falschen Stellen «Hier!». So auch, als mein Kollege Ludo aus dem Category Management mir ein neues Produkt unter die Nase hielt. «Spannend», schoss es mir durch den Kopf, innovativ klingt das Ganze auch. Also sagte ich zu, das einmal ausgiebig zu testen. Bald danach hatte ich den Ible Airvida L1 und den M1 in Händen.

Erste Variante für Frauen, die zweite für Männer. Jedenfalls wird das so vermarktet. Die «Männer»-Version kommt als Halskette in Ledergeflecht-Optik daher, Typ sonnengebräunter Surfer. Der Verschluss ist magnetisch, der Ionen-Verströmer aus schwarzem Plastik ist zwar nicht so schmuck wie ein Haifischzahn, aber auch nicht direkt hässlich.

Grosse Versprechen des Herstellers

Ich stelle fest, dass der Airvida als Testgerät eine grosse Herausforderung darstellt. Die Technologie, mit der er angeblich die Luft um mich herum reinigt, ist schwer zu verstehen. Fast noch schwerer aber wiegt, dass die Wirkung im Alltag nicht objektiv messbar ist. Ob ich wirklich weniger Heuschnupfen-Symptome habe, weil ich den Airvida trage, kann ich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Es gibt aber Indizien, die dafür sprechen.

Die Versprechen des futuristischen Luftreinigers sind gross. Der Airvida soll so ziemlich alle schädlichen Partikel aus der Luft entfernen, bevor du sie einatmest. Und zwar mithilfe eines chemischen Prozesses: der Ionisation. Dabei wird, vereinfacht gesagt, einem Molekül ein zusätzliches Elektron angedockt, sodass es negativ geladen ist und sich möglichst schnell wieder mit neuen atomaren Partnern verbinden will.

Technologie und Wirkung

Um das Prinzip des Ionisators zu verstehen, brauchst du ein wenig Grundlagenwissen in Chemie. Ein negatives Ion ist ein Atom oder Molekül, das mindestens ein zusätzliches Elektron enthält. Elektronen haben negative Ladung. Das überzählige Elektron funktioniert dann wie eine ausgestreckte Hand, die für das Molekül Verunreinigungen oder in der Luft schwebende positive Ionen einfängt und neutralisiert.

Allerdings entsteht natürlich trotz allem keine Luft, die nach Moos, Tannennadeln und hüpfendem Reh riecht. Es ist ein technischer Vorgang, bei dem im kompakten Kästchen des Airvida durch Strom und Spannung eben reaktionsfreudige Ionen «hergestellt» werden. Ein kaum spürbarer Luftstrom aus der Öffnung mit den Kohlefaser-Bürstchen ist das Ergebnis, das du als Trägerin oder Träger des Teils bekommst.

Handhabung und Design

Beim M1, der Männer-Variante, ist der Ionen-Verströmer Teil der Kette, wie ein Anhänger. Das ist definitiv die unauffälligere Version.

Beide Geräte lassen sich über einen einfachen Knopf ein- und ausschalten. Beim L1 leuchtet eine LED blau. Durch Drücken des Ible-Schriftzugs am Gerät wird ein Funktionstest ausgeführt. Ein leiser Quietschpfeifton kommt dann vorne aus den Öffnungen. Beim M1 gibt es kein Lichtlein. Hier musst du die Wirkung erfühlen, wie dieses Video des Herstellers veranschaulicht.

Das Video erklärt dir zudem noch, wie du das Pinselchen aus Aktivkohlefasern reinigst, damit nichts verstopft und weiterhin neue negative Ionen ausströmen können. Dazu nimmst du das Metallteil aus der Box und streichst sanft durch und über die Fasern. Ein bisschen wie das Kämmen eines Irokesenschnitts bei einem sehr, sehr, sehr kleinen Haustier.

Falls dir der Bürstenreiniger irgendwie bekannt vorkommt, bist du vermutlich vom Stamme Apple. Das kleine Fach zum Einlegen einer SIM-Karte am iPhone wird genau mit dem gleichen Werkzeug geöffnet, mit dem beim Airvida die Bürste gesäubert wird. (Ich habe es selbst getestet.) Könnte gut sein, dass die Dinger sogar in der gleichen Fabrik in Taiwan vom Band laufen.

Bei der Laufzeit nehmen sich die beiden Versionen gegenseitig nicht viel. 28 Stunden (Männer) versus 32 Stunden (Frauen) gemäss Angaben auf der Verpackung. Das deckt sich in etwa mit meinen Erfahrungswerten. Die vier Stunden mehr erkauft sich das L1 mit einem deutlich höheren Gewicht von 70 Gramm. Das männliche Pendant ist mit 20 Gramm dagegen ein echtes Fliegengewicht.

Zum Glück und zur Schonung des Haushaltsbudgets gibt es eine weitere Alternative zur Kette. Dem M1 liegt eine Ansteckklammer bei, die den Ionen-Verströmer aufnimmt. Die Klammer kannst du dir an den Hemdkragen stecken.

Fazit: dünne Studienlage, subjektiv wirksam

Dank langer Akkulaufzeit kann ich es gut in meinen Alltag integrieren. Ich kann es zwei Tage hintereinander tagsüber tragen, und nach dem zweiten Tag lade ich es über Nacht wieder auf. So sicher wie das Amen in der Kirche ist, dass sich in den Kommentaren einige über den Micro-USB-Anschluss aufregen. Mir macht das Gefrickel auch keinen Spass, aber Bluthochdruck bekomme ich wegen der paar Mal einstecken auch wieder nicht.

Ich traue dem Damen-Modell eher zu, mit den Ionisatoren links und rechts, für einen dichteren Ionen-Vorhang frischer Luft in meinem Gesichtsfeld zu sorgen und werde es auch künftig nutzen, wenn die Pollenvorhersage starke Belastung ankündigt.

Falls du Fragen oder Anmerkungen zum Test hast oder auch schon Erfahrungen mit dem Airvida hast, lass es mich und die Community gerne unten in den Kommentaren wissen.

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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