Shutterstock/Sasha Ostapiuk
News & Trends

120 Millionen Tonnen Textilmüll, Tendenz steigend

Der weltweite Textilmüll hätte 2024 ganze 200 Olympiastadien füllen können. 80 Prozent der aussortierten Kleidung landen auf Deponien oder werden verbrannt. Die Boston Consulting Group benennt in einer Analyse die Probleme, aber auch Potenziale.

Diese Zahlen sind nicht nachhaltig, aber nachhaltig verstörend: Im Jahr 2024 wurden weltweit 120 Millionen Tonnen Kleidung weggeworfen. 2030 könnten es bereits 150 Millionen Tonnen sein. Von Altkleidern zu sprechen, wäre falsch: Im Schnitt werden Textilien nur sieben- bis zehnmal getragen und dann entsorgt. Damit sind sie zwar aus dem Sinn – aber nicht aus der Welt. Die Boston Consulting Group (BCG) hat diese gigantische Ressourcenverschwendung analysiert und verkündet zunächst wenig gute Nachrichten.

Geringe Recyclingquote

Auch wenn die schöne neue Warenwelt mit Ocean Plastic und Eco-Fasern etwas anderes suggeriert, ist die Recyclingquote verschwindend gering. 80 Prozent der Kleidung landen laut BCG auf Mülldeponien oder werden verbrannt – was zwischen diesen beiden Übeln sogar noch die «bessere» Lösung zu sein scheint.

Eine Tonne verbrannter Textilmüll setzt demnach so viel Emissionen frei, als würdest du sechsmal zwischen London und New York hin- und herfliegen. Verrottet das Material auf Deponien, entstehen Emissionen wie auf acht solcher Trips. Ausserdem gelangt Mikroplastik in die Umwelt.

Nur etwa zwölf Prozent der aussortierten Kleidung wurde wiederverwendet und weniger als ein Prozent zu neuen Fasern recycelt, schreibt BCG. Diese verschwindend geringe Quote liege auch daran, dass lediglich sieben Prozent des Abfalls als Recycling-Rohstoff brauchbar sind.

Verlorenes Potenzial

Laut Analyse beträgt alleine der Materialwert des Abfalls etwa 150 Milliarden Dollar pro Jahr und ein Viertel davon könnte den Materialbedarf der 30 grössten Modeunternehmen der Welt decken. Doch ein echtes, funktionierendes Recyclingsystem für eine Industrie dieser Grössenordnung existiere nicht. Meist werde von Hand sortiert, was langsam und ineffizient sei.

Als weiteres Problem benennt BCG die Mischfasern vieler Kleidungsstücke, die zum Beispiel Baumwolle mit Elasthan kombinieren und Recyclingverfahren auf dem Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft vor grosse Probleme stellen. Probleme, die sich an kleinsten Teilen wie einem Zipper erzählen lassen.

  • Hintergrund

    Der Reissverschluss, ein genialer Frustfaktor

    von Michael Restin

All das mache recycelte Fasern zu teuer, um wirklich konkurrenzfähig zu sein. «Diese höheren Preise sind auf jahrzehntelange globale Lieferketten zurückzuführen, die auf die Lieferung neuer Materialien optimiert sind», bilanziert das Autorenteam. Dazu kämen die Auswirkungen von Subventionen – und die Tatsache, dass sich die Umweltschäden, die durch die Produktion neuer Materialien entstehen, in vielen Fällen nicht im Preis widerspiegeln würden.

Handlungsempfehlungen

Für Europa sehen die Autorinnen und Autoren das Potenzial, die Rückgabe- und Sammelsysteme so weit auszubauen, dass sich die Sammelquote bis 2033 auf über 50 Prozent steigern lässt. Moderne, halbautomatisierte Sortiersysteme sollen bis zu 90 Prozent effizienter sein und diesen Berg besser verarbeiten können.

Dazu sollen Innovationen finanziert, die Politik mobilisiert und Verbraucherinnen und Verbraucher dazu gebracht werden, noch stärker auf recycelte Produkte zu setzen. Das volle, häufig an der Realität scheiternde Programm also.

Global gesehen prognostiziert das BCG-Team, dass die Recyclingrate mit einem gut funktionierenden Kreislaufsystem auf über 30 Prozent steigen könnte – was recycelte Fasern im Wert von über 50 Milliarden Dollar bedeuten und etwa 180 000 neue Arbeitsplätze schaffen würde.

Schön wär's. Übrig bleibt leider immer noch ein gigantischer Haufen textiler Abfall. Von dem das eine oder andere Teil auch bei Online-Shops wie Galaxus gehandelt worden sein dürfte.

Und das auf Galaxus

Ja, auch bei Galaxus werden jede Menge Kleidung und unzählige andere Dinge verkauft. Das hält die Redaktion jedoch nicht davon ab, über Themen wie dieses zu berichten. Die Welt ist, wie sie ist – welche Konsequenzen du daraus ziehst, ist dir überlassen. Als Unternehmen versuchen wir, uns zu verbessern. Die Informationen zur Nachhaltigkeit Schritt für Schritt auszubauen, den Second-Hand-Handel zu fördern und uns selbst immer wieder zu hinterfragen. Hier findest du mehr Informationen dazu.

  • Hinter den Kulissen

    Unsere Strategie für mehr Nachhaltigkeit

Titelbild: Shutterstock/Sasha Ostapiuk

1 Person gefällt dieser Artikel.


User Avatar
User Avatar

Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


Mode
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Nachhaltigkeit
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • News & Trends

    Ausgedient, aber nicht vergessen: Wäschetrommeln werden zum Design-Statement

    von Pia Seidel

  • News & Trends

    Metall, aber bunt: Der neue Wohntrend an der Mailänder Designwoche 2025

    von Pia Seidel

  • News & Trends

    Design, das alle mitnimmt: 3 Projekte, die zeigen, wie Inklusion geht

    von Pia Seidel

Kommentare

Avatar