Produkttest

Xbox Series S/X im Test: Kein Nintendo 64, aber trotzdem ein Pflichtkauf

Microsoft geht doppelhändig bewaffnet in den Kampf der nächsten Konsolengeneration. Die Xbox Series S und X sind auf den ersten Blick unauffällige Geräte, aber das Upgrade hat es in sich.

Das liefern die neuen Konsolen

Microsoft positioniert die Series X für Besitzer eines UHD-Fernsehers und die Series S für Spieler, die noch auf den Full-HD-Standard setzen und den konsequenten digitalen Weg einschlagen wollen. Zurecht, wie der Test zeigt.

Einmal Mini-Ghettoblaster, einmal Mini-Tower

Da die Series X deutlich grösser ist, würde ich vorher das Fernsehmöbel ausmessen. In mein Ikea Besta, das gefühlt in jedem zweiten Schweizer Wohnzimmer steht, passt das Teil gerade so rein. Ich kann sie nicht mal ganz nach hinten schieben, weil sie sonst klemmt.

Controller: Schön griffig

Unter der Haube gibt es weitere Verbesserungen, wie verringerte Eingabeverzögerung, damit die Steuerung noch präziser sein soll. Normalsterblichen wie mir fällt das zwar nicht auf, aber ich spiele auch nicht kompetitiv «Street Fighter» und dergleichen. Ich bevorzuge weiterhin den Elite 2, muss aber sagen, dass mir das Gewicht des neuen Series-Controllers mehr zusagt. Anders als bei der PS5 kannst du deine bisherigen Controller uneingeschränkt weiterverwenden.

Einrichtung

Da ich einen LG OLED CX besitze, habe ich mit dem Schlimmsten gerechnet. Im Vorfeld gab es zahlreiche Berichte, dass es zu Bildproblemen in Verbindung mit HDMI 2.1 und 120 Hz kommen könne. Auch ohne spezielle Firmware konnte ich aber in meinem Test keinerlei Einschränkungen feststellen. UHD mit 120 Hz und HDR funktioniert einwandfrei. Allerdings habe ich AMD Freesync deaktiviert, weil damit aktuell Dolby Vision nicht läuft.

Wie spielt es sich damit?

Die neue Konsolen sind schneller und besser als die Vorgänger. Klar, oder? Ganz so einfach ist es leider nicht. Die Series S zielt auf eine Auflösung von 2560 x 1440p ab und ist für Full-HD-TVs gedacht. Sie kann jedoch auf UHD upscalen und bei Netflix und Co. ganz normal nativ UHD wiedergeben. Die alte Xbox One X hat somit in Sachen Auflösung die Nase vorn, denn die liefert auch in gewissen Spielen UHD.

Wiederum können die Series X und Series S mehr grafische Details, beispielsweise mehr Bilder pro Sekunde (fps) oder Raytracing für optimierte Titel wie «Gears 5», anbieten. Es kommt meist auf das Spiel an. Denn mit welcher Auflösung, welchem Detailgrad und mit wievielen fps ein Spiel läuft, bestimmen die Entwickler.

Drei Spielversionen

Bei den Spielen gilt es, drei Kategorien zu unterscheiden.

  • Nicht optimierte Spiele
  • Optimierte Spiele
  • Für Series S/X entwickelte Spiele

Zu den nicht optimierten Spielen gehören alle abwärtskompatiblen Titel der originalen Xbox, der Xbox 360 und Xbox One. Der Grossteil davon profitiert auf der Series S und X von einem besonderen Feature: Auto HDR. Zahlreiche Spiele, die noch kein HDR besitzen, erhalten das ohne jegliches Zutun nachgerüstet. Ich habe es in verschiedenen Spielen wie «Geometry Wars 2» für die Xbox 360 ausprobiert und war erstaunt, wie gut das funktioniert. Definitiv kein Gimmick.

Nicht optimierte Spiele laufen auf der neuen Konsole nicht zwingend besser. Oft besitzen Konsolengames eine fixe Bildrate, sodass die Mehrleistung wirkungslos verpufft. Auch laufen sie nicht automatisch mit einer höheren Auflösung. Es hängt immer vom Spiel ab. Die Series X setzt auf Spielversionen, die für die Xbox One X optimiert wurden und die Series S auf solche der Xbox One S. Was hingegen praktisch immer spürbar war, ist die Ladezeit. Dazu später mehr.

Speziell für Series S/X entwickelte Spiele gibt es aktuell noch keine. Ursprünglich sollte «Halo Infinite» zum Launch erscheinen, das wurde nun auf unbestimmte Zeit verschoben.

Game-Vergleich

Ich hab für den Test alle Konsolen gleichzeitig an meinen 77 Zoll grossen UHD-Fernseher angeschlossen, auf allen das gleiche Spiel gestartet und dann hin und her gewechselt. So sind die Unterschiede am besten erkennbar. Hier einige Beispiele:

«Yakuza Like a Dragon» ist das erste Spiel, das ich auf beiden Konsolen verglichen habe. Der Unterschied fällt sofort auf. Auf der Series X ist das Bild deutlich schärfer, du erkennst mehr Details und es gibt weniger Kantenflimmern als auf der Series S.

Ich habe auch die Xbox One X zum Vergleich herangezogen. Das Spiel sieht auf der Series X mit Abstand am schönsten und schärfsten aus. Wobei «Dirt 5» grafisch kein sonderlich beeindruckendes Spiel ist. Auf der Series S ist es derart verwaschen, dass ich anfangs dachte, ich hätte die falsche Auflösung gewählt. So viele Freiheiten gibt es auf der Konsole dann doch noch nicht. Die Xbox One X wirkt etwas schärfer, dafür gibt es keine 120 fps.

Quick Resume

Das Highlight: Boot- und Ladezeiten

Eine weiteres, wenn nicht sogar DAS Highlight der neuen Konsolen sind zweifellos die dank SSD massiv verkürzten Ladezeiten. Es fängt an bei der Bootzeit, die im Energiemodus «Instant» gerade mal fünf Sekunden beträgt – selbst wenn du die Konsole davor komplett vom Strom genommen hast. Da kann mein Fernseher kaum mithalten. Der Kaltstart mit «Energiesparmodus» beträgt 20 Sekunden. Das ist viermal schneller als mit der Xbox One X.

Noch spannender sieht es bei den Ladezeiten in Spielen aus. Am extremsten ist es bei Titeln, die bereits optimiert wurden. Spürbar ist es jedoch überall. Die Unterschiede sind enorm. Bei «Dirt 5» warte ich heute noch, dass es auf der One X endlich fertig geladen hat. Hier einige Beispiele.

Vergleich: Start- und Ladezeiten

Geräuschemissionen: Hallo? Ist die eingeschaltet?

Fazit: Dein Fernseher bestimmt, welche es sein soll

Auch wenn sie keinen Quantensprung machen wie frühere Konsolengenerationen, sind die Series S und X ein würdiges Upgrade. Du erhältst neue grafische Features wie Raytracing, mehr Details in Spielen und Bildraten bis zu 120 fps. UHD-Auflösung gab es zwar schon vorher, aber niemals so konstant und flüssig. Eine neue Benutzeroberfläche suchst du vergebens, dafür findest du dich von Anfang an zu Recht.

Für mich ist die Xbox Series X klar die bessere Wahl der beiden und die wahre Nextgen-Konsole. Sie kostet mehr, ist ein fetter Klotz, aber sie liefert kompromisslose Leistung. UHD zusammen mit 120 fps will ich erst noch sehen. Abgesehen davon, hat Konsolen-Gaming schon lange nicht mehr so viel Spass gemacht.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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