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Wie ein pinker Drink deine Leistung steigert

Warum sind Sportgetränke so schön bunt? Ein Grund dafür ist, dass wir uns gerne selbst überlisten. Dafür musst du sie nicht mal trinken.

Stell dir vor, du sollst dich während dreissig Minuten auf dem Laufband verausgaben. Trinken darfst du in dieser Zeit nicht, aber du darfst dir gelegentlich den Mund ausspülen. Immerhin nicht nur mit schnödem Wasser, sondern mit dieser vielversprechenden pinken Flüssigkeit. Einem Sportgetränk. Einem dieser Zaubertränke für Athletinnen oder Athleten wie dich. Oder, wenn du Pech hast, mit dieser farblosen Flüssigkeit, die zwar genauso schmeckt, aber sicher nicht so gut sein kann. Sie ist ja nicht pink.

Was irre klingt, macht in der Realität tatsächlich einen Unterschied. Zumindest die Läuferinnen und Läufer, die an dieser Studie teilnahmen, waren deutlich schneller und subjektiv glücklicher unterwegs, wenn sie sich dabei mehrfach mit dem pinken Drink den Mund ausspülen durften. Dabei enthielt er nicht einmal das, wonach er aussah. Es war kein Sportgetränk, nicht mit Kohlenhydraten oder anderen Zutaten angereichert. Nur kalorienlos gesüsstes und gefärbtes Wasser. Trotzdem entfaltet es offensichtlich Wirkung. Wir assoziieren die pinke Farbe mit Süsse. Süsse ist Zucker. Zucker ist Energie. Energie brauchst du zum Laufen. So in etwa scheint dein Gehirn zu argumentieren. Und dabei zu vergessen, dass die Flüssigkeit gar nicht getrunken, sondern wieder ausgespuckt wurde.

Was hinter dem Ausspucken steckt

Selbst wenn sie mehr als nur Farbe und Süssstoff enthalten hätte, wäre die Frage legitim, wie so eine Mundspülung leistungssteigernd wirken soll. Klar ist: Wenn eine Sportlerin oder ein Sportler für eine kurze Zeit an seine Grenzen geht, kann der Körper nicht viel aufnehmen. Der Magen rebelliert. Und er muss eigentlich auch nichts aufnehmen, da die Kohlenhydratzufuhr erst bei längeren Ausdauerbelastungen richtig wichtig wird. Trotzdem werden wir diese Bilder auch an der Fussball-EM wieder häufig sehen: Ausgepumpte Spieler greifen zur Trinkflasche, um sich die Flüssigkeit gierig in den Mund zu spritzen und sie wenige Sekunden später wieder auszuspucken. Was soll das denn, denkt sich der Fan und nippt genüsslich an seinem Bier.

«Carbohydrate Mouth Rinse» heisst die Technik, bei der mehr gesabbert als getrunken wird. Es geht darum, eine kohlenhydratreiche Flüssigkeit als Mundspülung zu nutzen. Studien wie diese legen nahe, dass sie auch bei intensiven Belastungen von bis zu einer Stunde etwas bringt. Die Spül-und-Spuck-Methode wurde einmal mit einer 6,4-prozentigen Maltodextrin-Lösung und einmal mit Wasser angewendet. Maltodextrin ist ein wasserlösliches Kohlenhydratgemisch, das keinen besonderen Eigengeschmack hat. Die Probandinnen und Probanden wussten also nicht, was sie im Mund hatten. Ergebnis: Der kleine Carbo-Kick steigerte ihre Leistung unter Laborbedingungen auf dem Ergometer. Im Schnitt verbesserten sie sich um 2,9 Prozent.

Dieser Effekt zeigt sich auch in anderen Forschungsarbeiten, ohne dass der Grund dafür abschliessend geklärt wäre. Bei relativ kurzen Belastungen wird er im zentralen Nervensystem vermutet, das auf die vermeintliche Kohlenhydrat-Zufuhr reagiert. Dein Belohnungszentrum applaudiert und gibt ein paar zusätzliche Reserven frei. Egal, ob die Farbe oder der Inhalt seine Wirkung entfaltet, schlussendlich scheint im beschriebenen Rahmen beides ein Placebo-Effekt zu sein. Dass er zumindest eine Rolle spielt, war schon den Gatorade-Erfindern in den 1960er-Jahren bewusst. Die ursprüngliche Mischung schmeckte der Legende nach so scheusslich, dass sie ein damit versorgter Footballspieler direkt wieder ausspuckte. Anschliessend fielen unschöne Vergleiche mit Körperflüssigkeiten und WC-Reiniger. Heute mögen geschmackliche Unterschiede bestehen. Dafür musst du bei den Farben aufpassen, nicht ins falsche Regal zu greifen.

Finde den Sportdrink:

Warum das so ist, erklärt der eingangs beschriebene Effekt. Schon die vielversprechende Farbe signalisiert Energie und macht einer lahmen (WC-)Ente Beine. Dafür leiden unter vielen Getränkemischungen die Zähne, denn anders, als Geschmack und Optik suggerieren, sind die gängigen Iso-Drinks oft zu sauer.

Völlig egal, ob du sie pink, grün, blau oder farblos zu dir nimmst – meiner Erfahrung nach ist es bei den meisten Sportgetränken definitiv am besten, sie sofort wieder auszuspucken. Oder als Freizeitsportler gar nicht erst zu kaufen. Wenn du deinen Körper unbedingt austricksen willst, kannst du den Farb-Effekt billiger haben: Das hier reicht vermutlich für eine Badewanne voll buntem Wunderwasser.

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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