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Stinkende Pflanzen erzeugen üblen Geruch mit speziellem Enzym
von Spektrum der Wissenschaft
Unter dem antarktischen Eis verborgen liegt das Gamburtsev-Gebirge, das so gross ist wie die Alpen. Nur langsam gibt es seine Geheimnisse preis.
In den 1950er Jahren entdeckten sowjetische Wissenschaftler mit Hilfe seismischer Daten ein riesiges Gebirge unter dem Eis der Ostantarktis, von dem bis dahin kein Mensch je etwas gehört hatte. In seinen Ausmassen und Höhen vergleichbar mit den europäischen Alpen, liegt das Gamburtsev-Gebirge kilometertief unter dem Eisschild verborgen, der es wie eine Zeitkapsel schützt, aber auch seine Erforschung erschwert. Nathan Daczko und Jacqueline Halpin von der University of Tasmania in Hobart ist es gelungen, einige neue Details zur Entstehung der Bergkette zusammenzutragen, die vor mehr als 500 Millionen Jahren entstanden ist.
Da sich das Gamburtsev-Gebirge nicht direkt beobachten lässt und Bohrungen durch das Eis bis hinab zum Fels nur schwer und punktuell möglich sind, griffen Daczko und Halpin auf die Datierung von Zirkonmineralen zurück. Diese stammen aus dem Gebirge, wurden jedoch durch Erosion abgetragen und gelangten über Schmelzwasserströme unter dem Eis bis in die Prince Charles Mountains, die hunderte Kilometer entfernt liegen, aber zumindest teilweise aus den Gletschern ragen. Eine Isotopenanalyse ergab, dass diese Minerale vor mehr als 250 Millionen Jahren aus dem Stein ausgewaschen wurden. Gleichzeitig beherbergen sie in ihren Kristallstrukturen winzige Spuren von Uran. Über dessen Zerfallsrate ermittelte das Team, wann das Zirkon entstanden ist.
Über diese Messungen erstellten die beiden eine Zeitleiste des Gamburtsev-Gebirges: Es begann sich demnach vor 650 Millionen Jahren zu heben, als zwei kontinentale Platten miteinander kollidierten, die später Teile des Superkontinents Gondwana bildeten. Ähnlich wie die Plattentektonik dafür sorgt, dass sich Indien in Eurasien hineinschiebt und dabei den Himalaja auffaltet, türmte sich die Erdkruste an der Kontaktstelle immer höher auf. Vor 580 Millionen Jahren erreichte das Gamburtsev-Gebirge tatsächlich Höhen wie heute der Himalaja, doch begann danach wieder der Abstieg: Die Erdkruste an der Wurzel des Gebirges wurde zwar immer dicker, aber auch heisser und instabiler.
Unter dem Druck der Gesteinsmassen wurde das durch die Aufheizung weichere, viskose Material an der Basis nach aussen gedrückt, so dass das Gebirge im Lauf der Zeit langsam absackte: ein Prozess, der als Gravitationsausbreitung bezeichnet wird. Unterhalb des einsinkenden Gebirges blieb jedoch eine dicke Krustenwurzel erhalten, die tief in den Erdmantel reicht. Die «Reste» des Gamburtsev-Gebirges blieben dann weitgehend in ihrer Form erhalten, weil sich das entstehende Eis der Antarktis wie ein Panzer um sie legte und so verhinderte, dass die Erosion es wie andere Gebirge der Erde abtrug und ummodellierte.
Weitere Aufschlüsse zum Geistergebirge unter dem Eis erhoffen sich Daczko und Halpin von Felsbrocken, die nahe dem Denman-Gletscher an der ostantarktischen Küste gefunden wurden. Sie könnten ebenfalls aus dem Gamburtsev stammen und noch mehr über dessen Entstehungsgeschichte verraten, hoffen die beiden Wissenschaftler laut «The Conversation».
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