

Was passiert, wenn ich einen 65-Zoll-Fernseher an einen PC anschliesse?

Wer zu Hause einen PC baut, stellt sich früher oder später die Frage nach dem Bildschirm. 27 Zoll? 29? Oder doch lieber etwas kleiner mit 24 Zoll? Ich frage euch: Warum nicht 65 Zoll? Ich habe das mal getestet. Warum? Weil ich kann. Hier meine Erfahrungen.
Ich gebe ja zu, ich hatte sicher schon bessere Ideen, wenn ich mir meinen Bürotisch ansehe. Aber glorreich ist die Idee sicher. Bisher standen zwei 27-Zoll-Bildschirme von HP auf meinem Pult. Das funktioniert recht gut und eigentlich kann ich mich über nichts beschweren. Jetzt steht ein 65-Zoll-Fernseher da.
Ich mag grosse Bildschirme. Wirklich grosse. Ich bin ein Kind der 1990er. Damals war das Internet noch neu und alles war irgendwie «cyber». Neonfarben und Science-Fiction-Ästhetik überall. Techno. Und einer meiner Lieblingsfilme: Hackers. Good Times.
Klar, ich weiss, dass der Film sofort aufhört Sinn zu ergeben, wenn ein Bildschirm auf der Kinoleinwand auftaucht. Nichts ergibt Sinn. «RISC is beautiful»? Haha. Doch dann waren da Szenen wie die hier:
Der böse Supercomputer Gibson kommt mit einem riesigen BildschirmSeither bin ich fasziniert. Grosse Bildschirme? Ja, bitte. Schon länger liebäugle ich mit der Idee, einen Fernseher an einen PC anzuschliessen, denn technologisch steht da wenig im Weg. HDMI out beim einen, HDMI in beim anderen. Das Problem bisher waren folgende Dinge:
- Ein Fernseher in akzeptabler Grösse ist teuer
- Ich habe keine Ahnung, ob ich in der echten Welt mit dem Ding arbeiten kann. Denn nur weil es in Hollywood funktioniert, heisst das noch lange nicht, dass es im Alltag praktikabel ist
Während er das so sagt und wohl auch zweifellos weiss, wovon er spricht, denke ich mir nur «65 Zoll ist eine tolle Grösse, so ganz allgemein. Aber ich will das Ding für meinen PC, oder?»
«Darf ich das Teil an einen PC anschliessen», frage ich.
«Logisch», sagt Lukas.
Yesss! Es beginnt ein Experiment, das irgendwie total beknackt, aber irgendwie auch total grossartig ist.
Logistisch etwas schwierig
Beim Auspacken fällt auf, dass trotz des Gewichts recht wenig Fernseher da ist. Der Bildschirm ist extrem dünn. So dünn, dass alle Anschlüsse in eine separate Box ausgelagert wurden. Also schliesse ich nur den Samsung-Connector – ich nenne den jetzt mal so – und ein Stromkabel direkt an den Fernseher an. Den Rest schliesse ich an die an den Samsung Connector angeschlossene Anschluss-Box an. Samsung nennt die Box neudeutsch One Connect Box.
Wie dem auch sei, ich denke nicht, dass die meisten Leser starken Bedarf daran haben, einen Fernseher in die Mitte des Raumes zu stellen. An die Wand hängen geht da besser. Da der Samsung UE65KS8080 nur wenige Zentimeter dick ist, geht das gut. Einfach zwei Kabel verstecken oder sauber der Wand nachziehen und gut ist.
Wenn ich Teile des Pults meiner Mitarbeiterin beanspruche geht das superEs geht los… oder auch nicht
Setup fertig, PC an einen der HDMI-Anschlüsse gesteckt und los.
Was soll das denn?Das erste Problem taucht auf. Der Samsung UE65KS8080 ist ein Fernseher, der UHD-Auflösung unterstützt. Mein PC bringt aber nur 1920x1080 Pixel hin. Auf einer Bilddiagonale von 65 Zoll heisst das, dass die Pixel etwa faustgross sind.
Jan Wihler leistet ganze ArbeitJetzt aber!
Funktioniert doch. In 3840x2160 Pixel sieht das gleich viel besser ausEine zweite Sonne im Büro
Okay, das Setup sieht gut und gleichzeitig irgendwie lächerlich aus. Doch wichtig ist nicht der Look. Das ist mein Büroarbeitsplatz. Ich muss hier produktiv sein, weil sonst hast du nichts zu lesen. Da ich grade einen etwas ambitionierten Moment hatte, habe ich Lukas Müller gesagt, dass ich den Samsung UE65KS8080 einen Monat lang als meinen Büro-Bildschirm verwenden werde.
Das erste Mal hinsetzen mit eingeschaltetem Bildschirm ist überwältigend. Mein gesamtes Sichtfeld ist Bildschirm.
Alles ist gigantisch.
Schnell merke ich, dass mein letztes bisschen Privatsphäre auf meinem Computer weg ist. Egal, was ich mache, ich bin der Überzeugung, dass die Menschen im Bürogebäude gegenüber sehen können, was ich tue. Vor allem bei Produkten, von denen ich exklusive Vorabinformationen habe, ist das heikel, denn mit dem gigantischen Bildschirm und der einfachen Spionagemöglichkeit laufe ich Gefahr, Non-Disclosure Agreements zu verletzen.
Und auch sonst so: Ich fühl mich schon blöd, wenn ich YouTube-Videos schaue. Aber ich muss fast, weil wenn ich schon mal so einen tollen Fernseher habe, wäre es nicht total die Verschwendung, wenn ich nicht ausprobieren würde, was passiert, wenn ich 8k streame?
Was passiert? Das Bild ist überwältigend, auch wenn die Auflösung des Fernsehers 8k nicht mitmacht. Aber ich sage euch, es lohnt sich. Strongman Brian Shaw ist überlebensgross. Ich kann mir nur vorstellen, wie ein Spielfilm auf BluRay aussieht. Denn das war leider nicht Part meines Tests. Zu Beginn dachte ich mir, dass ich das Filmerlebnis nicht vermissen werde, aber jetzt bereue ich es.
Glücklicherweise hat mein Kollege Phil Rüegg Fernseher auf ihre Spielfilmtauglichkeit geprüft.
«Wird da dein Nacken nicht starr?»
Mein idiotisch grosses Bildschirm-Setup zieht Leute aus der Firma an, die aus weit entfernten Departments kommen, um mir Fragen zu stellen und sich auf meinen Bürostuhl zu setzen. Kleiner Tipp am Rande: Wenn ihr Freunde in der Firma machen wollt, dann einfach 65 Zoll auf den Tisch stellen und dann geht das von allein. Eine Frage ist mir in x-facher Ausführung gestellt worden.
Kriegst du da keine Nackenstarre?
Die Antwort: Nein. Die Antwort kommt aber mit einem Aber.
Ich arbeite generell gerne im Vollbildmodus. Ich mag die Fensterfunktion des Betriebssystems Windows zwar – darum heisst Windows übrigens Windows, weil es Fenster hat – aber ich mag meine Bilder auch gross und dominierend. Das geht beim Samsung UE65KS8080 nicht, weil das Arbeiten dann sensationell unpraktisch wird. Klar, ich kann ein Word-Dokument mit etwa zehn Seiten in Originalgrösse nebeneinander darstellen, aber funktional ist das nicht.
Hast du jemals deine Augenbewegungen und die Fensterposition hinterfragt?Daher beginne ich, Fenster wie wild rumzuschieben und versuche, mir die Fenster so anzuordnen, dass sie meiner Blicklogik folgen. Als Blicklogik verstehe ich den Weg, den meine Augen natürlich gehen. Mein Hauptfenster ist also in der Mitte unten. Also, wenn ich gradeaus schaue, dann ist das Fenster da.
Es besteht kein Bedarf mehr, Fenster übereinander zu legen. Das ist schon sehr, sehr cool.
Was jetzt noch cooler wäre: Wenn ich mit Gesten Daten verschieben könnte. So wie in «Minority Report».
Wenn John Anderton das kann, dann will ich das auchDas Fazit
Doch dass das gesamte Blickfeld von Bildschirm und Information gefühlt ist, ist toll. Auch wenn ich mit der Zeit irgendwie meine Redaktionskollegen vermisst habe und Alina Biedermann, die mir gegenübersitzt, sich mit der Zeit zu meiner «Stimme aus dem Off» erklärt hat, da ich sie arbeitstagelang nicht gesehen habe, obwohl sie gut zwei Meter von mir entfernt sitzt.
Vielleicht hatte ich schon bessere Ideen in meinem Leben, als einen gigantischen Bildschirm auf meinen Bürotisch zu stellen. Aber eins sage ich dir: Ich hatte selten glorreichere Ideen.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.
Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.
Alle anzeigen