Shutterstock / Wirestock Creators
News & Trends

Warum man hungrige Möwen anschreien sollte

Kreischende Möwen gehören zur Küste wie die Brandung und der Strand. Wer jedoch Angst um sein Fischbrötchen oder die Pommes hat, sollte es mit einem bestimmten Verhalten versuchen.

Manche Menschen sind so von der Natur entfremdet, dass sie sich an der Küste über Lärm und Schmutz von Möwen beklagen – oder Mundraub anprangern, wenn die Vögel Passanten das Fischbrötchen, die Pommes oder das Eis aus den Händen reissen. Dabei gehen die Tiere mitunter sehr klug vor, wie Beispiele aus Grossbritannien zeigen, wo die gefiederten Mitbewohner intensiv studiert werden. Eine Untersuchung von Céline Rémy von der University of Exeter in Penryn und ihrem Team zeigt dagegen an Möwen in verschiedenen Orten Cornwalls, wie man sie von der eigenen Mahlzeit fernhält: Indem man sie anschreit!

Die Arbeitsgruppe lockte insgesamt 61 Vögel in neun Küstenorten der britischen Region mithilfe einer geschlossenen Brotdose an, in der sich Pommes befanden. Sobald sich eine Möwe dem Behältnis näherte, spielten die Wissenschaftler verschiedene Tonbandaufnahmen ab: Entweder schrie ein Mann laut «No, stay away, that's my food» oder er sprach die gleichen Worte in normaler Tonlage – oder es erklang nur der liebliche Gesang eines Rotkehlchens.

Fast die Hälfte aller angelockten Silbermöwen (Larus argentatus) liess sich durch das Gebrüll in weniger als einer Minute nach Exposition in die Flucht schlagen. Das war ein deutlich höherer Erfolgsfaktor, als wenn die Stimme normal sprach: In diesem Fall flohen nur 15 Prozent durch Abflug, während sich andere immerhin wachsam zu Fuss entfernten. Sang dagegen das Rotkehlchen, interessierte dies 70 Prozent der Möwen überhaupt nicht und sie verblieben direkt beim potenziellen Futter. Kein Vogel flog dann in die Lüfte; die meisten pickten unbeeindruckt weiter in Richtung Nahrungsquelle.

«Wenn Sie also eine Möwe verscheuchen wollen, die Ihr Essen zu stehlen versucht, kann Reden sie vielleicht aufhalten. Schreien ist jedoch wirksamer, um sie zum Wegfliegen zu bewegen», fasst die an der Studie beteiligte Biologin Neeltje Boogert von der University of Exeter zusammen. Eine frühere Untersuchung von Boogert und Co. hatte bereits gezeigt, dass simples Anstarren viele Möwen davon abhält, sich essenden Menschen zu nähern.

«Die meisten Möwen sind nicht mutig genug, um Menschen Lebensmittel zu stehlen. Ich glaube, sie sind ziemlich verunglimpft worden», so Boogert. «Wir wollen nicht, dass Menschen ihnen Schaden zufügen. Sie sind eine geschützte Tierart, und dieses Experiment zeigt, dass es friedliche Methoden gibt, um sie abzuschrecken, ohne dass es zu körperlichen Kontakten kommt.»

Spektrum der Wissenschaft

Wir sind Partner von Spektrum der Wissenschaft und möchten dir fundierte Informationen besser zugänglich machen. Folge Spektrum der Wissenschaft, falls dir die Artikel gefallen.

Originalartikel auf Spektrum.de

Titelbild: Shutterstock / Wirestock Creators

2 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Experten aus Wissenschaft und Forschung berichten über die aktuellen Erkenntnisse ihrer Fachgebiete – kompetent, authentisch und verständlich.


Outdoor
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

News & Trends

Vom neuen iPhone bis zur Auferstehung der Mode aus den 80er-Jahren. Die Redaktion ordnet ein.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • News & Trends

    Fünf neue Brettspiele von der Messe «Spiel» in Essen

    von Simon Balissat

  • News & Trends

    Diese Kindersitze fürs Auto sind laut TCS und ADAC sicher

    von Patrick Vogt

  • News & Trends

    Hausförmige Urnen? Alessi zeigt, wie Abschied auch aussehen kann

    von Pia Seidel

1 Kommentar

Avatar
later