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Warum Katzen Gras fressen, obwohl sie es erbrechen

Wer Katzen schlecht kennt, wird sich fragen, warum sie ausgerechnet diese Pflanzen fressen, wenn sie ihnen nicht bekommen. Die Antwort liegt in der Struktur des verzehrten Grüns.

Das Verhalten von Katzen gibt nicht nur ihren Besitzern mitunter Rätsel auf – etwa warum sie regelmässig Gras fressen, obwohl es ihnen augenscheinlich nicht bekommt. Dafür sprechen die kurz nach Verzehr hervorgewürgten Überreste eine zu deutliche Sprache. Regelmässig wurde gemutmasst, dass sie damit verdorbene Nahrung oder unverdauliche Speisereste loswerden wollten. Die Studie von Kara Bensel von der High Point University und ihrem Team liefert neues Futter, um diese These zu bestätigen: Katzen suchen sich gezielt bestimmte Grasarten, die ihnen tatsächlich als Magenputzer dienen könnten.

Bensel und Co untersuchten dazu gezielt herausgewürgte Haarballen von Katzen der Hauptautorin Nicole Hughes, die zwei Katzen besitzt und über Jahre hinweg immer wieder die ausgewürgten Reste gesammelt und aufbewahrt hat: Eines Tages fände sich ein Anlass, sie zu untersuchen. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen schnitten das Katzengewölle klein und überzogen das Material mit einer Goldschicht, um es im Elektronenmikroskop scannen zu können.

Die Detailaufnahmen offenbarten nicht nur, dass die Pflanzenreste in die Haarballen eingebettet sind, sondern ebenso die Struktur der beteiligten Gräser: Die Halme wiesen zackige und gezähnte Ränder auf sowie sogenannte Trichome, haarähnliche Strukturen auf ihren Oberflächen, die wie Zinken einer Gabel die Haarsträhnen durchdrangen. Je nach Pflanze waren diese Mikrostrukturen 2- bis 20-mal länger, als die Katzenhaare breit waren – sie hatten genau die richtigen Ausmasse, um die Haare aufzugabeln wie Rechen das Heu.

Wahrscheinlich fressen die Katzen gezielt Gräser mit entsprechenden Mikrostrukturen, um ihren Magen von den Haaren zu säubern. Diese gelangen beispielsweise über fellige Beute in die inneren Organe oder werden aufgenommen, wenn sie ihr Fell lecken. Um Parasiten loszuwerden, taugt die Methode dagegen wahrscheinlich nicht: Würmer beispielsweise sind deutlich grösser als die Haare und bleiben dadurch nicht an den zackigen Halmen hängen – für eine Wurmkur taugen sie also leider nicht.

Eine Genstudie des Pflanzenmaterials zeigte, dass es um typische Gartengräser oder Zimmerpflanzen wie die Dreimasterblumen der Gattung Tradescantia handelte. Sie besitzen eine raue, aber nicht zu stachelige Oberfläche.

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