Xiangyu Lin, Peking University, Beijing
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Wachstumsringe eines Hagelkorns

Detailreiche Einblicke in die Eisschichten eines Hagelkorns zeigen dessen wechselhaften Weg durch die Atmosphäre. Das ist nicht nur hübsch anzusehen – die Erkenntnisse sollen auch dabei helfen, Wettermodelle zu verbessern.

Bevor ein Hagelkorn das Blech eines Autos demoliert, hat es ein langes Auf und Ab durch die Atmosphäre hinter sich. Wie das abgebildete, drei Zentimeter grosse Exemplar zeigt, das im März 2023 im Südosten Chinas niedergegangen ist, hinterlässt die wechselhafte Reise im Inneren klare und trübe Schichten. Die Eisablagerungen sowie die Bedingungen, unter denen sie sich bilden, hat ein Team um die Atmosphärenforscherin Qinghong Zhang von der Universität Peking näher untersucht. Die Erkenntnisse sollen dabei helfen, Wettermodelle zu verbessern.

Die insgesamt 27 Hagelkörner für die Studie stammten aus neun Hagelstürmen, die sich zwischen den Jahren 2016 und 2023 ereigneten. Sie wurden im Rahmen eines Citizen-Science-Projekts gesammelt und zu Zhangs Labor geschickt. Dort analysierte die Forschungsgruppe die eingeschlossenen Isotope von Sauerstoff und Wasserstoff. Der Anteil dieser Atomvarianten hängt von der Temperatur und der Höhe in der Atmosphäre ab.

Die Geschosse entstehen als unscheinbare Eiskristalle, wenn Wassertropfen an Kristallisationskeimen gefrieren. Sie trudeln aber nicht gleich zu Boden, stattdessen wirbeln Aufwinde die Hagelembryos in kalte Bereiche empor. Dort lagert sich weiteres Eis an, das Korn sinkt erneut. Aufwinde ergreifen es wieder – bis sie das Korn nicht mehr tragen können und es endgültig herabfällt.

Ein solches Hin und Her hatten der Studie zufolge aber nur 8 der 27 Hagelkörner hinter sich, darunter das hier gezeigte. 16 von ihnen fielen oder stiegen monoton, und 3 bewegten sich kaum vertikal; solche Körner waren im Mittel kleiner. Zhangs Team glich die Befunde mit Wetterdaten ab. Es hofft, auf diese Weise die Hagelstürme, die mitunter milliardenschwere Schäden verursachen, besser zu verstehen.

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Titelbild: Xiangyu Lin, Peking University, Beijing

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