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VR-Brille statt Pille – ist das die Zukunft der Schmerztherapie?
von Siri Schubert
Die Füsse beim Gehen anders anzuwinkeln, kann laut einer neuen Studie die Symptome einer Kniearthrose lindern. Allerdings muss dabei der schonendste Fusswinkel für jede Person individuell ermittelt werden.
Die Füsse beim Gehen leicht nach innen oder aussen zu drehen, kann arthrosebedingte Knieschmerzen verringern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsgruppe um Scott Uhlrich von der Stanford University (USA).
Kniearthrose ist eine Erkrankung des Kniegelenks, die mit fortschreitender Zerstörung des Knorpels und anderer Gelenkstrukturen einhergeht. Übergewicht, Gelenkverletzungen und ein höheres Alter steigern das Risiko, daran zu erkranken. Die Patientinnen und Patienten leiden unter belastungsabhängigen Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit. Kniearthrose tritt vor allem in der zweiten Lebenshälfte auf und zählt dann zu den häufigsten Gelenkserkrankungen. Bei über 60-Jährigen ist schätzungsweise jede dritte Person betroffen. Die Krankheit ist nicht heilbar, lässt sich aber durch körperliche Aktivität, Vermeidung von Übergewicht und Medikamente lindern.
Uhlrich und sein Team haben untersucht, ob eine veränderte Fussstellung beim Gehen die Belastung des Kniegelenks und damit die Symptome verringern kann. Sie liessen 68 Männer und Frauen, die an leichter bis mittelschwerer Kniearthrose litten, auf Laufbändern gehen und zeichneten deren Bewegungen auf. Ein Computerprogramm bestimmte daraus für jeden Teilnehmenden die auftretenden Belastungen im Kniegelenk. Anschliessend berechnete die Forschungsgruppe mithilfe eines Computermodells für vier veränderte Fusshaltungen beim Gehen – nach innen oder aussen um 5 Grad beziehungsweise 10 Grad abgewinkelt –, wie sehr sich dadurch bei jeder einzelnen Person die Gelenksbelastung reduzieren würde. Das Team teilte die Studienteilnehmer dann nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen auf: Eine wurde trainiert, mit der individuell theoretisch schonendsten Fusshaltung zu laufen, die andere nicht. Ein Jahr später gaben die Patientinnen und Patienten an, wie sich ihre Schmerzen verändert hatten, und wurden zudem per Magnetresonanztomografie (MRT) untersucht.
Bei den Personen, die ihr Gangbild entsprechend den Empfehlungen des Computermodells verändert hatten, sank die Maximalbelastung im Kniegelenk um mehrere Prozentpunkte, wie die Untersuchungen zeigten. Zudem klagten sie deutlich weniger über Schmerzen als jene, die ihr normales Gangbild beibehalten hatten, und der Knorpelabbau schien bei ihnen laut den MRT-Daten langsamer vorangeschritten zu sein.
Die Fachleute schliessen daraus, dass ihr Verfahren als nicht invasive, relativ kostengünstige Behandlung dazu beitragen könnte, die Krankheitssymptome zu lindern. Sie betonen jedoch, die Ergebnisse müssten in weiteren Studien bestätigt werden, da die Zahl der Studienteilnehmer mit 68 noch recht klein gewesen sei. Auch habe die Untersuchung gezeigt, wie wichtig es sei, die Fusshaltung individuell an das Gehverhalten jeder einzelnen betroffenen Person anzupassen. Frühere Ansätze, durch Veränderungen des Gangbildes arthrosebedingte Knieschmerzen zu verringern, seien weniger erfolgreich gewesen, unter anderem weil alle Patientinnen und Patienten darauf trainiert wurden, die gleiche Fusshaltung einzunehmen.
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