

Urban Golf: Die etwas andere Art Golf zu spielen

Golf ist kompliziert, elitär und teuer? Das stimmt nicht einmal beim klassischen Golfspiel. Beim Urban Golf ist es sogar umgekehrt: Das Spiel ist simpel, jeder darf mitspielen und es kostet so viel, wie du möchtest.
Elitär, karrierefördernd und überaltert – das sind bekannte Vorurteile, die man oft über Golf als Sportart hört. Ach ja: «Golf ist kein Sport» gehört auch noch auf die Liste.
Zugegeben, das über 300-seitige Regelwerk, das sogar das korrekte Vorgehen im Falle eines Streits zwischen Spielern, das Beschädigen von fremdem Eigentum sowie die Zeitdauer zum Suchen eines Balles reglementiert, lässt so manchen vernünftigen Menschen kopfschüttelnd von Dannen ziehen.
Ebenfalls hartnäckig hält sich das Gerücht, dass man erst einen Kleinkredit bei einer namhaften Bank beziehen muss, um sich die notwendige Ausrüstung sowie die selbstverständlich exorbitant teuren Mitgliedschaften in den Golfclubs leisten zu können.
Darauf lässt sich erwidern, dass beim Schweizer Volkssport Skifahren auch sehr hohe Kosten anfallen. Ski, Skischuhe und winterfeste Kleider kosten schnell über 1000 Franken. Ein preisgünstiges Golfset ist hingegen bereits ab 700 Franken zu haben. Auch eine Mitgliedschaft in einem Club ist nicht zwingend erforderlich, zumal heutzutage auch individuelle Mitgliedschaften bei der Migros Golfcard oder der ASGI für etwa 300 Franken angeboten werden. Die ermöglichen dir die Spielberechtigung auf fast allen Plätzen.
Die Regeln sowie Kurse zur Spieleberechtigung auf dem Platz (Platzreife) lassen sich aber nicht wegdiskutieren und stellen Hemmnisse dar, um mit dem faszinierenden Golfsport zu beginnen.
Die Alternative zum Büffeln von 300 Seiten Regelwerk und einer Prüfung auf dem Golfplatz, ist das Spielen in deiner Umgebung. Sei es in der Stadt, auf dem Land oder in den Bergen. Diese Variante ist als «Urban Golf» bekannt oder auch als «City Golf», «Almost Golf» sowie «Cross Golf».
Überall spielen – das macht Urban Golf aus
Seit nunmehr drei Jahren spielen wir vom «St. Albani Urban Golf & Country Club» das faszinierende Ballspiel auf der Strasse, aber auch auf dem offiziellen «Course». Die Faszination der Strasse, ausgerüstet mit weniger als fünf Schlägern, einer Kiste Bier und guter Gesellschaft, bietet ein einmaliges Erlebnis.
Wir spielen in städtischen Parkanlagen, auf öffentlichen Plätzen oder auf der Alp. Als Loch dient etwas, das uns die Umgebung bereitstellt, sei es ein Abfallkübel, eine Strassenlaterne oder ein Brunnen. Steht nichts dergleichen zur Verfügung, müssen auch mal eine Waschmaschine, ein Koffer oder ein Migros-Einkaufskorb herhalten. Bei der Auswahl der Ziele gehen die Meinungen im Urban Golf stark auseinander. Die einen bevorzugen «natürliche» Ziele, die in der Umgebung vorhanden sind. Andere finden es witziger, selbst ein Ziel zu setzen und überbieten sich gegenseitig bei der Auswahl.
Um nicht ständig neue «Liebe Mobiliar»-Skizzen zeichnen zu müssen, spielen wir nicht mit echten Golfbällen – stattdessen verwenden wir AlmostGolf-Bälle. Die sind weicher und reduzieren den Sach- und Personenschaden auf ein Minimum. Zwar wäre es durchaus herausfordernd, auf bewegte Ziele zu spielen, doch wir achten stets darauf, dass sich keine (unbeteiligten) Personen in der Schlagrichtung befinden. Nicht jeder Passant hechtet sofort in Deckung, wenn er jemanden «Fore!» schreien hört.
Auch bei der Wahl der Plätze hat die Erfahrung gezeigt, dass dicht bevölkerte Fussgängerzonen ungeeignet sind. Zwar sind die Passanten meist freundlich und hilfsbereit, das Apportieren des Balls ist dem Spiel aber nicht zwingend förderlich.
Die Einfachheit des Spiels – 10 einfache Regeln
Gegenüber dem regulären Golf gelten zehn einfache Regeln. Die drei wichtigsten bringen die Einfachheit des Spiels auf den Punkt:
- Safety First: Vergewissere dich immer, dass niemand durch deinen beabsichtigten Schwung oder Schlag gefährdet wird.
- Fairplay: Der Spieler ist für sein Spiel selbst verantwortlich.
- Jeder Ball ist spielbar: Der Golfball muss so gespielt werden, wie er liegt – jeder Golfball ist spielbar sobald in eine Richtung geschwungen werden kann.
Hier findest du alle Regeln. Das sind sechs Seiten, und eine davon ist das Deckblatt!
Auf der Strasse ist jeder willkommen, unabhängig davon ob er Anfänger oder Profi ist. Du musst keine Platzreife erlangen, um mitzuspielen. Beim Urban Golf wertet niemand dein Handicap. Wir spielen miteinander, nicht gegeneinander!
Organisiert auf der Strasse – die asXg
Ganz ohne eine Organisation kommt auch das Guerilla-Spiel auf der Strasse nicht aus. Der Dachverband asXg kümmert sich um die nationalen und internationalen Interessen der Schweizer Urban Golf-Szene. Sieben Vereine sind dem Verband in der Schweiz zur Zeit angeschlossen und treffen sich regelmässig für einen Austausch.
In diesem Jahr finden einige aussergewöhnliche Events im In- und Ausland statt. Am 7. April gingen in Winterthur die Schweizermeisterschaften über die Bühne. Bis im Herbst gibt es weitere Turniere in allen Schweizer Landesteilen. Jeder, ob Anfänger oder Profi, kann dort um Ruhm und Ehre spielen.
Deine Schläger fürs Urban Golf bekommst du im Brockenhaus. (Deine teuren Platzschläger mögen den rauen Untergrund der Strasse nicht sonderlich!). Zieh bequeme Schuhe an, bring eine Kiste Bier mit und melde dich zum Beispiel bei uns, wenn du die Herausforderung auf der Strasse annehmen willst.
Links
Zubehör
Wie erwähnt, möglichst professionelles Zubehör ist nicht das Ding von Urban Golfern. Putter etwa sind in der Szene eher verpönt. An Turnieren sind Driver nicht immer erlaubt. Aber ein Pitching Wedge oder ein Sand Wedge dürfen eigentlich nie fehlen. Vermutlich blutet jedem Platzgolfer das Herz, wenn du mit deinem brandneuen Schläger vor seinen Augen Funken auf dem Asphalt schlägst ;-)

Ein Standing Bag kann praktisch sein.
Auch immer gern gesehen sind möglichst kreative Headcovers. (Damit verhindert man beim Golf, dass die kostbaren Schläger sich im Golfsack gegenseitig zerkratzen. Beim Urban Golf steht der Fun Factor im Vordergrund.)
...und noch mehr fancy Golfprodukte.

