Firmenneuigkeiten
SBTi: CO2-Nulldiät unter wissenschaftlicher Aufsicht
von Tobias Billeter
Den Klimafussabdruck trotz Wachstum bis 2030 zu halbieren ist ambitioniert, aber machbar. Wie wir beim Verpackungsmaterial, der Energie sowie der Mitarbeitermobilität zügig Treibhausgase loswerden, ist geklärt. Bei der Werbung dagegen müssen wir nochmals über die Bücher.
Mit dem Beitritt zu SBTi haben wir uns einer harten Treibhausgasdiät verschrieben. Bis 2030 gilt es mindestens 50 Prozent jener CO2-Tonnen wegzuschwitzen, die wir als Onlinehändler und Dienstleister jährlich in die Atmosphäre blasen. Referenzwert ist unser Klimafussabdruck, den wir zum ersten Mal für das Geschäftsjahr 2019 erhoben haben. Knapp 70 Prozent der von uns verursachten Treibhausgasemissionen entstehen in den Bereichen Werbung, Verpackung, Energie und dem Pendelverkehr.
Wie sich gute Werbung emissionsarm schalten lässt, darüber zerbrechen wir uns derzeit den Kopf. Dies, weil neuere Studien zeigen, dass wir den von uns erstmalig errechneten Werbe-Fussabdruck überprüfen müssen. Die bisherige Berechnung basiert auf einem prähistorischen Referenzmodell aus dem Jahre 2006, als digitale Werbeformate weitgehend unter Science Fiction gelistet waren. In den nächsten Wochen werden wir eine robuste Schätzung erarbeiten. Bis dahin konzentrieren wir uns auf die betrieblichen CO2-Grossproduzenten Verpackung, Energie und Pendelverkehr.
Starten wir mit dem oft diskutierten Sündenbock des Onlinehandels – dem Paket. Die Verpackung ist für 20 Prozent unserer betrieblichen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um diesen Wert zügig zu reduzieren, setzen wir auf zwei Initiativen: Erstens sparen wir viele Tonnen an Karton und Füllmaterial, indem wir möglichst viele Pakete durch effiziente Verpackungsmaschinen schnüren lassen. Im abgelaufenen Jahr verliessen täglich mehrere Zehntausend Pakete unsere Lager – rund 70 Prozent davon massgeschneidert und komplett frei von Stopfmaterial. Bei den verbleibenden 30 Prozent handelt es sich um handverpackte Mehrfachbestellungen oder zerbrechliche Produkte. Auch dort ist noch reichlich Luft drin. Das ändern wir bereits in den nächsten Monaten. Denn künftig sollen alle Produkte in der kleinstmöglichen Schachtel verschickt werden. Hierfür evaluieren wir zurzeit neue Hightech-Verpackungsmaschinen, die computergesteuert optimale Paketgrössen ausspucken.
Und zweitens verzichten wir möglichst auf Umverpackungen. Der bereits vom Hersteller verpackte Stabmixer oder die elektrischen Zahnbürsten nochmals in eine Kartonhülle zu stecken, ist in vielen Fällen unnötig. Das zeigen auch unsere Erfahrungen mit unserem Logistikpartner «notime». Er bringt die Bestellung per Blitzlieferung originalverpackt und CO2-neutral bis an die Haustüre. Im Raum Zürich haben wir diesen Service ausgiebig getestet. 2023 rollen wir die Blitzlieferung auf alle zehn Schweizer Shop-Standorte aus.
Das zweite Reduktionsfeld heisst Energie – in unserem Fall Strom und Heizung. Erklärtes Ziel ist es, schnellstmöglich auf CO2-neutrale und nachhaltige Energiequellen umzustellen. Im letzten Jahr haben wir alle bisherigen Stromabnahmeverträge gekündigt und spätestens 2022 auf 100 Prozent erneuerbaren Strom umgestellt. Einzige Ausnahme bildet unser Standort in Serbien. Weil die Belgrader Elektrizitätswerke zurzeit noch keinen grünen Strom anbieten, kompensieren wir den Strom über CO2-Zertifikate. Ferner wollen wir unsere Logistikzentren in Wohlen und Dintikon schnellstmöglich aus der Abhängigkeit Putins befreien und klimaneutral beheizen. Grundsätzlich gilt: Energieeffizienz ist per sofort an allen alten und neuen Standorten ein strategisches Schwerpunktthema. Beim Bau des neuen Logistikzentrums Utzenstorf wird auf dem Dach eine der grössten Solaranlagen des Kantons Bern entstehen. Neben der Solarstromproduktion stehen auch energetische Optimierungen von Gebäudehüllen, Beleuchtung, Heizung und Beförderungstechnik ins Pflichtenheft.
Weiter geht die CO2-Fastenkur beim Pendel- und Geschäftsverkehr. Vor zwei Jahren haben wir mittels einer Umfrage das Mobilitätsverhalten unserer Mitarbeitenden erfasst und darauf basierend die CO2-Emissionen des Reise- und Pendelverkehrs berechnet. Fazit: Das Einsparpotenzial liegt in erster Linie bei den gefahrenen Bus- und Autokilometern. Und die sind in den letzten zwei Pandemiejahren zusammengeschmolzen. Corona hat das Pendelverhalten schlagartig verändert. Klimatechnisch sind die bewährten Homeoffice-Arbeitsmodelle ein Glücksfall. Die Befragung in diesem Frühjahr wird zeigen, ob die Pendelkilometer bereits im Klimafussabdruck 2021 zu grossen Teilen aus der Bilanz fallen. Gleiches gilt für die Geschäftsreisen. Videokonferenzen und andere technische Hilfsmittel machen viele Geschäftsflüge und so manchen Autobahnkilometer überflüssig.
Hier eine Übersicht über die Reduktionziele unserer betriebseigenen Treibhausgasemissionen:
Gehen dir unsere Klimaziele zu wenig weit? Oder hast du Ideen, wie unser Onlineshop nachhaltiger werden kann? Sag uns in der Kommentarspalte deine Meinung.
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Mitarbeitende und Medien auf dem Laufenden zu halten, das ist mein Job. Ohne frische Bergluft geht bei mir allerdings nix! In der Natur hole ich mir den langen Atem, um stets dranzubleiben. Und beim Jazz die Ruhe, um meine Teenager zu bändigen.