

Unebenheiten ziehen magisch an
Narben oder Zahnlücken machen Menschen unverkennbar. Das gleiche gilt für Designs: Vermeintliche Makel bewahren Objekte davor, zum Einheitsbrei zu gehören.
Es gibt Designer, die manche Dinge dem Zufall überlassen. Sie setzen eine Idee in die Realität um und lassen sich dabei auf einen Prozess ein, der viele unbekannte Variablen enthält. Das Überraschungsei wird von ihnen bevorzugt, weil ungleichmässige Beschichtungen oder schiefe Silhouetten jedes einzelne Produkt am Ende besonders machen. Der «unperfekte» Charakter findet sich zurzeit in vielen Kollektionen, insbesondere in Keramikdesigns, Dinge mit Ecken und Kanten statt langweiliger weisser Teller.
Als Liebhaberin von Stilbrüchen ist bei mir alles, was von der Norm abweicht, immer gern gesehen. Ein Tischgedeck mische ich am liebsten mit schrägen Sachen auf. Ich kombiniere rustikale Tabletts, lückenhaft glasierte Schalen oder krumme Vasen zu meinem herkömmlichen Geschirr. Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an und der Mix macht den Tisch zum Augenschmaus.

Natürliche, rohe Materialien haben von Haus aus eine Unbekannte: Ihre Maserung, die jedes Stück anders aussehen lässt. Wenn ein Designer Holz oder Marmor für seinen Entwurf wählt, nimmt er in Kauf, dass eine Schale zwar dieselbe Form wie die andere, aber nie ein und dieselbe Oberfläche hat. Metalle wie Messing laufen erst nach einiger Zeit an und erhalten auf diesen Weg ein eigenes Muster, das sich nicht kontrollieren lässt.

Bestandteile einer Serie müssen auch dann nicht einheitlich sein, wenn sie behandelt werden. Designer können sich dazu entscheiden, Entwürfe nicht flächendeckend zu beschichten. Wird eine Glasur nach dem Zufallsprinzip mal mehr oder weniger aufgetragen, blitzt das ursprüngliche Material teilweise durch. Dadurch entsteht von Objekt zu Objekt eine eigenwillige Struktur.

Auch in Sachen Form gilt: Krumme Vasen oder Blumentöpfe sind reizvoller für Betrachter, weil sie von jeder Seite anders aussehen. Unperfekte Silhouetten entstehen häufig, wenn mit Händen gearbeitet wird oder Maschinen so programmiert werden, dass sie Ungleichmässigkeiten zulassen. Je mehr Ecken und Kanten, desto besser.
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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.