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Umtopfen like a pro: meine dreckige Drainage-Darbietung

Meine Pflanzen und ich ziehen um. Sie in Drainage-Töpfe mit Sand, ich in eine Wohnung auf dem Land. Ein Umzugsabenteuer voller Dreck und störrischer Wurzeln.

Ich stecke mitten in den Umzugsvorbereitungen. Zwischen Misten und Mosten (schweizerisch für Reinquetschen) ist mein Blick auf meine Aloe vera in ihrem viel zu engen Topf gefallen. Über zwei Jahre klemmt sie schon in diesem Korsett.

Peinlicherweise habe ich in den letzten Jahren noch nie umgetopft – eigentlich wäre das alle zwei bis drei Jahre nötig. Grün hinter den Ohren dachte ich, meine Pflanzen würden sich ihren Topfgrössen anpassen (Adaptation und so). Dass die Nährstoffe in der Erde irgendwann zu Ende gehen, darauf brachten mich nicht einmal gelb-gefleckte Blätter. Es war wohl zu offensichtlich.

Nun denn: Asche Blumenerde auf mein Haupt. Ich beschliesse, dass auch meine Pflanzen bereit für einen Tapetenwechsel sind.

Die Wohnungssuche

Im Unterschied zum menschlichen Mietermarkt ist das pflanzliche Wohnungsangebot gigantisch. In meinem Keller stehen Gefässe in unterschiedlichsten Grössen. Und auch auf Galaxus gibt es die ausgefallensten Exemplare, wie meine Kollegin Stefanie Lechthaler entdeckt hat:

Nicht mit mir, denke ich. Und wie es so ist: Suche ich lange genug im Internet, finde ich immer, was ich hören will. Endlich! In einem Beitrag steht, die trockenliebenden Sukkulenten bräuchten nicht unbedingt Abflusslöcher, aber eine Drainage. Eine was? Später mehr.

Der Auszug

Zuerst steht der Auszug bevor. Die Umzugsfirma ist schnell gefunden: Überraschung, ich bin es selber. Am Gründonnerstag – ich bitte um Vergebung – breite ich eine Umtopf-Plane in meinem Wohnzimmer aus. Sie fängt den ganzen Dreck auf. Eine der besten Erfindungen für Stadtwohnungen ohne Balkon oder Garten.

Weil ich mich schon über 30 Jahre kenne, rechne ich bereits mit einer Schlammschlacht. Deshalb schlüpfe ich – ja, ernsthaft – in Badekleidung und setze mich mit der Aloe in der Hand auf die Plane. Das sieht ganz schön doof aus. Und nein, Bildmaterial gibt es keins. Natürlich hätte ich auch einfach die Kleider nach dem Dreckeln waschen können. Aber irgendwie hat der ganze Sand ein Strandfeeling bei mir ausgelöst …

Zuerst beginne ich, sanft am Stiel der Aloe zu ziehen, zu drehen und zu rütteln. Es tut sich nichts. Sie scheint Mühe zu haben, ihr altes Zuhause zu verlassen. Nach einigen Versuchen greife ich zu einem Löffel und führe den Stiel am Topfrand entlang durch die Erde. Immer wieder knackt es unheimlich. Entweder habe ich die Aloe jetzt gerade zerstört oder das ist der Durchbruch. Zweiteres: Sie fällt heraus.

Als ich die verhedderten Wurzeln sehe, die sich mehrfach um ihre eigene Achse winden, wird mir klar, dass ein Auszug längst überfällig war. Vorsichtig entwirre ich das Durcheinander. Dicke, überlange und faul anmutende Wurzeln kürze ich und stutze sie zurecht. Umziehen heisst schliesslich auch immer, sich von überflüssigen Dingen zu trennen.

Darauf kommt ein Trennvlies. Wie es der Name schon sagt, trennt es den Blähton von der Erde darüber. So kann diese nicht dazwischen fallen. Wie ich schnell feststelle, ist das Vlies ein Ries(e). Ich muss es erst zurechtschneiden. Dafür lege ich es auf den Rand des Topfes und schnibbel mit der Schere ein rundes Stück heraus. Dieses drücke ich dann sanft auf den Blähton.

Jetzt zum Nummer-1-Wohnelement für meine Aloe: der Erde. Leider gibt es auf Galaxus keine wirklich optimale Sukkulenten- oder Kakteenerde (das Category Management ist informiert). Die Erde sollte nämlich, wie ich kürzlich auf einem Rundgang durch die Kakteen Gautschi GmbH erfahren habe, möglichst luftig und heterogen sein.

Das heisst, sie sollte nicht gleichmässig zwischen den Fingern zerrieseln, sondern aus feineren und gröberen Elementen wie zum Beispiel Kieselsteinen bestehen. Eine solche habe ich beim Online-Pflanzenshop Feey gefunden. Ich lasse die Aloe auf ihrem erdigen Bettchen Probe liegen. Sie nimmt es schweigend zur Kenntnis. Ich deute das als «Geil, das gefällt mir!»

Du denkst, jetzt hätten wir’s? Nope, es fehlt noch das Sahnehäubchen obendrauf: der Sand. Warum? Ganz einfach. Als ich letztes Jahr einen Versuch mit Indoor-Kräutern startete, zogen mit der Erde auch eine ganze Schar Trauermücken bei mir ein. Nie wieder, sagte ich mir. Von der Galaxus-Community wurde ich darauf aufmerksam gemacht, eine Schicht Sand auf die Pflanzenerde zu kippen. So können sich die Sau-Viecher schlechter vermehren.

Welche Erfahrungen hast du mit Drainage und Umtopfen gemacht? Schreibe es in die Kommentare.

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Ich liebe alles, was vier Beine oder Wurzeln hat – besonders meine Tierheimkatzen Jasper und Joy sowie meine Sukkulenten-Sammlung. Am liebsten pirsche ich auf Reportagen mit Polizeihunden und Katzencoiffeurinnen umher oder lasse in Gartenbrockis und Japangärten einfühlsame Geschichten gedeihen. 


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