Shutterstock / JRP Studio
Meinung

Traut den Kindern E-Bikes zu, bevor es zu spät ist

Was die Regeln für E-Bikes angeht, ist die Schweiz vorsichtiger als der Rest Europas. Ringsherum dürfen Kinder früher legal aufsteigen, ohne dass die Welt zusammenbricht. Warum das bei uns nicht geht, verstehe ich nicht.

Dass Österreich bei E-Bikes für Kinder liberal ist, wusste ich. Im regelversessenen Deutschland wundert es mich, dass sie einfach als Fahrrad gelten. Wie ist das in anderen Ländern? Ich schaue nach und staune bald nur noch darüber, dass die Gesetzgeber den Kindern bei uns mit Abstand am wenigsten zutrauen.

Ob Frankreich, Italien, Niederlande, Spanien oder Portugal – überall heisst es freie Fahrt. Teilweise mit sinnvollen Ergänzungen wie Helm- oder Begleitpflicht für Kinder unter 12 Jahren. Nur Grossbritannien zieht die Grenze ebenfalls bei 14. Ein Angebot wie unten, bei Galaxus immerhin auf Verkaufsrang 39 unter den E-Bikes, ist deshalb nur für Auslandsreisen interessant.

Mehrere hundert Millionen Menschen in Europa könnten ihren Nachwuchs mit dem E-Bike auf die Strasse schicken. Horror-Schlagzeilen zu Unfällen mit Kindern, die darauf zurückzuführen sind, finde ich nicht. Aufgeregte Debatten? Ebenfalls Fehlanzeige. Vermutlich regelt das der Markt, als Alltagsvelo sind E-Bikes für Kinder sowieso nicht gefragt.

Sein Fazit: «Die Schweiz schränkt wenig ein, vieles bleibt erlaubt.» Und eines bleibt verboten. Unter 14 Jahren geht mit dem E-Bike gar nichts. Wie schade. In diesem Punkt ist die Schweiz längst nicht so liberal wie der Rest Europas – und das hat Folgen.

Die Jungen fahren Downhill, die Alten E-Bike

Wenn ich mit meinem (unmotorisierten) Mountainbike unterwegs bin, beobachte ich, was die Verkaufszahlen der vergangenen Jahre zeigen: Erwachsene haben massiv aufgerüstet, vor allem mittelalte Männer strampeln auf E-Mountainbikes an mir vorbei. Alleine oder in Gruppen, aber selten mit der Familie. Die Jüngeren steigen in Gondeln und fahren Downhill.

Für die gemeinsame E-Bike-Tour bleibt nur eines: Den Tourismus im benachbarten Ausland anzukurbeln. Ich fände es schlau, wenn Zwölfjährige bei uns diese Erfahrung machen dürften. Dabei geht es für mich nicht nur um die Fun-Frage in der Freizeit. Sondern auch um die Chance, das E-Bike langsam und von mir aus gerne in Begleitung als Alltagsgefährt zu etablieren.

Ein oder zwei Jahre Vorsprung vor anderen motorisierten Fahrzeugen wären schön. Und ein Fahrkurs in den Ferien der perfekte Einstieg. 14-Jährige haben nach absolvierter Töffliprüfung sonst meistens ganz anderes im Sinn: E-Scooter oder 120 Kilogramm schwere «Leicht-Motorfahrräder» wie dieses.

Der E-Bike-Anteil machte 2021 bei den Alltagsstrecken der 14- bis 20-Jährigen ganze sieben Promille aus. Wer so lange davon abgehalten wurde, den interessiert es dann auch nicht mehr. In diesem Punkt etwas mehr Risiko zuzulassen und die Regeln für E-Bikes anzupassen, hätte sich meiner Meinung nach gelohnt. Wie siehst du das?

Titelbild: Shutterstock / JRP Studio

33 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


Familie
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

E-Mobilität
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Velo
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Meinung

Hier liest du eine subjektive Meinung der Redaktion. Sie entspricht nicht zwingend der Haltung des Unternehmens.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Meinung

    E-Biker: Rücksichtslos und zu faul, um selber zu treten?

    von Patrick Bardelli

  • Meinung

    Im Ausland sind viele Papis ohne Velohelm unterwegs

    von Martin Rupf

  • Meinung

    Neue Liebe: das Velo?

    von Patrick Bardelli