Florian Bodoky
Produkttest

Sony Ult Wear: Bass-Monster im Test

Der Kopfhörer Ult Wear von Sony will mit einer basslastigen Soundsignatur und modernem Design ein jüngeres Publikum abholen. Dabei siedelt er sich im gehobenen Mittelklassebereich an. Ob der Versuch klappt, erfährst du im Test.

Zusätzlicher Fokus auf den Bass: Was macht das mit der Musik?

Balance: Ausgeglichener Sound ist nicht seine Stärke

Mein erster Test-Track heisst «Wilderness» von Explosions in the sky. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er ein sehr breites Stück des Frequenzranges abdeckt. Das heisst: vom Tiefbass bis zu den Höhen kommt alles vor.

Hier hört man die Perkussion im tieferen Klangspektrum, die Gitarren schwingen sich dafür in höhere Gefilde. Gesang gibt es keinen. Ich stelle fest: Die Low-Ends, also die Tiefen, sind dominant. Die Gitarren können sich zwar gut davon abgrenzen und die Wiedergabe ist insgesamt sehr sauber. Aber die Ult Wear machen kein Geheimnis daraus, wofür sie gedacht sind.

Mitten: warm und harmonisch

Im Mitteltonbereich zeichnen sich die Ult Wear Sony-üblich mit viel Wärme aus.

Die klare, markante Gesangslinie sticht bei Helplessly Hoping heraus und klingt harmonisch. Auch hier tragen die tiefen Frequenzen das Ihrige dazu bei – sie geben dem Gesang mehr Raum. Wenn man das Gleiche mit den aktuellen Sennheiser Accentum hört, merkt man allerdings, dass der dominante Tieftonbereich viel Klarheit raubt.

Bass und Ult-Modus: Ich kann damit wenig anfangen

Mit «Tokyo Drift» von den Teriyaki Boys teste ich den Bass.

Ich konstatiere: Nicht so meins.

Telefonieren: Schwächen zeigen sich bei den Mikrofonen

Dass die Ult Wear nicht überall in der gleichen Liga spielen wie etwa die WH-1000 XM5 zeigt sich beim Telefonieren. Während die Verständlichkeit in einer ruhigen Umgebung noch gegeben ist – wenn auch etwas verzerrt und blechern – wird der Ton in einer belebten Umgebung nicht mehr wirklich verstanden.

Das zeigte sich auch in meinem Praxistest. Damit du das Level an Verständlichkeit für dich selber beurteilen kannst, habe ich dir zwei Hörtests verlinkt.

Der obere in einer ruhigen, der untere in einer lärmigen Umgebung.

Haptik und Handling: Sony setzt auf Bewährtes – und macht damit alles richtig

Bereits an der Schachtel merkt man, dass der Ult Wear in eine andere Richtung geht als die klassische WH-1000-Reihe. Sie ist dunkel gehalten. Der Kopfhörer liegt im Schatten, während sich das bunte «Ult Power Sound»-Logo in den Vordergrund drängt. Das stabile, hübsche Stoffcase ist auch wieder mit von der Partie. Ebenso legt Sony ein USB-C-zu-USB-A-Ladekabel und ein 3,5-Millimeter-Klinkenkabel bei.

Die Kopfhörer selbst erinnern stark an den WH-1000 XM4. Die Ohrmuscheln, die Anordnung der Tasten und – Trommelwirbel – die Faltbarkeit. Deren Fehlen wurde Sony beim Launch der letzten Flagship-Kopfhörer, dem WH-1000 XM5, etwas um die Ohren gehauen. Ebenfalls positiv: Der Alu-Kopfbügel ist wieder in Stufen verstellbar.

Dank der Leichtigkeit kannst du die Ult Wear auch bei körperlich anstrengenden Aktivitäten verwenden. Allerdings mit Vorsicht: Sony macht keine Angaben zum IPX-Rating, also bezüglich Wasser- und Staubfestigkeit. Auch wenn die WH-1000-Hörer jeweils ein IPX4-Rating aufweisen: gehe lieber davon aus, dass die Ult Wear kein Wasser mögen.

Bei der App zeigt sich Sony fleissig

Darüber hinaus gibts die DSEE, Kurzform für die «Digital Sound Enhancement Engine». Diese Technologie soll stark komprimierte Soundformate besser klingen lassen.

Beim Equalizer gibt es verschiedene Presets – für Stimme, Partymodus und so weiter – aber auch einen manuellen Fünfband-EQ um den Sound zwischen 400 Hertz und 16 Kilohertz zu individualisieren. Auch für den Ult-Mode gibt es zwei Regler: einen, um den Bass hoch und runter zu regeln und einen zweiten für die Betonung des tieferen Tiefpass-Bereichs.

Unter Tiefpass versteht man einen Filter, der Frequenzen oberhalb einer gewissen Grenze sperrt oder zumindest dämpft. Wenn du den besonders stark einstellst, verschwinden die Mitten und Höhen mit Ult-Mode noch mehr als ohnehin. Wenn du willst, gibt’s auch ein Setup namens «Find my Equalizer», das prüft, was du magst und dann individuelle Einstellungen für dich trifft.

Zu guter Letzt gibt es kleinere Einstellungsmöglichkeiten: Multipoint aktivieren, die Touchsteuerung an den Kopfhörern deaktivieren oder individualisieren oder Steuerung der Wearing-Detection. Dann pausiert der Kopfhörer, wenn du ihn absetzt.

Ausdauernder Akku macht Freude

Fazit

Wenn du Bass willst – viel Bass

Meine Gefühle für die Ult Wear sind etwas ambivalent. Zweifelsohne ist die Soundqualität gut. Du kannst hier einen Kopfhörer im höheren Mittelklassebereich erwarten. Fürs Audio-Streaming passt es ganz gut. Die Idee hinter dem Ult-Mode erschliesst sich mir allerdings nicht ganz. Der wenig kontrollierte Bass hat mich nicht überzeugt.

Die Geräuschunterdrückung hingegen ist – wie immer bei Sony – stark, auch wenn das beim Telefonieren mit den eher schwachbrüstigen Mikrofonen nicht viel bringt (für deine Gesprächspartner und -Partnerinnen). Auch der Akku macht mich glücklich. Es ist schwierig, abschliessend zum Kauf zu raten oder eben davon abzuraten – selbst wenn du Sony-Enthusiast bist. Darum lautet mein Tipp: probier sie in einem Laden aus. Dann wirst du innerhalb weniger Minuten wissen, ob die Ult-Wear das sind, was du suchst.

Pro

  • Gute Verarbeitung
  • Akkuleistung top
  • Noise Cancelling super

Contra

  • Recht basslastig
  • Mikro mau
Titelbild: Florian Bodoky

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.


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