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Sonos Era: Einer allein genügt nicht

David Lee
28.3.2023

Ein Lautsprecher allein kann keinen vollwertigen Stereo-Klang erzeugen. Daran ändern auch die Marketing-Versprechen von Sonos nichts. Mit zwei oder mehr Stück klingen die neuen Era 100 und Era 300 aber richtig gut.

Die Sonos-Speaker Era 100 und Era 300 sind gleichzeitig auf den Markt gekommen und haben viele Gemeinsamkeiten. Etwa die Anschlussmöglichkeiten, die Bedienung und die Stereo-Fähigkeit. Ich habe beide gleichzeitig getestet. Der Fokus liegt dabei auf dem Era 100, denn von dem habe ich zwei Stück zum Testen bekommen und das Modell passt besser in mein Zuhause.

Der Era 100 ist ein kleiner Speaker und der Nachfolger des Sonos One. Der Era 300 ist grösser, jedoch etwas kleiner als der Sonos Five und mehr auf Rundumklang und Heimkino ausgerichtet. Er ist kein Nachfolger von irgendetwas, sondern ergänzt das Portfolio von Sonos. Die Details zu den beiden Modellen kannst du im unten verlinkten Artikel nachlesen.

Anschlüsse: vielseitig nutzbar

Den Line-In-Adapter musst du separat kaufen. Es gibt ihn wie die Lautsprecher selbst in Schwarz und Weiss. Er ist zum Glück klein und unauffällig – optisch kein grosser Unterschied zu einem direkten Kabelanschluss.

Die Era-Lautsprecher lassen sich auch mit Bluetooth statt WLAN betreiben. So können zum Beispiel Gäste von ihrem Smartphone aus Musik abspielen, sobald es gekoppelt ist. Die Sonos-Lautsprecher bleiben dabei mit dem WLAN verbunden, so dass ein Multiroom- oder Stereobetrieb auch über Bluetooth möglich ist. Wird das WLAN abgeschaltet, kann nur ein einzelnes Gerät per Bluetooth angesteuert werden.

Problemlose Bedienung

Die Bedienelemente sind beim Era 100 und 300 identisch. Auf der Oberseite befindet sich ein Touch-Bedienfeld mit einem Lautstärke-Slider. Statt einer Wischbewegung kannst du auch den Finger auf das Plus oder Minus halten. Dazu gibt es Tasten für Play/Pause, vorheriges und nächstes Stück sowie zur Aktivierung der Sprachdienste. Diese habe ich nicht getestet, da ich sie auch sonst nicht nutze.

Ein Era 100 allein: kaum Stereoklang

Beide Era-Speaker können bereits für sich alleine Stereo-Klang erzeugen. Der Era 100 ist der Nachfolger des Sonos One. Da der Sonos One alleine nur mono kann, preist Sonos dies als Argument für den Era 100 an.

Der Era 100 hat zwei abgewinkelte Hochtöner. Der Stereo-Effekt, der dadurch entsteht, ist allerdings sehr bescheiden und keinesfalls ein Ersatz für zwei Lautsprecher. Willst du Raumklang im Wohnzimmer, empfehle ich dir unbedingt, mehr als einen Speaker zu kaufen. Der Unterschied ist riesig. Von den seitlich abstrahlenden Hochtönern im Era 100 profitierst du auch mit zwei Stück: Durch den Rundum-Klang musst du nicht genau im Sweet Spot sitzen.

Ein Era 300 allein: okay, aber zwei sind besser

Der Era 300 ist noch stärker darauf ausgerichtet, alleine möglichst viel Raumklang zu erzeugen. Seine Lautsprecher strahlen in alle Richtungen, einer auch nach oben. Letzteres bringt beim Musikhören wenig, im Heimkino mit Dolby Atmos ist es hingegen ein Vorteil. Das habe ich mangels Heimkino jedoch nicht getestet.

Um die Rundum-Abstrahlung des Era 300 voll zu nutzen, muss er frei stehen. Er sollte also nicht nur gegen vorne, sondern auch seitlich und am besten auch oben keine Hindernisse rund um sich haben.

Der Era 300 klingt voll und füllt den Raum gut aus. In den ganz tiefen Frequenzen hat er mehr Saft als der Era 100. Das erstaunt bestimmt niemanden – überraschend ist eher, dass er nicht generell basslastiger klingt als der kleinere Bruder. Während die Bässe beim Era 100 zuweilen etwas forciert wirken, scheint es der Era 300 nicht nötig zu haben, mit seiner Kraft zu protzen.

Zwei Era 100 als Stereo-Paar

Zwei Era 100 lassen sich als Stereo-Paar betreiben. Das ist eine schicke Lösung, die Platz spart und in vielen Fällen bereits ausreicht. Klar: Den ultimativen Wumms bekommst du so nicht hin. Die Lautstärke ist für ein mittelgrosses Wohnzimmer jedoch ausreichend, der Bass auch. Der Era 100 ist einiges potenter als ein akkubetriebener mobiler Bluetooth-Lautsprecher in dieser Grösse. Der Klang überzeugt mich.

Einen direkten Vergleich zum Sonos One kann ich nicht ziehen. Aber der Mitteltöner im Era 100 ist laut Hersteller um 25 Prozent grösser und sollte deshalb fähig sein, stärkere Bässe zu erzeugen als jener im Sonos One.

Zwei Era 100 und sonst nichts, das bietet sich an für klassisches Musikhören. Auch weil du damit herkömmliche Quellen anschliessen kannst. Bislang konntest du das bei Sonos nur, wenn du einen wesentlich teureren Sonos Five oder einen Sonos Port im System hattest.

Alle drei im Stereo-Betrieb

Zusätzlich habe ich auch alle drei Lautsprecher zusammen angehört. Das ist sicher kein übliches Setting – die zwei Era 100 werden im Heimkino eher mit einer Soundbar genutzt oder vielleicht mit einem Subwoofer. Aber ausprobieren wollte ich es trotzdem.

Den Era 300 habe ich in der Mitte platziert, die Era 100 links und rechts davon etwas höher. Sie werden im Stereo-Verbund betrieben, der Era 300 erzeugt Stereo für sich.

Fazit: Nimm zwei

Das Konzept beider Era-Speaker ist Sonos gelungen. Line-In und Bluetooth ermöglichen eine vielfältige Nutzung – auch mit mehreren Boxen.

Der Era 100 klingt für seine Grösse sehr gut. Ich würde jedoch unbedingt zwei davon kaufen – der Stereo-Effekt eines einzelnen Geräts ist bescheiden. Ein Paar dieser Winzlinge ist durchaus in der Lage, ein Wohnzimmer zu beschallen. Es ist die klassische Art, Musik zu hören – die Anschlussmöglichkeit einer herkömmlichen Quelle passt bestens dazu.

Auch beim Era 300 überzeugt mich der Klang. Auch hier bin ich aber der Meinung, dass es zwei Stück braucht. Ein Era 300 allein klingt nicht sehr dreidimensional, obwohl die Abstrahlung in mehrere Richtungen durchaus zu hören ist. Zu meiner Überraschung klingt auch die unorthodoxe Kombination mit zwei Era 100 richtig gut.

Das Einsatzgebiet des Era 300 ist eher Heimkino als Hifi. Als Teil eines Surround-Systems können sie ihre Rundum-Abstrahlung voll ausspielen – vermutlich. Da ich beides nicht getestet habe, gebe ich hier allerdings keine Empfehlung ab.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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