

So entstehen Pumpheads, die deine leere Glasflasche zum Seifenspender machen
Die Marke «Pumphead» stellt Sets her, mit denen du eine gewöhnliche Glasflasche dank einer speziellen Dichtung zum Seifenspender machen kannst. Wie diese entstehen, habe ich mir mit dem Gründer David Brönnimann genauer angeschaut.
Einfachheit, Aufwertung und Kreativität. Wenn ich die Werte, die David Brönnimann durch seine Marke vermittelt, zusammenfassen müsste, wären diese Prinzipien vielleicht die treffendsten Beschreibungen. Der 31-jährige Berner sieht Upcycling als Chance, den Lebenszyklus von Dingen zu verlängern. Deshalb gründete er die Marke Pumphead und entwarf einen Aufsatz, der eine Flasche zum Spender für Seife, Duschgel oder Desinfektionsmittel macht. Ich treffe ihn in den Werkstätten der Nimoulda AG in Täuffelen bei Bern. Hier wird der wichtigste Bestandteil seines Designs produziert: die Dichtung.
Alles begann mit einer leeren Flasche
2019 gründete der Unternehmer seine erste Marke für handgemachte Spirituosen namens Lewa spirits GmbH. «Ich wollte mich immer selbstständig machen, aber nicht in meinem gelernten Beruf als medizinischer Masseur», sagt David. Er dachte ständig darüber nach, was er stattdessen machen könnte, bis er im Sommer 2019 einen Ingwerlikör in seiner WG selber anrührte. Der Plan war eigentlich nur, diesen ans Gurtenfestival in Bern mitzunehmen und dort zu konsumieren. Doch das Feedback war so gut, dass David sich dazu entschloss, einen Schritt weiterzugehen. «Bei meinen Mitbewohnern hörte die Faszination für die Spirituose nach dem Festival auf, aber ich war angefixt. Ich wollte das Rezept verfeinern und feilte an einem eigenen Flaschendesign, um den Likör für ein breiteres Publikum produzieren zu können.»

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Wenn David nicht so viel Wert auf das Aussehen der Glasflasche gelegt hätte, wäre er ein Jahr später nie auf die Idee für seine zweite Marke gekommen. Denn die Gründung von Pumphead war das Ergebnis einer aktiven Achtsamkeitsübung des Jungunternehmers: «Ich hörte gut zu, was mir Freunde und Familie über den Likör sagten. Regelmässig teilten sie mir mit, dass sie die Flaschen nicht wegwerfen wollten, weil sie diese so schön fanden. Aus Hygienegründen konnte ich sie jedoch nicht zurücknehmen und recyceln. Also dachte ich ans Upcycling.» Am meisten schien laut David das Logo zu gefallen. Es ist einerseits vom Berner Wahrzeichen, dem Bären, inspiriert. Andererseits übernahm er den Stil der geometrischen Tattoos, die er bei seinen Patientinnen und Patienten während seiner Zeit als medizinischer Masseur oft sah.

Quelle: Pia Seidel
Der Designprozess
Der Jungunternehmer suchte nach einer Lösung, um die Flasche vor dem Altglas zu bewahren. Gleichzeitig sollte sie kreativer sein, als daraus eine Vase oder einen Kerzenständer zu machen. Er dachte daran, einen Aufsatz zu entwickeln, damit sie zum funktionalen und hübschen Spender für Flüssigseife werden konnte. «Damals befanden wir uns gerade in der Pandemie. Es war nicht der beste Zeitpunkt, um ein neues Unternehmen zu gründen, aber ich habe Potenzial gesehen und nahm kurz darauf an der Gründershow ‹Höhle der Löwen Schweiz› teil, weil mich eine meiner Kundinnen angemeldet hatte. Ich gewann, also machte ich weiter.»

Wie so oft steckte der Teufel jedoch im Detail. Deshalb dauerte es, bis das Produkt 2020 lanciert werden konnte. Damit ein Pumphead-Aufsatz auf alle Flaschen passte, brauchte es zunächst die richtige Dichtung. Diese entwickelte David in Zusammenarbeit mit Nimoulda, die sich mit den Herausforderungen von Kleinteilen wie diesen auskennt. «Die Lamellen des ersten Prototyps waren zu kurz, sodass Flüssigkeit durchdringen konnte», sagt Patrick Strazzer, der Geschäftsführer, als er uns die Spritzgussmaschine zeigt, die gerade eine Dichtung nach der anderen ausspuckt. «Deshalb starteten wir einen zweiten Versuch, um die Bandbreite abdecken zu können, die David suchte.»
Weil die erste Spritzgussform unbrauchbar war, mussten Patrick und sein Team eine neue anfertigen. Dazu sind mehrere Schritte nötig, die teils von Hand ausgeführt werden. Wenn dabei keine Manpower im Spiel ist, hilft der eigene Strom, den Nimoulda dank ihrer Solaranlagen auf dem Dach generiert. Dieser treibt die Bohrmaschinen an, die kleinste Löcher bohren können. Die Energie, die während des gesamten Prozesses eingesetzt wird, wird gleichzeitig zum Heizen der Werkstatt gebraucht.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Der zweite Versuch verzögerte nicht nur den Produkt-Launch, sondern kostete auch mehr. Als ich David frage, wie er das Ganze finanzierte, erklärt er mir, dass er seine Ersparnisse und Gewinne seiner ersten Firma einsetzen konnte. Das zahlte sich wenig später aus: Der neue Prototyp passte auf jede gewöhnliche Flasche, die ein Gewinde hat.
Eine Upcycling-Lösung mit vielen Erscheinungsformen
Für Spirituosenflaschen wie die des Hendricks-Gins, die oft eine Korkmündung besitzen, braucht es lediglich ein zusätzliches Verbindungsstück und schon wird sie zum Hingucker. Jeder Aufsatz ohne Dichtung stammt aus China und ist aus rostfreiem 304 Edelstahl und in Gold, Schwarz oder Kupfer erhältlich. So passt er zu vielen Flaschenfarben. Der Karton für die Verpackung kommt hingegen aus Deutschland. Wer möchte, kann sogar die Seife mit einem in Karton verpackten natürlichen Pulver anmischen, um weniger Plastik zu verwenden.

Quelle: Pia Seidel
Mit dem Begriff Nachhaltigkeit geht David vorsichtig um: «Ich bevorzuge das Wort Upcycling und glaube nicht, dass das Produkt an sich nachhaltig ist.» Der junge Unternehmer ist sich bewusst, dass Pumphead kein Produkt ist, das du mehrmals kaufst. Wenn du erst einmal ein oder zwei davon besitzt, bist du bereits gut ausgestattet. Deswegen rechnet er künftig nicht mit einer wiederkehrenden Kundschaft, plant stattdessen ins Ausland zu expandieren und legt den Wert mehr auf die Botschaft: «Mit Pumphead möchte ich zeigen, dass sich etwas, wofür du ohnehin schon bezahlt hast, länger im Kreislauf bewegen kann, als du denkst. Vor allem, wenn du das Augenmerk auf das Design legst und es selber mitgestaltest.»

Quelle: Pia Seidel
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.