

Selfie-Drohne Hover Air X1 Promax im Test

Die Hover-Air-Drohnen sind sofort einsatzbereit und brauchen keine Fernbedienung. Die X1 Promax bietet mehr Funktionen, mehr Reichweite und eine bessere Aufnahmequalität als die X1. Im Test vermag sie fast durchgängig zu überzeugen.
ZeroZero Robotics sorgte 2023 mit der Hover Air X1 für frischen Wind: eine kleine, leichte Drohne, die kinderleicht zu bedienen ist und keine Fernbedienung benötigt. Ich habe sie in meinem Test als «fliegende Selfie-Kamera» bezeichnet. Mittlerweile gibt es zwei weitere X1-Drohnen: Die X1 Pro und die X1 Promax. Die Promax, die ich hier teste, hat eine etwas bessere Kamera als die Pro und zusätzlich zum microSD-Speicher weitere 64 statt 32 GB interner Speicher. Ansonsten sind die Spezifikationen weitgehend identisch.
Das Konzept der Promax ist das gleiche wie bei der X1. Die Drohne wird ohne Fernbedienung gesteuert. Viele Flugmodi sind vollautomatisch. Sie fliegen entweder eine vorher festgelegte Route ab, etwa einen Kreis, oder sie verfolgen dich auf eine vorher definierte Art und Weise. Die Drohne landet auf deiner Hand, wenn du diese ausstreckst. Daneben gibt es auch einen «manuellen» Modus, in dem du die Drohne mit dem Smartphone steuerst.
Die X1 Promax kann dabei fast alles besser als die X1. Das einzige, worin sie die X1 nicht schlägt, sind die Abmessungen. Sie ist ein Stück grösser und schwerer, liegt mit 192 Gramm aber immer noch deutlich unter der regulatorisch wichtigen Grenze von 250 Gramm.


Akkulaufzeit und -varianten
Für das höhere Gewicht gibt es erfreuliche Gründe. Unter anderem ist die Promax weniger anfällig dafür, vom Winde verweht zu werden und bleibt dank eines stärkeren Akkus länger in der Luft.
Gemäss Herstellerangaben steigert sich die Flugzeit von 11 auf 16 Minuten. Selbst bei idealen Bedingungen erreicht die Drohne diesen Wert aber nicht. Indoor, also ohne Wind und ohne Fortbewegung, schaffte sie in meinem Test 13,5 Minuten. Die X1 kam auf 10 Minuten. Wir haben also eine klare Verbesserung, aber auch die X1 Promax bleibt immer noch kurz in der Luft. Zum Vergleich: Die DJI Mini 3 kommt auf 38 Minuten. Wind und hohe Geschwindigkeiten können die Flugzeit zusätzlich reduzieren.
Somit rate ich auch bei der Promax zu einem Zweitakku. Es gibt die Drohne in einer Combo-Variante, in der auch Zweitakku und Doppel-Ladegerät dabei sind. Diese Combo scheint mir aktuell (Juni 2025) aber unverhältnismässig teuer. Du sparst eine Menge Geld, wenn du einen Zweitakku einzeln kaufst. Es gibt neben dem Standard-Akku auch eine Thermo-Variante, die nicht nur bis -5° C, sondern bis -20° C funktioniert. Passend dazu hat die X1 Promax einen speziellen Skimodus. Beides habe ich aufgrund der aktuellen Jahreszeit nicht getestet.
Schnell genug fürs Rennrad
Die X1 Promax bietet alle Flugmodi der X1 und einige mehr. Neben dem Skimodus gibt es auch einen Cycling Mode, also einen Fahrradmodus. Beim Test der X1 konnte mir die Drohne nicht mehr folgen, wenn ich für einen Sprint voll in die Pedalen trat. Die X1 Promax ist deutlich schneller und hat damit keine Probleme. Laut Spezifikationen erreicht sie 42 km/h und für einen kurzzeitigen Sprint sogar 60 km/h. Das folgende Video ist nicht im Fahrradmodus, sondern im Follow-Modus aufgenommen, zeigt aber trotzdem, dass die Geschwindigkeit ausreicht.
Im Fahrradmodus kannst du angeben, ob du dich auf offenem Gelände befindest oder zum Beispiel auf einer Mountainbike-Abfahrt im Wald. Tatsächlich soll die Drohne auch da ihren Weg finden. Ich selber fahre kein Mountainbike und habe dies nicht getestet. Klar ist, dass die X1 Promax nicht ganz so ungefährlich ist wie die X1. Sie hat zwar vorne, hinten und unten Sensoren und Kameras zur Hinderniserkennung. Trotzdem erkennt sie Hindernisse auch bei langsamen Geschwindigkeiten nicht immer. Unten im Video fliegt sie zum Beispiel zuerst in einen kleinen Zweig und am Ende in einen Baumstamm. Auch das Tracking ist nicht absolut zuverlässig. Bei hohen Geschwindigkeiten oder in sehr engen Kurven würde ich die Drohne nur auf übersichtlichen, sicheren Strecken einsetzen.
Hinterherfliegen im Büro-Labyrinth
Ebenfalls neu ist der Modus «indoor follow». Dabei versucht die Drohne, deinen Laufweg exakt nachzufliegen. Dadurch soll sie weniger in Wände einschiessen als im normalen Follow-Modus, in dem sie einfach den kürzesten Weg nimmt.
In einem kurzen Parcours durch unser Grossraumbüro funktioniert das gut. Besonders gefreut hat mich, dass die Drohne sich von der Glaswand nicht austricksen lässt, sondern die offene Tür findet.
Beim Treppensteigen zeigt sich, dass die Drohne sich auch in der Höhe anpasst. Sehr gut. In der Kurve nimmt sie eine kleine Abkürzung, fliegt also meinen Laufweg nicht exakt nach, was ich aber nicht als störend empfinde. Am Ende des Clips wird die Drohne von der selbstschliessenden Tür abgeschossen. Der Schutzkäfig für die Rotoren ist aber stabil und übersteht das. Der Abstand zwischen Drohne und Person kann in den Voreinstellungen verringert werden, dann würde selbst das klappen.
Die Videos zeigen ein weiteres Plus gegenüber der früheren Hover Air X1: Der Gimbal kann die Kamera um 90 Grad drehen und so Fotos und Videos im Hochformat aufnehmen.
Manueller und halbmanueller Modus
Mit dabei ist wieder ein manueller Modus, in dem du die Drohne ganz normal mit zwei Joysticks steuerst. Besser gesagt: Mit virtuellen Joysticks auf dem Smartphone. Bei der X1 ist der Nutzen des manuellen Modus stark eingeschränkt, weil sie nicht höher als 30 Meter aufsteigt. Bei der X1 Promax sind richtige Luftaufnahmen möglich. Ab einer Höhe von 60 Metern gab es bei mir Aussetzer bei der Übertragung von Steuerungssignalen und Live-Bild. Je nach Smartphone kannst du auch höher fliegen. Es ist aber klar, dass die Wi-Fi-Verbindung im Vergleich zu einer richtigen Drohnen-Fernsteuerung limitiert ist. Für die X1 Promax gibt es eine externe Steuerung, die sich auch an einem Fahrrad montieren lässt. Diese schafft laut Hersteller Distanzen von bis zu einem Kilometer.
Die X1 Promax erlaubt zudem, bei gewissen automatischen Modi manuell einzugreifen. Diese Funktion nennt sich Copilot und steht bis jetzt bei Follow, Side Track und Dolly Track zur Verfügung. Während die Drohne dich verfolgt, kannst du in der Live-View ihre Höhe, ihren Abstand oder ihre seitliche Position ändern.
Dies eröffnet die Möglichkeit für mehr Abwechslung und interessante Kamerafahrten. Allerdings ist es dann auch vorbei mit der kinderleichten Bedienung, die eigentlich das Markenzeichen der Hover-X1-Serie wäre. Ich muss, während ich mich zu Fuss oder auf dem Fahrrad fortbewege, gleichzeitig die Drohne steuern. Fliegt sie hinter mir, habe ich sie nicht im Blick. Aus Sicherheitsgründen muss dann eine zweite Person die Drohne steuern und überwachen. Die manuellen Eingriffe können zudem leicht holprig wirken im Vergleich zur Automatik. Und im Sonnenlicht sehe ich kaum etwas auf dem Smartphone. Im manuellen Modus macht mir das weniger Probleme, denn da kann ich mir vorher ein Plätzchen im Schatten suchen.
Videoqualität: grosser Sprung nach vorne
Die technischen Daten lassen keinen Zweifel daran, dass die X1 Promax eine bessere Videoqualität liefert als die X1. Bei Videos bietet sie 8K-Auflösung statt nur 2,7K, und fast noch wichtiger: 4K nimmt sie mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde auf, im Zeitlupenmodus gar mit bis zu 120. Es gibt einen HDR-Modus für besseren Ausgleich von Licht und Schatten sowie HLG und Hover Cine, beides in 10 Bit. Als Zubehör sind zudem ND-Filter erhältlich.
8K dient vor allem zur Verwendung eines digitalen Zooms: Ich komme näher heran und habe immer noch 4K-Auflösung. Diese Funktion erreichst du auch direkt in der Drohne, über den digitalen Zweifach-Zoom.
Fotos: in Ordnung, aber DNG wenig hilfreich
Fotos weisen standardmässig 12 Megapixel auf, es lassen sich aber auch 48-Megapixel-Aufnahmen erstellen. Seit dem Firmware-Update 7.11.8 bietet die Drohne neben JPEG auch das DNG-Format an.
Im Standardmodus mit 12 Megapixeln ist die Qualität in Ordnung – für so eine kleine und leichte Drohne sogar gut. Auch der HDR-Modus liefert gute Ergebnisse.

Das DNG-Format ist merkwürdig: Es hat eine leicht andere Auflösung (4096×3072 statt 4000×3000 Pixel) und einen deutlich anderen Bildausschnitt. Der Spielraum bei Tonwertkorrekturen ist im Vergleich zu einer Vollformatkamera bescheiden, was nicht weiter überrascht. Schon eher überrascht mich, dass ich mit dem DNG-Format kein besseres Ergebnis erzielen kann als mit HDR-JPEG. Die kamerainterne Optimierung holt da wohl schon das Maximum heraus.
Zwei kleine Kritikpunkte bleiben. Noch immer treten gut sichtbare chromatische Aberrationen auf. Sie sind allerdings deutlich geringer als bei der X1.

Schiesse ich Fotos mit 48 statt mit 12 Megapixeln, gerät das Objektiv an seine Grenzen. In der 1:1-Vergrösserung verschmieren die Details. Auch das ist aber bei so einem kleinen Objektiv nicht anders zu erwarten. Immerhin ist die Auflösung auch real höher als mit 12 Megapixeln.

Soundqualität: immer noch suboptimal
Drohnenvideos haben normalerweise keinen Ton. Es wäre sowieso nur das Motorengeräusch zu hören. Da die Hover-Air-Drohnen aber als Selfie-Drohnen konzipiert sind, kannst du über die App auch Ton aufzeichnen. Du sprichst also ins Smartphone. Die auf der Drohne gespeicherten Videos sind weiterhin tonlos, aber wenn du sie über die App herunterlädst, werden sie mit der Tonaufnahme zusammengefügt.
Das Drohnengeräusch wird wie schon bei der X1 effektiv herausgefiltert: Du hörst davon nichts, selbst in kleinen Innenräumen, wo die Drohne so laut ist, dass ich mein eigenes Wort kaum verstehe. Allerdings beeinträchtigt der aggressive Filter die Sprachqualität. Da hat sich gegenüber der X1 kaum etwas verbessert. Die Filter-Einstellung «extreme» statt «normal» scheint mir weiterhin nutzlos, da schon normal sehr aggressiv filtert.
In den obigen Aufnahmen mit der Promax sind Ton und Bild nicht korrekt synchronisiert. Bei einem zweiten Test und mit dem neusten Firmware-Update stimmte die Synchronisation. Bei der X1 hatte ich dieses Problem nie.
Fazit
Gelungene, etwas teure Weiterentwicklung
Die Hover Air X1 Promax übernimmt das bestechend einfache Bedienkonzept der Hover Air X1, das ohne Fernbedienung und vielfach sogar ohne Smartphone auskommt. Dabei ist sie in praktisch allen Belangen besser. Sie fliegt länger, stabiler, weiter und höher, hat mehr Flugmodi, mehr Speicher und interessantes Zubehör. So lässt sie sich wesentlich vielseitiger einsetzen. Die Bildqualität hat sich ebenfalls verbessert und ist für so eine kleine Drohne vor allem bei Videos beachtlich. Nicht besser ist hingegen die unbefriedigende Sprachqualität beim Vertonen von Videos. Dies schränkt den Nutzen der Hover-Drohne als fliegende Vlogging-Kamera etwas ein.
Trotz der vielen Vorteile der X1 Promax kann für manche Personen die ältere X1 die bessere Wahl sein: Erstens ist diese mittlerweile viel günstiger. Bei der Promax finde ich insbesondere die Combo-Version überteuert (Stand Juni 2025). Zweitens ist die X1 Promax nicht ganz so einfach und ungefährlich zu fliegen wie die X1. Wer zum Beispiel Fahrradaufnahmen mit hoher Geschwindigkeit machen und dabei womöglich manuell eingreifen will, muss genau wissen, was er oder sie tut und im Idealfall eine zweite Person zu Hilfe nehmen.
Dennoch bleibt die X1 Promax einfacher zu bedienen als die meisten anderen Drohnen. Damit ist sie eine gelungene Weiterentwicklung der X1.
Pro
- leicht und kompakt
- einfache Bedienung
- eingebauter Speicher
- gute automatische Flugmodi
- Hochformataufnahmen möglich
- robuster Propellerschutz
- hohe Videoqualität
Contra
- teuer (Combo-Variante)
- mässige Flugzeit
- weniger Reichweite als Drohnen mit Fernbedienung
- Soundqualität höchstens mittelmässig



Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.