
Hintergrund
«Trends im Design sind unser absoluter Feind» – David Pompa über gute Gestaltung
von Pia Seidel
Rucksäcke im Retro-Look sind stylisch, aber oft nicht fürs Bergsteigen und andere Outdoor-Abenteuer geeignet. Das will Unternehmensgründer David Freitag mit seinem Brand Nola ändern. Er entwickelt Backpacks für die City und die Berge.
Als Produktentwickler für Outdoor-Ausrüstung hat David Freitag mehrere Preise gewonnen. Zuletzt war er Chefentwickler für die Schweizer Marke Bach. Doch ein paar Jahre nach der Übernahme durch den Hersteller Scott wurde seine Abteilung geschlossen.
«Das war natürlich ein Schock, aber auch eine Chance», sagt David. «Was würde ich machen, wenn ich einen Rucksack völlig von Grund auf entwickeln könnte?», fragte er sich. Und machte sich an die Arbeit.
Rucksäcke gebe es zwar genug, sagt David. Aber sie seien entweder hochmodern und ganz auf Performance getrimmt, ohne Seele oder Flair. Oder sie seien auf Retro gestylt und würden in der Stadt gut aussehen, aber im alpinen Gelände auseinanderfallen.
Sein Ziel war es, Rucksäcke zu entwickeln, die beides können: Bei Outdoor-Aktivitäten am Berg performen und in der Stadt mit ihrem Style punkten. Sie sollten bei Wanderungen oder beim Bergsteigen Raum für ein Trinksystem, Wanderstöcke, Eispickel, die Action Cam sowie Befestigungen für Kletterkarabiner, Eisschrauben und ein Seil bieten. Gleichzeitig sollen sie in der City praktische Fächer für Laptop und Alltagsgegenstände haben. Dabei sollten sie leicht zu reparieren und aus recycelten Stoffen gefertigt sein.
Inspirieren liess er sich von Rucksäcken aus den 1940er-Jahren, genauer gesagt von Fotos von seinem Grossvater aus Graubünden, der David die Liebe zu den Bergen vermittelte. «Meinem Grossvater ging es nicht darum, auf den höchsten Berg zu steigen oder Rekorde zu brechen. Für ihn zählte das Erlebnis, die frische Bergluft und die Zeit draussen zu geniessen», erinnert sich David in einem Gespräch.
Aus Graubünden stammt auch der Name der Firma, Nola, benannt nach dem Wildbach Nolla. Um den Namen international leichter aussprechbar zu machen, wurde das eine «L» gestrichen.
Einen entscheidenden Vorteil haben die alten Rucksäcke gegenüber den neuen: Sie waren von Anfang an so konzipiert, dass sie sich gut reparieren liessen. Das übernahm David für seine Kreationen. So gibt es statt eines Zugsystems eine Schnur mit Knoten und Ösen. Das Rückenteil und der Hüftgurt sind austauschbar. «Jedes Element ist so gestaltet, dass es mit wenig Aufwand repariert oder ersetzt werden kann, sollte es nach Jahren kaputt gehen», sagt er.
Auch beim Stoff achtete er auf Nachhaltigkeit. Das Material sehe aus wie Baumwolle, sei aber zu 100% recyceltes Polyester. Die Nähte hat David auf ein Minimum reduziert. Das mache den Rucksack weniger anfällig für Risse, sagt er. Gleichzeitig gebe es weniger Stellen, an denen Feuchtigkeit eindringen könne. Der Stoff ist innenseitig beschichtet und somit praktisch wasserdicht – bis auf die Nähte.
Bei so viel Swissness stellt sich die Frage, warum Nola in Vietnam produziert. Dort gebe es gut ausgebildete Näherinnen und Näher sowie Zulieferer für Schnallen und Reissverschlüsse: «In der Schweiz findest du keine Fabrik, die mal schnell 3000 Rucksäcke produziert», sagt David. Die Kosten spielten eher eine untergeordnete Rolle.
Getestet wurden die Prototypen von Studierenden, Outdoor-Guides und Bergsportlern. Wichtig war David dabei, dass die Passform für so viele Menschen wie möglich stimmt. Mithilfe von anthropometrischen Daten und Tests mit unterschiedlich gebauten Personen sei das erreicht worden. «Die Rucksäcke passen in den meisten Fällen Erwachsenen zwischen 155 und 195 Zentimetern Grösse.»
Die Rucksäcke mit dem Namen Viandar («Wandern» auf Rätoromanisch) wird es mit 15, 25 und 35 Litern Fassungsvermögen geben. Um die Produktion zu finanzieren, hat David eine Kickstarter-Kampagne lanciert, die das Finanzierungsziel bereits erreicht hat. Ob und wann es die Rucksäcke in unserem Sortiment geben wird, steht noch nicht fest.
Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.