Produkttest

Schweizer Angel-Set: So bringt es dich zum ersten Fisch

Lorenz Keller
11.9.2023

Jaeger Fishing aus Zürich verspricht, dass du mit ihren Komplett-Sets garantiert einen Egli an den Haken bekommst. Fange ich damit wirklich einen Fisch?

Die Sonne brennt, die Geduld ist langsam aufgebraucht. Ich werfe und werfe und werfe. Noch hat kein Fisch angebissen. Plötzlich spüre ich ein Zucken in der Schnur… aber dazu später mehr. Zuerst stelle ich dir mein Testgerät vor.

Auspacken, los angeln und Fische fangen – das verspricht die Schweizer Angelmarke Jaeger. Dafür hat das Start-up aus Zürich spezielle Sets zusammengestellt: Rute, Rolle, Schnur und sogar Köder sind dabei. Dazu eine Anfänger-Anleitung.

Aber Achtung: In der Schweiz braucht es fürs aktive Angeln auf Raubfische den Sachkunde-Nachweis-Fischerei (SaNa-Ausweis). Bevor du also irgendwo die Rute auswirfst, musst du dich auf jeden Fall erkundigen, wie die Vorschriften sind.

Alles dabei für den ersten Wurf

Ich packe die Schachtel von Jaeger Fishing aus. Ich habe die günstigste Basic-Variante für den Test bekommen. Für knapp 100 Franken gibt es neben Rute und Rolle auch ein Pack Köder und ein vormontiertes Carolina Rig. Was das ist? Dazu gleich mehr.

Kaum zehn Minuten hat das gedauert. Der grosse Vorteil ist, dass Jaeger auf fixfertige Montagen setzt. Das spart dir gerade für die ersten Versuche viel Zeit. Das Perch Go Kit
ist für Barsch ausgelegt, in der Schweiz meist Egli genannt (und auf Englisch eben Perch). Bei uns ist das gerade für Einsteigerinnen und Einsteiger der beliebteste Raubfisch.

Nicht vergessen darfst du aber, dass im Set nicht alles drin ist, was du fürs Angeln brauchst (und je nach Gewässer auch vorgeschrieben ist). Es fehlen: ein Feumer oder Kescher zum einfachen Landen von Fischen. Eine Zange, um Haken leichter zu lösen. Ein Fischtöter und ein Messer, um einen massigen Fisch waidgerecht zu töten, wie du es im SaNa-Kurs gelernt hast.

Übung bringt den Fisch

Es geht los, ich werfe aus – und halte mich genau an die Anleitung. Das Carolina Rig besteht aus einem Gewicht, das auf die Schnur gefädelt wurde. Dann kommt eine durchsichtige Perle – beides läuft frei auf der Schnur und wird gegen unten von einem kleinen Gummi gestoppt. Danach folgt nochmals rund ein halber Meter Fluorocarbon-Schnur, am Ende sind Haken und Köder montiert.

Nach dem Wurf lasse ich das zehn Gramm schwere Gewicht ganz auf den Boden absinken und warte ein paar Sekunden. Danach zupfe ich kurz und kurble zwei oder drei Umdrehungen. Und warte dann wieder, bis das Gewicht auf dem Boden auftrifft.

Was passiert nun unter Wasser? Das Gewicht hüpft hoch, sinkt dann schnell wieder auf den Grund und schlägt dabei auf die Perle. Das Klackern lockt Fische an. Der Köder schiesst zuerst ebenfalls hoch, sinkt dann aber an der Schnur viel langsamer als das Blei und taumelt auf den Grund. Das simuliert ein verletztes Beutetier und reizt Räuber zum Biss.

Als Einsteigerin oder Einsteiger wirst du diese Technik zuerst üben müssen. Das kannst du mit dem Jaeger Perch Go Kit gut, weil es genau auf diese Angelei abgestimmt ist. Sprich: Die Rute ist beispielsweise fein genug, dass du jeweils spürst, wenn das Gewicht mit einem leichten «Tock!» auf den Grund auftrifft.

Schwierig ist am Anfang aber, dass sich ein Biss ganz ähnlich anfühlt. Eine Art Zupfen, oft schnell hintereinander. Doch Moment, da hat es doch wirklich gezupft…

Der erste Fisch – Ziel aber noch nicht erreicht

Tatsächlich, ich schlage die Rute leicht an und es hängt ein Fisch am Haken. Der Köder lag ein paar Sekunden direkt vor mir im vielleicht 50 Zentimeter tiefen Wasser. Und da hat ein Barsch zugeschlagen.

Allerdings ist es kein Egli, sondern ein Sonnenbarsch. Ein wunderschöner Fisch, der ursprünglich aus Nordamerika kommt, sich bei uns stark verbreitet hat – und als invasive Art gilt.

Den ersten Fisch habe ich also mit dem Einsteiger-Set bereits gefangen. Und das nach rund einer Stunde. Der Egli fehlt aber noch. Aber es heisst ja auch fischen und nicht fangen: Wer auf den schnellen Erfolg aus ist, für den ist Angeln das falsche Hobby. Es braucht Geduld und Beharrlichkeit.

Das muss ich nun auch erfahren. Die nächsten zwei Stunden passiert nämlich nichts mehr. Klar, dank etwas mehr Erfahrung ist mir bewusst, dass es manchmal schwierig ist, am frühen Nachmittag im Sommer einen Raubfisch zu fangen. Aber im Test simuliere ich ja einen Einsteiger, der einfach an den See steht und probiert.

Der zweite Fisch ist eine grosse Überraschung

Mit dem Carolina Rig (auch C-Rig genannt) fischt du vor allem am Grund – wo die Eglis im Frühling, Herbst und Winter häufig zu finden sind. Im Sommer jagen die Fische oft mitten in der Wassersäule oder sogar an der Oberfläche. Aber auch im Sommer wirst du immer wieder Eglis am Grund antreffen.

Solche Dinge lernst du mit der Zeit und kannst deine Angelei an die Umstände anpassen – die sich gerne auch von Tag zu Tag wieder ändern. Ich ziehe die von Jaeger vorgeschlagene Methode durch. Als Einsteigerin oder Einsteiger ist das durchaus sinnvoll. Statt alle fünf Minuten Köder zu wechseln, lieber Geduld haben und Vertrauen gewinnen.

Beim Angeln in Grundnähe bleibst du mit dem Blei oder dem Köder immer mal wieder im Kraut hängen. Gerade in Ufernähe ist das oft unvermeidlich. Das passiert auch mir. Ein kurzes Reissen – da hängt etwas dran.

Ich kurble alles ein. Aber nicht nur Grünzeug hängt am Caroline Rig, sondern auch ein kleiner Hecht. Was für eine Überraschung! Kescher und Zange habe ich zum Glück griffbereit, denn dieser Raubfisch hat scharfe Zähne. Ich kann ihn so direkt im Wasser abhaken, muss ihn nicht berühren.

Mit dem dritten Fisch die Mission erfüllt?

Nach knapp vier Stunden ist es endlich so weit. Ich lasse gerade mal wieder das Carolina Rig absinken, da spüre ich eine kurze Vibration. Ein Biss! Ich schlage an. Der Egli hängt und das Adrenalin steigt. Ich kann den Fisch landen und freue mich. Ziel erfüllt, auch wenn der Barsch sehr klein ist.

Das Jaeger Perch Go Kit hat Fisch gebracht. Und das sicher nicht unter idealen Bedingungen. Aber so war der Test durchaus realistisch, weil Anfängerinnen und Anfänger sich ja ebenfalls noch nicht gut den Gegebenheiten anpassen können. Auch für mich mit etwas mehr Erfahrung war es durchaus lehrreich zu sehen, dass es sich lohnen kann, eine Methode auch einfach mal durchzuziehen.

Lob und Kritik fürs Schweizer Anfänger-Set

Ich hätte mir vor etwas mehr als drei Jahren nach dem Bestehen der SaNa-Prüfung so ein Starter-Set gewünscht. Rute, Rolle, Schnur, Köder – alles auf einen Zielfisch fokussiert und auch darauf abgestimmt. Stattdessen habe ich mir wie viele andere Einsteigerinnen und Einsteiger eine günstige Allround-Rute geholt. Die kann alles ein bisschen, aber nichts wirklich gut. Inzwischen steht sie im Keller.

Fürs Angeln auf den beliebten Egli braucht es eine Kombo, mit der die feinen Bisse und auch Köder-Aktivitäten gut übertragen werden. So dass du Schläge, Zupfer und Ruckler über Schnur und Rute spürst. Trotz des günstigen Preises erfüllt das Perch Go Kit diese wichtige Voraussetzung.

Das C-Rig ist allerdings eine eher ungewöhnliche Methode für die ersten Fische. Oft starten Anfängerinnen und Anfänger mit einem Jigspinner oder Spinner. Die kannst du einfach auswerfen und nach dem Absinken gleichmässig einkurbeln. Da dir Jaeger Fishing alles gut erklärt und den schwierigsten Teil des Carolina Rigs abnimmt, nämlich das Knüpfen der Montage, ist auch diese Methode durchaus einsteigertauglich.

Fazit: Jaeger hat mich erfolgreich geködert

Was das Perch Go Kit von anderen Kombos abhebt, ist das Konzept dahinter. Es wird nicht nur einfach eine Rolle mit einer Rute in Kombination angeboten, sondern alles fixfertig aufeinander abgestimmt. Die Anleitung mit allen Basics ist dabei ein zentraler Bestandteil.

Natürlich kann ich zu diesem Preis keine Wunder erwarten. Meine private Kombo, die 350 Franken gekostet hat, ist feiner und bietet mehr Rückmeldung. Aber das Set des Schweizer Herstellers ist gut genug, dass ich auch mit etwas mehr Erfahrung sehr gerne damit angle. Und qualitativ massiv besser als die teilweise noch günstigeren Einsteiger-Sets aus dem Discounter.

Titelfoto: Lorenz Keller

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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