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Eine Trennung zeichnet sich schon Monate vorher ab
von Spektrum der Wissenschaft
Wer nicht gut geschlafen hat, verhält sich am nächsten Tag bei der Arbeit eher narzisstisch, manipulativ und gewissenlos.
Einer der Kollegen denkt immer nur an sich? Das könnte daran liegen, dass er unter Schlafproblemen leidet, wie eine Feldstudie unter Angestellten in Belgien und Argentinien nahelegt. Wer die letzte Nacht nicht wohl geruht hat, zeige sich am nächsten Tag eher von seiner schlechten Seite, so das Fazit der Forschenden in der Fachzeitschrift «Journal of Organizational Behavior».
Das Team um die Psychologin Evy Kuijpers von der Freien Universität Brüssel wollte herausfinden, unter welchen Umständen etwaige negative Eigenschaften am Arbeitsplatz zum Vorschein kommen. Die Gruppe bat deshalb mehr als 100 Angestellte in Belgien und in Argentinien, zehn Tage lang per App Auskunft über ihren beruflichen Alltag zu geben: Am Morgen notierten die Teilnehmenden, wie gut und wie lange sie geschlafen hatten; am Nachmittag berichteten sie über ihren Umgang mit Stress und ihr Verhalten bei der Arbeit. Zeigten sie Merkmale von Narzissmus, Machiavellismus oder Psychopathie, der sogenannten Dunklen Triade der Persönlichkeit? Hatten sie zum Beispiel jemanden belogen oder ausgenutzt?
Ergebnis: Wer kurz oder schlecht geschlafen hatte, konnte weniger gut mit unangenehmen Situationen umgehen und zeigte eher Anzeichen für Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie, beispielsweise ein gesteigertes Bedürfnis nach Bewunderung, manipulatives Verhalten und Gewissenlosigkeit. Bereits kleine Schwankungen in der Schlafdauer und Schlafqualität schlugen sich am nächsten Tag im Verhalten nieder. Umgekehrt war das nicht der Fall: Wenn jemand bei Tage über Merkmale der Dunklen Triade berichtete, schlief er daraufhin nicht schlechter. Bei manipulativem Verhalten verlief die darauf folgende Nachtruhe sogar besser.
Der Zusammenhang liess sich auch nicht einfach damit erklären, wie sehr die Befragten generell zu Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie neigten. Die Forschenden schließen daraus, dass stabile Merkmale der Persönlichkeit allein nicht genügen, um das unsoziale Verhalten zu erklären. Erst in der Interaktion mit anderen Bedingungen wie Schlafproblemen und Stress komme die Persönlichkeit zum Vorschein.
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