
Produkttest
Rowenta X-Clean 10: Saugen, wischen, sprechen
von Simon Balissat
Mit dem Ecovacs Deebot X9 Pro Omni habe ich erstmals einen Saugroboter mit Walze statt mit Wischmopps getestet. Das Fazit: Diese Technik hat Zukunft!
Kennst du dieses symbolische Bild von der Evolution des Menschen? Ganz links ist noch ein Affe, der auf allen Vieren geht und rechts dann der aufrechte Mensch? Eine solche Evolution machen Saugroboter gerade durch, wenn es ums feuchte Aufnehmen geht.
Zuerst zogen sie einen Lappen über den Boden – den man von Hand reinigen musste. Danach kamen vibrierende Platten. Inzwischen haben die meisten Modelle runde Mopps, die sich drehen und in der Basisstation automatisch gereinigt werden.
Den nächsten Schritt in der Evolution konnte ich nun erstmals mit dem Ecovacs X9 Pro Omni testen. Dieser hat nämlich zum Wischen statt runder Mopps eine Walze mit Textilbezug.
Im hinteren Bereich des Roboters ist eine Rolle montiert, die sich bei der Reinigung schnell dreht. Der Ecovacs X9 Pro Omni befeuchtet den Textilbezug auf der einen Seite, auf der anderen zieht er das Schmutzwasser ab. Der Roboter hat also einen Frischwassertank und einen Abwassertank eingebaut. Das funktioniert wie bei den Nass-Trocken-Saugern, die du von Hand durch die Wohnung schiebst. Kollege Simon hat vor Kurzem so ein Exemplar getestet.
In regelmässigen Abständen fährt der Roboter in die Basisstation, wo die Walze mit bis zu 75 Grad heissem Wasser gewaschen wird. Anschliessend trocknet ein Föhn die Walze mit über 60 Grad heisser Luft. Ecovacs nimmt dir hier fast die ganze Arbeit ab. Es reicht, die Waschstation alle paar Monate von Staub- und Haarresten zu befreien.
Die Rolle ist 19 Zentimeter breit und reinigt damit einen rund 20 Zentimeter breiten Streifen auf einen Wisch. Zusätzlich kann der Roboter die Walze auf eine Seite ausfahren und damit die Kanten besser wischen.
Die Hersteller führen zwei Argumente ins Feld, warum den Walzen und Rollen die Zukunft gehört.
Wie wirken sich diese Vorteile im Testalltag aus? Sie sind auf den ersten Blick kleiner als gedacht – auf den zweiten Blick aber durchaus bemerkbar. Der Ecovacs X9 Pro Omni hinterlässt saubere Zimmer: Staub, Partikel, kleine Flecken – alles ist weg. Ich habe den Roboter mehrmals wöchentlich auf Tour geschickt und die Grundsauberkeit dadurch deutlich erhöht. Allerdings können das inzwischen auch Mittelklassegeräte mit zwei runden Mopps wie etwa der Mova P50 Pro Ultra.
Der Ecovacs mit seiner Rolle spielt seine Stärken in den Details aus: Wo er putzt, ist es sauber. Eingetrocknete Tropfen schafft er problemlos im ersten Durchgang. Bei anderen Modellen sind sie nach einer normalen Reinigung oft noch zu sehen. Hier zahlt sich der höhere Druck aus.
Allerdings vollbringt auch der Ecovacs Deebot X9 Pro Omni keine Wunder, wie der Extremtest zeigt. Ich habe Tomatensauce auf dem Boden verteilt und trocknen lassen. Der Roboter putzt zwar recht viel davon weg, trotzdem ist der Fleck noch gut sichtbar. Das System erkennt die starke Verschmutzung leider nicht und putzt kein zweites Mal.
Schlimmer noch, er verteilt die Tomatensauce, weil er einfach weiterfährt. Die Menge an Schmutz hat die Selbstreinigung an ihre Grenze gebracht, ein Teil der Abdeckung ist verklebt. Ich muss den Saugroboter stoppen und von Hand rund um die Walze putzen.
Trotzdem ziehe ich insgesamt ein positives Fazit: Die Rolle beziehungsweise Walze ist in den Details effektiver als Systeme mit zwei rotierenden, runden Mopps. An die Leistung eines guten Nass-Trocken-Saugers kommt der X9 Pro Omni aber nicht heran.
Die Rolle beansprucht rund zehn Prozent des Robotergehäuses. Das ist deutlich mehr Platz, als die Mopps brauchen, die mehr oder weniger nur aufgesteckt sind. Trotzdem liegt die Bauhöhe mit 98 Millimetern im normalen Bereich. Viele Konkurrenzmodelle sind zwischen neun und zehn Zentimeter hoch. Hast du Sofas oder Betten mit weniger Platz darunter, musst du gezielt nach einem schlankeren Modell suchen.
Auch bei der Grösse des Staubbehälters oder des Akkus muss ich keine spürbaren Abstriche machen. Der Roboter fährt nicht öfter an die Basisstation zurück zum Leeren als andere Modelle. Und die Batteriekapazität reicht gut aus, um eine Wohnung mit viereinhalb Zimmern und über 120 Quadratmetern in einem Wisch zu reinigen.
Den grössten Nachteil werden wohl Teppichfans haben. Die Modelle mit Wischmopps können diese in der Basisstation deponieren, wenn sie Teppiche saugen. Damit wird verhindert, dass sich die nassen Mopps über den Teppich ziehen. Beim Deebot bleibt die Rolle fix an Ort und Stelle. Ecovacs begegnet dem Teppichproblem mit zwei Massnahmen: Der Roboter hebt die Walze an und saugt immer zuerst die Teppiche, bevor er die Walze fürs Wischen befeuchtet.
Im Test war das bei mir kein Problem, da ich nur im Bad einen kleinen Teppich habe. Der Ecovacs hat ihn schon bei der Kartenerstellung erkannt und markiert, er blieb immer trocken. Trotzdem dürfte ein Modell mit Walze für all jene, die viele Teppiche zu Hause haben, nicht die erste Wahl sein.
Als Saugroboter hat sich der Deebot im sechswöchigen Test in allen Bereichen bewährt. Was allerdings auffällt: Er ist eher langsam. Das beginnt schon bei der Kartierung ganz am Anfang. 14 Minuten benötigt der X9 Pro Omni, um rund 120 Quadratmeter abzufahren. Nur die Modelle von Roborock sind noch langsamer. Das ist aber nicht so schlimm, weil du das nur einmal machen musst.
Viel wichtiger ist, dass der dabei erstellte Raumplan genau ist – und das ist er bei diesem Modell. Ich muss nur noch das Wohnzimmer von der offenen Küche und das zweite Badezimmer vom Flur abtrennen, schon bin ich startklar. Was auffällt: Im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern zeigt Ecovacs eine schematische Darstellung der Wohnung. Bei anderen Modellen siehst du die Umrisse der Möbel, die an der Wand stehen, und jeder Winkel und jede Ecke wird präzise dargestellt.
Einen Einfluss auf die Navigation habe ich aber nicht festgestellt. Der Roboter findet sich problemlos zurecht und putzt genau das, was er soll. Ecovacs verzichtet übrigens auf einen Turm für Sensoren, Laser oder Kameras. Diese sind direkt im Roboter integriert. Die Verarbeitung der Aufnahmen, etwa für die Hinderniserkennung, erfolgt lokal auf dem Gerät, Bilddaten werden nicht in die Cloud geladen. Ausser du gibst das in der App explizit für den «Product Improvement Plan» frei – oder du nutzt die integrierte Kamera über die App für eine Live-Ansicht deiner Wohnung.
Insgesamt ist der Roboter mehr gewissenhafte Schnecke als schnelles Rennpferd. In der Standardreinigung mit Wischen und Saugen braucht er rund eine Minute pro Quadratmeter. Das hat mich aber nur gestört, wenn ich unter Zeitdruck war, also noch «schnell» vor dem Essen den Roboter durch die Küche fahren lassen wollte.
Während der Mahlzeiten will ich lieber keine Sauggeräusche hören. Denn der X9 Pro Omni ist nicht wirklich leise. Mit 63 Dezibel, gemessen in rund einem Meter Abstand, gehört er zum oberen Mittelfeld bei der Lautstärke.
Was dagegen positiv heraussticht, ist die Anti-Tangle-Bürste. Auch nach sechs Wochen Test hat sich kein einziges Haar darum gewickelt – und dies bei zwei Personen mit langen Haaren im Haushalt.
Eine Funktion fehlt bei Ecovacs ganz, welche bei den aktuellen Topmodelle von Roborock und Dreame inklusive sind. Der X9 Pro Omni kann nicht klettern. Hast du Schwellen oder Absätze mit mehr als ein oder zwei Zentimetern Höhe in deiner Wohnung, dann musst du Rampen bauen oder bei der Konkurrenz schauen.
Der X9 Pro Omni ist in der Evolution der Wischtechnik zwar noch nicht der intelligente Homo Sapiens. Aber er macht zumindest einen grossen Schritt vorwärts – zum aufrechten Gang sozusagen.
Der Ecovacs Deebot X9 Pro Omni ist eines der ersten Modelle auf dem Markt, das wie ein Nass-Trocken-Sauger funktioniert. Eine laufend befeuchtete Textilrolle putzt den Boden.
Damit nimmt der X9 Pro Omni sauberer auf als viele Konkurrenten, die auf Mopps setzen – vor allem bei Flecken oder festsitzendem Schmutz. Da die Rolle nicht abgekoppelt werden kann, ist das Modell weniger für Haushalte mit vielen Teppichen geeignet. Auch eine Kletterfunktion fehlt, die viele Konkurrenten im Preissegment über 1000 Franken bereits integriert haben.
Pro
Contra
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.