Produkttest

Samsung HW-N950: Endlich Dolby Atmos zu Hause

Luca Fontana
3.1.2019

Samsungs HW-N950 ist nicht nur Soundbar, sondern Home-Cinema-System mit 7.1.4-Kanal. Preislich einigermassen im Rahmen, bietet sie endlich das, wonach ich bei Soundbars schon lange gesucht habe: Dolby Atmos mit Up-Firing-Technologie.

«Diese Kiste ist ja mal verdammt schwer.»

Das ist so ziemlich das Erste, was ich mir gedacht habe, als ich die Verpackung in meine Wohnung schleppe. Aber darin befinden sich nicht nur eine Soundbar, sondern auch Subwoofer und zwei Rear-Lautsprecher. Dass ich gleich ein ganzes Home-Cinema-Setup zum Testen erhalten würde, war mir anfangs gar nicht klar.

Mir soll’s recht sein. Vor allem, wenn Gewicht und Soundqualität Hand in Hand gehen. Samsungs grösstes Argument bei der HW-N950 ist Dolby Atmos. Das funktioniert so: Die Lautsprecher schiessen den Ton zur Decke, und von dort aus wieder zurück auf den Zuschauer. Damit soll es möglich sein, «the voice of god» – so nennt Dolby den Sound von oben – auch im eigenen Wohnzimmer geniessen zu können.

Ich bin gespannt.

Ausstattung ist Alles

Die Soundbar alleine wiegt schon etwa dreizehn Kilo. Das ist mehr als doppelt so viel wie meine Sonos-Playbar mit ihren etwa fünf Kilos und der Sony Soundbar HT-ZF9, die ich vor ein paar Wochen getestet habe.

Bei der HW-N950 von Samsung sind in der Soundbar sechs Mitteltief- und drei Hochtöner verbaut. Wie bei der Sonos-Playbar. Das mittlere Treiber-Paar, bestehend aus zwei Mitteltief- und einem Hochtöner, sorgt für klare Dialoge. Die anderen Paare sind für Stereo-Sound von links und von rechts zuständig. Bei den Hochtönern handelt es sich übrigens um Breitbandhochtöner: Sie ordnen den Ton selbst dann sauber zu, wenn du seitlich versetzt zum Fernseher sitzt.

Zusätzlich zu den drei frontalen Treiber-Paaren kommen noch je ein seitlicher Lautsprecher und zwei Lautsprecher auf der oberen Soundbar-Kante hinzu. Die oberen Treiber sind fürs Up-Firing zuständig – eben für den Sound, der zur Decke gestrahlt und von da zum Zuschauer reflektiert wird. Die beiden seitlichen Lautsprecher machen im Prinzip dasselbe, aber zu den Wänden hin. Damit sollen zwei zusätzliche seitliche Tonkanäle geschaffen werden.

Dann der Subwoofer. Der ist mit seinen etwa 20×40×42 cm (B×H×L) und etwa fünf Kilos ziemlich gross und brummt bei Musik- und Filmwiedergabe ganz schön vor sich hin.

Die beiden hinteren Lautsprecher-Boxen – Rear genannt – besitzen je zwei kleine Lautsprecher: Einer strahlt Sound in Richtung Zuschauer, der andere Lautsprecher in Richtung Decke. Weil es fürs Gehör sowieso schwieriger ist, Klänge, die von hinten kommen, genau zu orten, kommt es nicht auf die genaue Positionierung der Rear-Lautsprecher an. Hauptsache, sie befinden sich hinter dem Zuschauer.

Zusammenfassend:

  • Drei Treiber-Paare von vorne
  • Zwei Lautsprecher von hinten
  • Zwei seitliche Sound-Kanäle dank Side-Firing von der Soundbar aus
  • Ein Bass
  • Vier obere Sound-Kanäle dank zwei Up-Firing-Lautsprechern von der Soundbar aus und zwei Up-Firing-Lautsprecher von den hinteren Lautsprechern aus

Das macht insgesamt ein 7.1.4-Sound-System.

Die HW-N950 verfügt über zwei HDMI-Eingänge für externe Geräte sowie einen HDMI-ARC-Ausgang. Letzteres verbindet Fernseher und Soundbar: Videosignale der externen Geräte können an den Fernseher geschickt werden und umgekehrt können Audiosignale des Fernsehers zur Soundbar gelangen. Alternativ gibt’s einen optischen Audioeingang, über den der TV verbunden werden kann. Das Problem: Für Dolby Atmos reicht die Bandbreite eines optischen Kabels nicht aus.

USB-Schnittstelle oder 3.5mm-Buchse gehören nicht zur Ausstattung, genauso wenig wie eine LAN-Buchse. Drei Dinge, die Sonys HT-ZF9 dieser Soundbar voraus hat. Allerdings verbindet sich die Soundbar ohnehin via WLAN mit Subwoofer und Rear-Lautsprechern.

Amazed vom Amaze-Trailer

Meinen Test beginne ich mit dem berühmten Amaze-Trailer von Dolby. Von dem Moment an, als der Trailer zu spielen beginnt, weiss ich: Die Soundbar ist gut. Nein. Sensationell. Der Ton ist kraftvoll, klar im Detail und in der Szene in der Mitte des Trailers, wo ein Vogel eine kreisförmige Bewegung um den Zuschauer herum dreht, äusserst präzise.

Die Szene mit dem Vogel ab etwa 0:22 Sekunden

Der Regen über meinem Kopf ist klar definiert und plätschert fast greifbar von der Decke nach unten, während der Bass bei Donnergeräuschen zugleich weich und kraftvoll brummt, ohne zu überfordern.

Falls du deine eigene Atmos-Anlage testen willst: Hier geht’s zum Download einiger Sound-Demos.

John Powell Filmscores haben stets etwas aussergewöhnlich Kraftvolles an sich

Dort wirkt die Leistung nicht ganz so raumfüllend und voluminös wie bei meiner Sonos-Soundbar, obwohl beide Geräte über gleich viele Treiber verfügen. Dazu klingt der Bass nicht ganz so warm und freundlich, wie ich das gerne hätte. Das überrascht mich nicht. Musikwiedergabe ist seit jeher die grosse Stärke von Sonos. Samsungs HW-N950 hingegen ist speziell für die Filmwiedergabe konzipiert. Zeit, das auszutesten.

Mitten im Film: Legend of Tarzan

In «The Legend of Tarzan» von Regisseur David Yates hat Tarzan (Alexander Skarsgard) den afrikanischen Dschungel verlassen, um mit seiner Frau Jane Porter (Margot Robbie) in England zu leben. Als Tarzan erfährt, dass die Menschen im Kongo versklavt werden, kehrt er zusammen mit Jane und George Williams (Samuel L. Jackson), einem amerikanischen Diplomaten, in den Dschungel zurück.

Der Film ist bestimmt kein Meilenstein der Kinogeschichte, bietet aber eine wunderschöne Optik, brachiale Musik und eine Story, die besser ist, als sie klingt. Ausgewählt habe ich den Film für diesen Test wegen der Tonspur, die auch auf der Blu-ray in Dolby Atmos vorliegt – etwas, das ich für gewöhnlich nur von UHD-Blu-rays kenne.

Die Optik und die Dolby-Atmos-Tonspur trösten locker über kleinere Schwächen hinweg – entsprechendes Home-Cinema-System vorausgesetzt

Die Hilferufe kommen aus einer dunklen Ecke des Dschungels. Ein Kampf zwischen bewaffneten Männern und Gorillas. Jane ist mittendrin. In meinem Wohnzimmer prasseln die Regentropfen von der Decke auf mich herab. Dann höre ich die Schritte des herannahenden Tarzans hinter mir. Dann links. Dann rechts. Die bewaffneten Männer drehen sich genau so erschrocken um wie ich: Ein Gorilla. Schüsse fallen, und wieder rummst der Bass. Ich wähne mich tatsächlich mitten im Kongo.

Fazit

Samsung hat mit der HW-N950 Dolby Atmos versprochen und geliefert. Dank Up-Firing-Technologie. Das, was ich bisher nur aus dem Kino gekannt habe, funktioniert tatsächlich auch zuhause. Apropos: Von Dolby Atmos über DTS bis hin zu HDR10 oder Dolby Vision unterstützt die Soundbar alle wichtigen Audio- und Videoformate.

Nichtsdestotrotz: Der Sound stimmt. Mitteltöner und Höhen kommen glasklar, ausgewogen und beim Film – etwas weniger bei der Musik – raumfüllend daher. Der Bass bringt die Wände zum Wackeln. Und preislich schiesst das Set-Up rund um Soundbar, Subwoofer und Rear-Lautsprecher auch nicht übers Ziel hinaus.

Kurz: Kann man so machen.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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