Produkttest

Roomba Max 705 im Alltagstest: gute Idee, schwache Umsetzung

Lorenz Keller
19.12.2025

Einiges macht der iRobot Roomba Max 705 besser als die dominierende Konkurrenz aus China. Jedoch macht der Saugroboter auch massive Fehler. Eine schwierige Situation für den Pionier.

Seit über 20 Jahren entwickelt iRobot Saugroboter. Doch der Pionier aus den USA steckt in der Krise. Das zeigt sich leider im Alltagstest des Roomba Max 705.

Erster Eindruck: ein interessanter Deal

Auf den ersten Blick ist das aktuelle Flaggschiff von iRobot ein interessantes Angebot. Mit einem Preis von rund 700 Franken oder Euro liegt es Hunderte Franken unter den Topmodellen der Konkurrenz.

Die Feature-Liste ist dabei durchaus beachtlich. Der Roomba hat eine selbstreinigende Wischrolle, die auf Teppichen angehoben und mit einer Abdeckung geschützt wird. Sie reinigt sich sogar mit warmem Wasser, was bisher nur wenige Konkurrenten können.

Die Rolle wird in der Basisstation heiss gewaschen und getrocknet. Dazu kommt eine moderne Lidar-Navigation mit KI und Hinderniserkennung. Die Saugleistung von 13  000 Pascal geht in Ordnung, auch wenn andere Topmodelle inzwischen doppelt so viel Power haben.

Die Wischrolle fährt zur Seite aus, um die Ränder zu reinigen.
Die Wischrolle fährt zur Seite aus, um die Ränder zu reinigen.

Installation: schnelle Kartierung, langsame App

Vor dem Start muss ich zuerst die zwei Seitenbürsten montieren – das musste ich lange nicht mehr, bei der Konkurrenz ist alles schon angeschraubt. Die Bürsten drücke ich wie früher einfach auf. Der Roomba Max 705 hat auf jeder Seite eine Bürste, das ist unüblich. Schade ist, dass diese nicht ausfahrbar sind und nicht bis ganz an den Rand kommen.

Die Installation läuft problemlos. Ich muss dazu in der App ein Login erstellen. Danach kann ich den Roboter mit wenigen Klicks einrichten. Ein Update blockiert ihn dann allerdings über eine Stunde lang. Verwirrend ist, dass mir nicht klar ist, ob die App abgestürzt ist oder sich im Hintergrund noch etwas tut. Ein Zustand, der während des mehrwöchigen Tests immer wieder auftritt.

Nun kann ich die Karte der Wohnung erstellen. Nach 12 Minuten ist der Roomba Max 705 damit fertig. Das ist ein guter Wert. Schneller als die Modelle von Roborock und Ecovacs, aber nicht ganz so rasant wie Dreame oder Mova.

Die Räume werden auf der Karte vereinfacht dargestellt, das geht in Ordnung. Schade ist, dass die Zimmer nicht farblich voneinander abgegrenzt sind. Die App sieht etwas trostlos aus. Sehr schlicht und einfach – teilweise schlecht ins Deutsche übersetzt.

Die Darstellung in der App ist sehr einfach, das Zusammenführen zweier Räume dauert viel zu lange.
Die Darstellung in der App ist sehr einfach, das Zusammenführen zweier Räume dauert viel zu lange.

Das System hat die Aufteilung der Zimmer ausgezeichnet erkannt. Ich will sie aber noch umbenennen und den «Raum3» mit dem «Flur» verbinden, weil beides zum Eingang gehört. Das ist leider eine Qual. Bei jeder Korrektur dauert es mehrere Minuten, bis sie abgespeichert ist. Das Uhrchen dreht jeweils endlos. Für die minimalen Anpassungen brauche ich rund 20 Minuten.

Danach kann ich endlich mit dem Test loslegen. Fünf Wochen habe ich den iRobot Roomba Max 705 getestet. Dabei habe ich einige positive Überraschungen erlebt, aber auch immer wieder negative.

Saubere Reinigung, schnell gestartet

Der Roomba saugt und wischt grundsätzlich überzeugend. Der Boden ist nach der Grundreinigung sauber, die Ränder und Kanten sind ausreichend geputzt. Allerdings nur, wenn er gleichzeitig saugt und wischt. Die ausfahrbare Rolle reicht bis an den Rand. Der fest verbaute Wischer hingegen erreicht die Kanten nicht. Wähle ich also reines Staubsaugen aus, können Staub und Partikel direkt an der Wand oder am Möbel liegen bleiben.

Der iRobot erkennt den Teppich im Bad, stoppt dort die Reinigung mit der feuchten Rolle und deckt diese automatisch ab, sodass das Textil auf dem Boden nicht nass oder verschmiert wird.

Der Wischrolle des Roomba Max 705 wird automatisch abgedeckt, wenn er über Teppich fährt.
Der Wischrolle des Roomba Max 705 wird automatisch abgedeckt, wenn er über Teppich fährt.

Auch die Hinderniserkennung funktioniert gut. Der Roboter weicht Katzenspielzeug aus und verheddert sich nicht in Stromkabeln. Das ist allerdings Standard bei modernen Robotern.

Gut gefällt mir, wie ich in der App ganz schnell eine Putzrundfahrt starten kann. Ich drücke einfach auf die Zimmer, die ich geputzt haben will – und der Roomba legt gleich los. Bei vielen anderen Herstellern braucht es dafür ein bis zwei Klicks mehr.

Vorbildlich gelöst ist der Support. Dafür gibt es einen eigenen Menüpunkt in der App. iRobot hat an alle Details gedacht. Über die Kontaktseite kann ich direkt die Schweizer Hotline anrufen. Die Seriennummer, die ich für den Support benötige, wird direkt eingeblendet. Richtig clever gemacht. Das lokale Servicecenter ist sowieso eine grosse Stärke. So berichtet auch die Community regelmässig, dass für ältere Geräte noch über Jahre Ersatzteile erhältlich sind.

  • Hintergrund

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    von Simon Balissat

Gut gefällt mir der Menüpunkt «Roboterzustand», den ich unter «Roboter» finde. Hier sehe ich, wann ich Teile austauschen sollte und kann sie direkt bestellen. Auf Knopfdruck kann ich zudem das Dock-Reinigungssystem und das Wischrollenreinigungssystem säubern lassen. Auch hier meldet sich die App, wenn das notwendig ist.

Schwachpunkte der App

Das alles sind gute Ansätze, doch in den Basics versagt das System immer wieder. Ich soll beispielsweise eine Wischrollenreinigung durchführen. Doch wenn ich den Knopf «Reinigen» drücke, passiert einfach nichts. Vielleicht, weil der Roboter noch die Rolle trocknet? Ich weiss es nicht. Ich drücke immer wieder auf «Reinigung», ohne Reaktion. Anscheinend funktioniert das einfach nicht.

Ich drücke auf «Reinigung», es passiert einfach nichts.
Ich drücke auf «Reinigung», es passiert einfach nichts.

Die App hängt immer wieder. Über Minuten kann ich nichts machen. Ich habe keine Ahnung, was gerade vor sich geht. Ist die App abgestürzt? Wird etwas gespeichert oder verarbeitet? Das ist vor allem nach dem Start einer Reinigung und ganz am Schluss der Fall. Irgendwann geht alles wieder, aber diese Unterbrüche sind völlig unlogisch.

Und einmal hat sich das System dann tatsächlich aufgehängt. Da ich aus Versehen die Badezimmertüre geschlossen habe, konnte der Roboter den Raum nicht reinigen, obwohl ich ihn dazu beauftragt hatte. Der Roomba ist zurück zur Basisstation gefahren und hat eine Fehlermeldung angezeigt.

Diese kann ich weder wegklicken noch bestätigen. Schlimmer noch: Es lässt sich keine neue Reinigung mehr programmieren, der Max 705 hat blockiert. Ein Neustart hilft nichts. Ich muss den Roomba trennen und neu verbinden, erst dann kann ich ihn wieder benutzen.

Mängel bei vielen Details

Was sofort auffällt: Der Roomba ist beim Saugen sehr laut. Ich habe über 67 Dezibel gemessen. Das sind zehn Dezibel mehr als die leisesten Modelle – das bedeutet eine Verdopplung der wahrgenommenen Lautstärke für das menschliche Gehör.

Wenn du den Roboter primär dann nutzt, wenn du nicht zu Hause bist, dann spielt das nicht so eine Rolle. Sobald du aber nur schon im Zimmer nebenan bist, nervt der Lärm. Nicht nur die Lautstärke stört, das Geräusch an sich ist unangenehm.

Das erste Mal seit über zwei Jahren hat sich ein Saugroboter in meiner Wohnung festgefahren. Der Max 705 ist unter dem Badezimmermöbel stecken geblieben und konnte sich nicht mehr selbst befreien. Mit 10,5 Zentimetern Höhe gehört der iRobot zu den sperrigen Modellen auf dem Markt. Es ist zudem mindestens zweimal vorgekommen, dass der Reiniger Räume einfach ausgelassen hat.

Der Roomba hat sich festgefahren.
Der Roomba hat sich festgefahren.

Die Säuberung braucht viel Zeit. Der Max 705 benötigt 20 bis 30 Prozent länger als alle anderen in den letzten Monaten getesteten Saugroboter. Das liegt unter anderem daran, dass er alle rund 20 Quadratmeter zur Basisstation fährt, um den Staubbehälter zu leeren.

Auffallend ist, wie schnell es in der Basisstation schmutzig ist. Schon nach zwei Wochen muss ich sie putzen. Bei der Konkurrenz reicht es, wenn ich das alle vier oder sechs Wochen mache. Ebenfalls nicht ideal: Lange Haare wickeln sich um die Bürsten, die ich von Hand entfernen muss Die Konkurrenz bietet Anti-Tangle-Bürsten, die das verhindern.

Die Bürste des Roboters muss regelmässig von Haaren befreit werden.
Die Bürste des Roboters muss regelmässig von Haaren befreit werden.

Wie gross ist der Standby-Verbrauch?

Inspiriert vom sonst nicht so überzeugenden Kassensturztest habe ich erstmals den Standby-Verbrauch gemessen. Der soll bei den Saugrobotern viel zu hoch sein. Einen selbst gemessenen Vergleich habe ich zwar noch nicht, aber erste Anhaltspunkte.

  • Hintergrund

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    von Lorenz Keller

Ich messe im Standy-Betrieb 2,7 Wh pro Stunde. Das sind rund 24 kWh pro Jahr, was im Schweizer Strompreis von 0.25 Franken pro kWh sechs Franken wären. Damit liegt der Saugroboter im Bereich von typischer Haushalt-Elektronik wie Soundbars, Smart Speaker oder TV-Boxen. Schön wäre ein Wert unter einem Watt – bei allen Geräten.

Richtig viel Strom braucht der Roboter allerdings jeweils direkt nach der Reinigung. Dann muss er nämlich die Rolle mit warmem Wasser säubern und danach mit heisser Luft trocknen. Das dauert rund vier Stunden, in denen der Verbrauch auf 50 Wh ansteigt. Erst danach sinkt er auf den tieferen Wert von 2,7 Wh.

Die Basisstation mit Staubbeutel, Abwasser- und Frischwassertank braucht im Standby nicht übermässig Energie.
Die Basisstation mit Staubbeutel, Abwasser- und Frischwassertank braucht im Standby nicht übermässig Energie.

Was ist mit der Zukunft von iRobot?

Nicht verschweigen will ich, dass der Hersteller selbst massive Probleme hat. Nach der gescheiterten Übernahme durch Amazon 2022 musste iRobot massiv restrukturieren. Inzwischen werden die Roboter alle in China produziert, das Unternehmen ist massiv kleiner, auch unter neuer Führung ist die finanzielle Stabilität nicht gesichert.

So musste iRobot im November bekannt geben, dass die Einnahmen weit unter den Erwartungen bleiben und die Reserven schwinden. Gary Cohen, CEO von iRobot, hat in einer Presseerklärung verkündet: «Dieses Defizit erhöhte den Barmittelverbrauch und belastete die Profitabilität, da wir unsere Fixkostenbasis nicht vollständig decken konnten.»

Inzwischen musste iRobot in den USA Konkurs anmelden. Der Hersteller wird vom chinesischen Unternehmen Picea Robotics übernommen. Somit ist vorerst gesichert, dass der Betrieb ohne Einschränkungen bei der App-Funktionalität, dem Kundendienst, der Ersatzteilverfügbarkeit und dem Produktsupport fortgeführt wird. Die Saugroboter funktionieren also weiter. Wie Picea Robotics die Marke iRobot aber wieder erfolgreich machen will, ist vorerst noch unklar.

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    von Lorenz Keller

Ob du angesichts dieser Umstände das Risiko eingehen willst, dass vielleicht in ein paar Jahren Schluss ist, musst du selbst wissen. Für mich wäre der Max 705 in dieser Ausführung keine Alternative zur Konkurrenz aus China.

Fazit

Gute Ansätze, einige Schwächen

Der iRobot Roomba Max 705 gehört zu den günstigsten Robotern mit der neuen Rollen-Wischtechnik. Die Putzleistung ist insgesamt solide, auch wenn die Ränder nicht ganz so gut gesaugt werden wie bei Modellen mit ausfahrbarer Bürste. Das feuchte Wischen ist richtig gut.

Leider hat der Roboter im Alltag immer wieder Probleme: Er fährt sich fest, die App ist sehr langsam und hängt sich ab und zu auf. Ich hatte insgesamt viel mehr zu tun als sonst mit einem guten Saugroboter. Da diese Probleme grundlegend sind, nützen auch positive Punkte wie der vorbildliche Service nicht viel.

Pro

  • preiswert
  • gute Wischleistung
  • einfache Bedienung in der App
  • umfassender Support

Contra

  • keine ausfahrbare Bürste
  • Software-Probleme
  • Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens
  • laut bei der Reinigung
  • viele Detailschwächen
iRobot Roomba Max 705 Combo + AutoWash Dock (13000 Pa, Wischrolle)
Staubsauger Roboter
CHF669.–

iRobot Roomba Max 705 Combo + AutoWash Dock

13000 Pa, Wischrolle

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