Michelle Brändle
Produkttest

Razr 60 Ultra im Test: Motorola übertrifft sich selbst

Motorola legt mit dem neuen Razr 60 Ultra die Messlatte für Falt-Smartphones so hoch, dagegen verblasst sogar der starke Vorgänger. Nur ein kleiner Wermutstropfen trübt das glänzende Bild.

Der Vorgänger des Motorola Razr 60 Ultra, das Motorola Razr 50 Ultra, war schon mein Favorit 2024 unter den Faltern. Nun bringt Motorola den Nachfolger mit entscheidenden Upgrades. Für mich das perfekte Faltphone – trotz kleinem Downgrade.

Design und Aussendisplay: wie immer voller Möglichkeiten

Kompakt, elegant und mit einem natürlichen Touch: In der von mir getesteten Ausführung besitzt das Motorola Razr 60 Ultra eine Rückseite mit Holzanteil. Das gefällt mir sehr gut. Die weiteren Varianten in Grün und Pink haben ebenfalls spezielle Rückseiten mit stoffartiger Haptik. Geschlossen misst das Gerät 8,8 × 7,4 × 1,6 Zentimeter und wiegt lediglich 199 Gramm. So passt es super in meine Hosentasche.

Die wichtigsten Funktionen hat der Hersteller auf das Display angepasst: Terminkalender, Wetter und Benachrichtigungen finden gut auf dem Bildschirm Platz. Auch zahlreiche Spiele bietet Motorola fürs Frontdisplay an.

Scharnier und Innendisplay: robust mit wenig Abstrichen

Aufgeklappt misst das Motorola Razr 60 Ultra 17,2 × 7,4 × 0,7 Zentimeter. Die Oberfläche fühlt sich nicht billig an. Das sieht bei der Konkurrenz, dem Samsung Galaxy Z Flip 6, anders aus. Dort fühlt es sich stark nach Plastik an. Den Falz selbst spüre ich sanft, was mich aber nicht sonderlich stört.

Auffällig ist der etwas breitere Kunststoffrahmen rund ums Display, hinter dem sich das Scharnier versteckt. Das macht das Smartphone einen Tick breiter, dafür schliesst es bündig. Das Scharnier wirkt sehr robust. Nichts wackelt und das Öffnen und Schliessen fühlt sich angenehm an.

Motorola hat das Razr 60 Ultra nach Schutzart IP48 zertifizieren lassen. Damit lässt es sich für 30 Minuten in 1,5 Meter tiefes Süsswasser tauchen – das war beim Vorgänger schon so. Neu stellen auch Staubkörner ab einem Millimeter keine Probleme mehr dar.

Hardware: Motorola schafft es auf High-End-Niveau

In der Praxis istdas Motorola Razr 60 Ultra flott unterwegs. Ich wechsle schnell zwischen einzelnen Apps und auch zocken kann ich problemlos. Es laufen sogar grafiklastige Games wie «Genshin Impact» mit hoher Grafikeinstellung. Das Smartphone wird aber schnell heiss und drosselt dann die Leistung. Mit casual Games wie Solitär und Co. habe ich keine Probleme. Die vielen Games fürs Aussendisplay sind zudem sehr unterhaltsam.

Für deine ganzen Apps, Fotos und Videos bekommst du 512 Gigabyte (GB) internen Speicher. Den Arbeitsspeicher bemisst Motorola ebenfalls grosszügig mit 16 Gigabyte. Externe Speicherkarten sind nicht kompatibel. In den Slot passt lediglich eine nanoSIM-Karte. Zusätzlich lässt sich eine eSIM nutzen. Für optimale Verbindung sorgen Wifi 7 und Bluetooth 5.4. Damit bist du auf dem neuesten Stand, auch wenn bereits Bluetooth 6.0 in den Startlöchern steht.

Aufladen lässt sich das Razr 60 Ultra fix. Mit 68-Watt-Schnellladung ist es in unter einer Stunde voll einsatzbereit. Dabei erhitzt es sich aber ziemlich stark. Im Gegensatz zum Vorgänger liefert der Hersteller das Netzteil nicht mehr mit. Drahtloses Laden geht mit bis zu 30W und sogar Rückladungen mit immerhin 5W sind möglich, für beispielsweise Kopfhörer.

Kameras: Up- und Downgrades

Designtechnisch bringen die Kameras den gleichen Nachteil wie beim Vorgänger: Bei den Linsenringen sammelt sich Schmutz an. Die Kameras liegen zudem frei und sind dadurch anfällig für Kratzer. Daher empfehle ich die Nutzung der mitgelieferten Hülle.

Das sind die Kameras:

  • Hauptkamera (Weitwinkel): 50 MP, f/1.8
  • Ultraweitwinkel: 50 MP, f/2.0
  • Selfiekamera (Weitwinkel): 50 MP, f/2.0

Die Fotos der Hauptkamera gefallen mir insgesamt gut. Sie sind für mich aber einen Tick zu scharf und knallig. Das entspricht allerdings dem aktuellen Trend: Auch andere Hersteller wie Samsung und Apple setzen auf knallige, scharfe Schnappschüsse. Bei nahen Objekten überzeugen die Hauptlinsen von Motorola mit einem schicken Bokeh.

Der zweifache, digitale Zoom geht für das Heranholen von Motiven in Ordnung und zeigt nur geringe Qualitätseinbussen, beispielsweise durch flache Strukturen. Beim vierfachen Zoom ist das schon stärker, was ich besonders am Computer sehe. Am Smartphone finde ich die Ergebnisse völlig okay.

Positiv stimmt mich die Selfie- und Ultraweitwinkelkamera. Die Qualität beider ist sehr gut und unterscheidet sich kaum von der Hauptkamera.

Software: wenig Updates, mehr KI

Praktischerweise bietet Motorola beim Razr 60 Ultra «Smart Connect» an. Über diese App verbinde ich andere Geräte mit dem Smartphone per WLAN oder USB-C-Kabel. Beispielsweise einen Windows-PC, ein Android-Tablet oder einen smarten Fernseher. So kann ich Dateien exportieren, Apps streamen oder auch mein Smartphone als Webcam nutzen. Das klappt alles gut und rasch.

Nicht ganz so erfreulich handhabt Motorola die Update-Politik. Der Hersteller verspricht drei Jahre für Android und vier Jahre lang Sicherheitspatches. Das ist zwar in Ordnung, angesichts des Einführungspreises von über 1000 Franken oder Euro wünsche ich mir dennoch mehr. Auch liefern Konkurrenten wie Samsung und Google bei ihren Foldables bereits bis zu sieben Jahre Android- und Sicherheitsupdates.

«Moto KI»: Die neuen Funktionen können was

Auch wenn ich beim Wort KI inzwischen die Augen verdrehe, komme ich nicht mehr drumherum. Motorola holt mit «Moto KI» eigene KI-Funktionen ins Boot. Ich gehe auf drei nützliche davon ein.

Aufrufen kann ich die KI-Features, wenn ich länger auf den seitlichen Button drücke, den Motorola extra dafür angebracht hat. Umprogrammieren lässt sich dieser leider nicht, nur deaktivieren. Die Funktionen sind hauptsächlich lokal. Was über eine Cloud läuft, braucht jeweils eine explizite Berechtigung von mir.

Die Möglichkeiten sind aktuell nur auf Englisch, Portugiesisch und Spanisch verfügbar. Die Inputs können zwar auch auf Deutsch sein, sie werden dann allerdings in der ausgewählten Fremdsprache weiterverarbeitet. Das bedarf auf jeden Fall einer Ergänzung.

Merken: Erinnerungen mit Text und Bild festhalten

Bei dieser Funktion kann ich Schnellnotizen erstellen. Dafür schreibe ich ein paar Zeilen oder spreche eine Voice-Memo in die App. Diese ergänze ich nach Wunsch mit einem Schnappschuss. Anschliessend speichert die App den Eintrag und fasst Bild, Memo und Text zusammen. Das macht sie gut, aber nur in Englisch – auch wenn mein Eintrag Deutsch war. Später kann ich die App über eine Suchfunktion für einen gewünschten Eintrag durchkämmen.

Neuigkeiten: Apps zusammenfassen

Hier bekomme ich eine kurze Zusammenfassung der Benachrichtigungen all meiner Kommunikations-Apps. Die Auswahl dieser Apps kann ich selbst festlegen. Von Telefonaten über E-Mail zu Whatsapp. Das lohnt sich am ehesten, wenn du extrem viele Nachrichten auf einmal bekommst und schauen willst, was gerade am wichtigsten ist.

Achtgeben: Transkripte erstellen

Hier transkribiert Moto KI Gespräche und speichert sie inklusive Zusammenfassung in der Notizen-App. Mein Versuch, ein Youtube-Video mit Rezeptanleitung transkribieren zu lassen, klappt gut.

Die Transkription weist wenig Fehler auf und liefert obendrein eine gute Zusammenfassung. Insgesamt hilft das auf jeden Fall, wenn ich mit Informationen überschüttet werde und mir einen Überblick verschaffen muss.

Fazit

Perfekt, wenn Geld keine Rolle spielt

Das Motorola Razr 60 Ultra setzt sich eindrucksvoll an die Spitze der aktuellen Klapp-Smartphones und übertrifft sogar seinen bereits exzellenten Vorgänger. Mit seinem eleganten Design, dem vielseitigen und riesigen Aussendisplay, der starken Leistung dank des Snapdragon-Chips und dem ausdauernden Akku bietet es ein grossartiges Gesamtpaket.

Die intelligenten KI-Funktionen unter dem Namen «Moto KI» sind interessante Ergänzungen, auch wenn ihre Nützlichkeit variiert. Trotz kleinerer Abstriche wie dem Wegfall des optischen Zooms und der durchschnittlichen Update-Politik liefert Motorola ein ausgereiftes und innovatives Falt-Smartphone, das in seiner Klasse Massstäbe setzt. Die unverbindliche Preisempfehlung ist hoch angesetzt. Frühere Modelle haben gezeigt, dass sich das Warten auf eine Preissenkung lohnt.

Pro

  • vielseitiges Aussendisplay
  • hochwertiges Design und Haptik
  • Top-Leistung dank gutem Chip
  • starker Akku mit schnellem Laden
  • gute Kameras

Contra

  • kein optischer Zoom
  • durchschnittliche Update-Politik
  • KI-Funktionen noch nicht vollständig auf Deutsch
Titelbild: Michelle Brändle

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Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los. 


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