
Physikalische Erleuchtung: Die «Smart Moon Lamp» von Gingko im Test

Die leuchtende Kugel der Gingko-Tischlampe sieht aus wie der Mond. Sie schwebt dank Magneten über ihrem Sockel und dreht sich sogar. Das ist faszinierender, als es mein Physikunterricht früher je war.
Alles muss heute entweder «smart» sein oder irgendeine «KI» haben. Sonst, so müssen die Marketeers fürchten, verkauft es sich vielleicht nicht. Selbst Tischlampen werden als «smart» verkauft. Im Test finde ich heraus, ob die «Smart Moon Lamp» von Gingko das Adjektiv verdient hat. Im Video sogar mit rabiaten Mitteln.
Der erste Eindruck
Nach dem Auspacken bin ich erst einmal enttäuscht: Die Lampe ist deutlich kleiner als ich erwartet habe. Und die weisse Plastikkugel sieht billig aus. Sie ist aus PLA im 3D-Druckverfahren hergestellt, der Durchmesser ist 14 Zentimeter.

Quelle: Ambra Antonelli
Die Oberfläche wirkt mondähnlich. Meine Neugier ist geweckt: Ich versuche, auf der Oberfläche gewisse markante Mondlandschaften zu entdecken. Es gibt Rillen, Krater, Hochplateaus, Gipfel und Mondmeere. Beim Abgleich mit einer Landkarte der Mondoberfläche erkenne ich tatsächlich das Mare Tranquillitatis wieder, wo 1969 Apollo 11 gelandet ist. Ich finde den Mondkrater Copernicus. Ich beende aber meinen geologischen Spaziergang vorerst. Denn es gibt noch mehr zu testen.
Leuchtet die «Smart Moon Lamp» denn auch? Um das herauszufinden, muss ich erst einmal die Kugel auf den Sockel setzen. Damit der Sockel das Magnetfeld erzeugen kann, braucht er Strom. Das schwarze Netzkabel ist 1,60 Meter lang und hat einen 12-Volt-Adapter als Stecker. Er ist kompakt gebaut, sodass in einer typischen Schweizer T13-Dreifachdose die beiden anderen Flachstecker-Plätze frei bleiben.
Magnete und Sensoren für den Schwebezustand
Einmal am Strom erzeugt der Sockel ein Magnetfeld für den Mond. In der Mondkugel befinden sich unten ebenfalls Magnete. Sie haben die gleiche Polarität. Die Abstossung sorgt dafür, dass der Mond über dem Sockel schwebt. Wobei: Gemäss dem Earnshaw’schen Theorem diese Abstossung alleine nicht genügt. Das wäre instabil, die Kugel würde wieder herunterfallen. Deshalb befinden sich im Sockel ausserdem Sensoren, die permanent die Position des Mondes messen und elektronisch die Stärke des Magnetfeldes nachjustieren. Falls sich mein damaliger Physiklehrer jetzt verwundert fragt, woher ich das weiss, obwohl ich damals eine Niete war: Ich hab’s nachgelesen.
Soweit die Theorie: In der Praxis benötige ich ein paar Anläufe, bevor die Kugel schwebt. Die Anleitung rät mehrfach zu Geduld. Offensichtlich haben sich beim Hersteller einige Käufer bereits beschwert, die das kleine Kunststück nicht vollbracht haben, die Kugel frustriert gegen die Wand gefeuert haben und ihr Geld zurückwollen.
Für die Einrichtung dieses Produkts ist Geduld von wesentlicher Bedeutung und möglicherweise sind mehrere Versuche erforderlich.
Ich gehe aber davon aus, dass das alle schaffen, wenn sie sich nur ein wenig bemühen. Wer zu viele Abstürze produziert, kann und sollte eine kleine Korkunterlage nutzen, die den Aufprall des Mondes auf den Holzsockel dämpft.
Die magnetische Levitation steht. In knapp zwei Zentimetern Abstand hat der Mond seine Position gefunden. Auch leichtes Anstupsen bringt ihn nicht zum Absturz. Hast du Katzen oder Kleinkinder im Haushalt? Dann würde ich zumindest einen sicheren Platz für die Lampe suchen, damit sie nicht unfreiwillig zum Spielball wird.
Drei Stufen Mondlicht
Schwebt der Mond, kann ich ihn beleuchten. Dafür gibt es drei Modi: gelb-warmes Licht mit 2700 Kelvin, warm-weisses Licht mit 3500 Kelvin und ein kalt-weisses Licht mit 5000 Kelvin. Zur Einordnung: Tageslicht hat etwa 6500 Kelvin.

Quelle: Ambra Antonelli
Zum Wechseln der Modi muss ich den Touch-Schalter am Sockel berühren. Beim ersten Tippen schaltet sich das Licht aus und geht beim zweiten Tippen dann in einer der drei Farben wieder an. Zum Wechseln von einer Lichtfarbe zur anderen braucht es also immer mindestens zwei Tipper. Das ist etwas mühsam, mir aber lieber als die dröllfzigste Mini-Fernbedienung. Oder sogar eine App installieren zu müssen. Ich vermisse lediglich eine Dimmfunktion.

Quelle: Ambra Antonelli
Falls du dich fragst, wie die LED im Inneren des Mondes kabellos leuchtet: Induktion. So wie du dein Smartphone auch ohne Kabel laden kannst, fliesst auch hier der Strom in Form magnetischer Wellen.
Mond dreht sich, der Stromzähler auch
Und dann soll der schwebende Mond gemäss Hersteller auch noch rotieren. Das passiert tatsächlich, wenn ich ihn anstupse. Damit das nicht aufhört, liefern die Elektromagnete im Sockel quasi den Antrieb, indem sie im entsprechenden Rhythmus an- und ausgeschaltet werden. Wenn ich genau hinschaue, sehe ich die Schaltfrequenz. Denn das Drehen ist alles andere als gleichmässig. Damit bricht Gingko ein Versprechen: Der Mond dreht sich nicht «wie der echte, elliptisch umlaufende Mond».
Die Rotation kostet natürlich auch Strom: Ich messe mit meinem Smartplug von MyStrom sehr genügsame vier Watt, wenn der Mond mit 5000 Kelvin kaltweiss leuchtet und sich dreht. Die LED selbst verbraucht 1,5 Watt, doch auch die Elektromagnete ziehen Leistung. Bei der Übertragung per Induktion gibt es Verluste.
Schalte ich das Licht aus, stoppt auch die Rotation. Der Mond wird aber im Standby-Modus weiterhin in der magnetischen Schwebe gehalten. Auch hier fliesst Strom: Ich messe immer noch 0,9 Watt. Wäre die Lampe ein Jahr lang 24/7 im Standby, wären das immerhin acht Kilowattstunden, die rund 2.50 Franken kosten.
Willst du diese Summe sparen, musst du den Sockel vom Strom trennen. Dann schwebt die Kugel nicht mehr, und du musst sie beim nächsten Mal mit etwas Geduld wieder aufsetzen.
Fazit
Physikalische Erleuchtung
Pro
- steht und schwebt stabil
- Nachbildung der echten Mondoberfläche
- drei angenehme Lichttöne, je nach Stimmung
- geringer Stromverbrauch
- Aufsetzen des Leuchtkörpers gelingt mit etwas Übung problemlos
Contra
- fehlende Dimmfunktion
- keine konstante Rotation



Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.