Hintergrund

Olympus: «Bei unserer Entwicklung wird nicht gespart»

David Lee
23.4.2021

Wie geht es weiter mit der Fotomarke Olympus, nachdem das Geschäft ausgelagert und verkauft wurde? Im Gespräch mit Sandro Rymann von OM Digital Solutions wird klar: Dem neuen Unternehmen ist es ernst mit der Weiterführung des Olympus-Tradition.

Sandro, seit Anfang Jahr gehört die Olympus-Fotosparte nicht mehr zum Unternehmen Olympus, sondern zu OM Digital Solutions (OMDS). Wie ist der Start verlaufen?
Sandro Rymann: Wir haben acht extrem intensive Monate hinter uns. Ich habe schon immer viel gearbeitet, aber noch nie so viel wie in den letzten acht Monaten (lacht). Nach anfänglichen Startschwierigkeiten sind wir jetzt aber auf Kurs.

Du selbst bist von Olympus zu OMDS gekommen. Hat das neue Unternehmen alle Mitarbeiter der Fotosparte übernommen?
Nein, es gab vor der Übergabe eine grössere Reorganisation mit Personalabbau. Das war leider unumgänglich und hätte vielleicht schon früher geschehen sollen. Olympus hat das allerdings sehr professionell und fair begleitet und allen Entlassenen ein gutes Package mit auf den Weg gegeben.

Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung wurde ebenfalls transferiert?
Ja, das Personal arbeitet jetzt bei uns und es werden aktuell bereits Produkte entwickelt, weitere befinden sich im Planungsprozess.

Hier wird also nichts weggespart?
Nein, aktuell ist das kein Thema. Natürlich beobachten wir – wie jede andere Firma auch – wohin sich der Markt bewegt und passen uns an. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass wir künftig weniger in Einsteigermodelle investieren, wenn wir sehen, dass sie nicht mehr gefragt sind.

«Wir konzentrieren uns auf die Zielgruppe, die von den Vorteilen eines kleinen und leichten Systems am meisten profitiert.»

Was läuft jetzt anders?
In der alten Struktur operierten die einzelnen Länder recht eigenständig. Sie konnten frei entscheiden, welche Promotionen wie umgesetzt werden. Das macht die Arbeit zwar spannend, aber auch ineffizient. Wir sind daran, das zu vereinheitlichen. Auch auf globaler Ebene wird jeder Prozess neu evaluiert und gegebenfalls den aktuellen Marktumständen angepasst.

Was ist mit dem Support? Ist der noch lokal verankert?
Der Support war schon vorher zentralisiert. Wir haben eine Reparaturstelle in Coimbra in Portugal und den Kundendienst in Tschechien. Dieser ist neuerdings nicht nur für Europa, sondern auch für die USA zuständig; ansonsten haben wir da kaum etwas geändert.

Funktioniert das gut?
Grundsätzlich funktioniert das sehr gut. In den Auswertungen der Kundenzufriedenheit sind wir beim Service und der Reparatur immer vorne dabei. Im Lockdown war die Situation natürlich etwas speziell. Der persönliche Kundendienst basiert auf einer komplexen Telefonanlage, welche die Anrufe verteilt. Und die funktioniert im Homeoffice nicht. Daher war der Kundendienst zeitweise nur per Mail erreichbar.

Ihr setzt auch weiterhin nur auf ein System, nehme ich an.
Wir werden immer wieder gefragt, ob wir auch mal Full Frame machen. Doch es gab nie Pläne dazu, und auch jetzt haben wir das nicht vor. Vollformat hat natürlich seine Vorteile, das kleinere Micro-Four-Thirds-System (MFT) aber auch. Für uns geht es jetzt darum, uns auf die Zielgruppe zu konzentrieren, die von den Vorteilen eines kleinen und leichten Systems tatsächlich profitiert.

«Bereits in den nächsten Wochen wird eine neue Kamera kommen.»

Baut ihr eure Objektive selber?
Ja, auch unsere Kameras. Es gibt Produkte, die Fremdtechnologie beinhalten. Gerade die Top-Modelle wie das 150-400mm werden aber komplett bei uns entwickelt.

Habt ihr für dieses Jahr eine Kamera geplant?
Das geben wir eigentlich nicht im Voraus bekannt. Aber ja: Bereits in den nächsten Wochen wird eine neue Kamera kommen und es wird in diesem Geschäftsjahr auch nicht die letzte sein. Mehr kann ich leider noch nicht verraten.

Wie wichtig ist für euch, dass Panasonic im gleichen System mitmacht?
Dazu gibt es sicher unterschiedliche Meinungen. Ich persönlich finde es schon wichtig. Wir entwickeln zwar die Produkte nicht gemeinsam, sondern sind lediglich im gleichen System. Trotzdem profitieren wir voneinander. Etwa, wenn wir Objektive an Panasonic-User verkaufen oder umgekehrt.

Seit Panasonic auch im Vollformat mitmischt, befürchte ich immer, dass der Konzern irgendwann aus MFT aussteigt …
… oder er steigt wieder aus dem Vollformat aus. Jedenfalls hat sich Panasonic bisher klar dazu bekannt, auch im MFT-Bereich weiter Produkte entwickeln zu wollen.

Besten Dank für das Gespräch!

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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