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Oculus Quest vs. Rift S: Immer ein Kompromiss und doch gibt’s einen Sieger

Die neuste Generation von VR-Brillen setzt auf weniger Kabel und mehr Komfort. Die Oculus Rift S ist das Upgrade der klassischen Rift und die Oculus Quest ist die All-in-One-Mobile-Version. Beide Headsets machen VR ein gutes Stück zugänglicher – besonders eines von beiden.

Die Oculus Rift Consumer Edition war die erste echte VR-Brille für die Massen. Aber auch sie war noch nicht das Gelbe vom Ei. Die Bildqualität liess zu Wünschen übrig, das Tracking war nicht einwandfrei und die vielen Kabel machten auch keine Freude.

Nun holt Oculus mit zwei neuen VR-Brillen zum Doppelschlag aus. Die Rift S funktioniert in Verbindung mit einem PC. Die Oculus Quest ist das All-in-One-Wifi-Modell ohne Kabel oder Computer-Anbindung. Sie in die Schublade einer Gear VR oder Oculus Go zu stecken, ist aber weit verfehlt.

Die technischen Unterschiede

Sowohl die Quest als auch die Rift S setzen auf Inside Out Tracking. Das heisst, du benötigst keine externen Sensoren mehr. Die sind nun im Rand der Displays verbaut. Die Rift S besitzt fünf und die Quest hat vier davon.

Die Quest verfügt über einen Schieberegler mit dem du den Linsenabstand einstellen kannst. Die Rift S löst das per Software. Bei mir und drei weiteren Testern hat das funktioniert, aber falls deine Augen etwas ungewöhnlich weit oder nah beieinander liegen, könnte es zum Problem werden.

Einen Lautstärkeregler direkt am Gerät fehlt der Rift S im Gegensatz zur Quest. Du musst also entweder im Spiel oder über das Menü den Sound regeln.

Die Rift S ist bequemer, dafür nervt das Kabel

Da die Oculus Quest ein All-in-one-Gerät ist, ist sie etwas frontlastiger als die Rift S. Sie setzt auf das gleiche Design wie die alte Oculus Rift. Sie lässt sich einfach aufsetzen und mit drei Klettverschlüssen an unterschiedliche Kopfgrössen anpassen. Die Kopfhalterung lässt sich kippen, so dass du das Headset einfach anziehen kannst. Anfangs empfand ich die Quest trotz des leicht höheren Gewichts (571g vs. 563g) als angenehmer.

Die Einrichtung ist ein echtes Highlight

Der Installationsprozess dauert keine fünf Minuten und ist kinderleicht. Ein Oculus-Account ist allerdings zwingend. Für die Quest benötigst du die Oculus-Android- oder iOS-App. Die Rift S schliesst du mit einem USB-A- und einem Display-Port-Kabel an den PC an und lädst dir die VR-Software runter – einfacher geht es kaum.

Das Interface der Rift S und der Quest ist praktisch identisch. Bei der Rift S drückst du Menü-Tasten mit deinen virtuellen Händen. Bei der Quest nutzt du Laserpointer. Beides funktioniert etwa gleich gut.

Grosse Unterschiede in der Spieleauswahl

Fingerspiele mit den Controllern

Auch das Tracking funktionierte bei beiden Headsets sehr präzise. Bei der Quest hatte ich ein- zweimal das Gefühl, dass eine Eingabe nicht registriert wurde, was daran liegen könnte, dass sie einen Sensoren weniger besitzt. Abgesehen davon, steuert es sich mit den Oculus Touch Controllern sehr angenehm und intuitiv.

Spielerlebnis: Bewegungsfreiheit vs. Optik

Für den Direktvergleich habe ich mich auf «Superhot VR», «Beat Saber» und «Moss» konzentriert. Ich habe die Spiele zum Testen jeweils gleichzeitig auf beiden Brillen gestartet und hin und her gewechselt, um die Unterschiede am besten zu erkennen. Ausserdem habe ich ein paar Kollegen für Zweitmeinungen hinzugezogen.

Dennoch gefällt mir das Bild der Quest optisch besser. Die Farben und Kontraste sind etwas kräftiger. Das Display der Rift S wirkt eine Spur blasser. Das dürfte an der verwendeten Displaytechnik liegen.

Ähnlich verhält es sich mit «Beat Saber». Performancemässig konnte ich keine Unterschiede ausmachen. Auch auf der Quest fühlte sich das hektische Musik-Rhythmus-Game flüssig an und ich hatte nie das Gefühl, Schläge zu verpassen. Aber sowohl die Würfel, die du im Takt zerschneiden musst, als auch das Menü sind mit der Rift S etwas knackiger und weniger körnig.

Beide Headsets verfügen über integrierte Lautsprecher im Kopfband. Die sind zwar winzig, produzieren aber einen erstaunlich guten 3D-Sound. Falls dir das nicht genügt, kannst du über den 3.5-mm-Anschluss am Headset deine eigenen Kopfhörer anschliessen.

Ein praktisches Feature der Quest ist zudem, dass du den Inhalt der Brille auf ein Chromecast-fähiges Gerät, wie deinen TV oder das Smartphone, streamen kannst. So können andere sehen, was du am spielen bist. Dazu musst du in der Oculus-App auf dem Smartphone die Cast-Option aktivieren und anschliessend in der Quest «Headset Casting» starten. Bei der Rift S hast du den PC-Monitor, der standardmässig das Gameplay spiegelt.

Mit diesem Workaround wird die Quest zum Alleskönner – theoretisch

Fazit: Ein klarer Sieger

Ziehst du noch den Workaround in Betracht, um Games vom PC auf die Quest zu streamen, gibt es fast keinen Grund mehr, ein anderes Headset in Betracht zu ziehen. Klar, bei den PC-Headsets entfällt das Gebastel, bis der Stream läuft. Aber selbst ohne ALVR ist die Quest eindeutig das fortschrittlichere Gerät.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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