Hinter den Kulissen

Occasions-Handys sind die neuen Verkaufsrenner

Gebrauchte Handys finden immer häufiger den Weg zurück in die Schweizer Hand- und Hosentaschen: Aufgemöbelte Geräte dürften dieses Jahr fast ein Prozent des gesamten Smartphone-Umsatzes von digitec und Galaxus ausmachen.

Sie sind gut für die Umwelt und fürs Portemonnaie, und sie haben die Herzen der Schweizerinnen und Schweizer im Sturm erobert: Occasions-Mobiltelefone. Im Januar 2019 hat Digitec Galaxus mit der Marke Remade als erster Schweizer Onlinehändler gebrauchte Handys ins Sortiment aufgenommen, die professionell geprüft und instand gesetzt wurden. Im November kamen mit Revendo.ch, Recommerce.ch und Recommerce Swiss drei weitere Anbieter von Occasions-Handys dazu. Seither ist der Verkaufsboom nicht mehr aufzuhalten: In den Monaten Januar bis und mit Juni 2020 haben die Kund*innen von Digitec Galaxus zweieinhalb Mal so viele wiederaufbereitete Handys gekauft wie im gleichen Zeitraum 2019.

Im laufenden Jahr dürften wiederaufbereitete Handys bei Digitec Galaxus bereits knapp ein Prozent des gesamten Smartphone-Umsatzes ausmachen – das entspricht mehreren Tausend verkauften Handys. Und das ist erst der Anfang: «In zwei Jahren rechnen wir mit einem Umsatzanteil von zwei bis drei Prozent», sagt Stefan Franchi, Handy-Chefeinkäufer bei Digitec Galaxus. Inzwischen hat Digitec Galaxus auch schon gebrauchte Handys selbst an Lager – mit entsprechend kurzen Lieferzeiten.

Frauen und ältere Kund*innen sind angetan

Occasions-Mobiltelefone sprechen in besonderem Masse Frauen an: Mehr als ein Drittel der Käufer*innen gebrauchter Handys sind bei digitec und Galaxus weiblich. Bei den neuen Geräten sind es knapp ein Viertel. Und auch bei der Altersverteilung lassen sich Unterschiede ausmachen: Bei den neuen Handys ist die grösste Käufergruppe diejenige der 30- bis 39-Jährigen, bei den gebrauchten Handys sind die meisten Käufer dagegen zwischen 40 und 49 Jahre alt.

Franchi erklärt sich die Unterschiede durch die durchschnittlich höhere Technik-Affinität der Männer, und dadurch, dass sich Schweizerinnen und Schweizer in steigendem Alter nicht mehr im gleichen Ausmass mit neuen Handys profilieren wollen. Ausserdem zeigen Studien, dass Frauen im Schnitt nachhaltiger einkaufen. «Junge Männer haben bei Handys den kürzesten Erneuerungszyklus», sagt Franchi.

Die interaktive Grafik findest Du hier.

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Alte Äpfel schmecken am besten

Im Markt für gebrauchte Handys dominieren Geräte von Apple: Neun von zehn verkauften Geräten sind iPhones. Weit abgeschlagen folgen bei digitec und Galaxus wiederaufbereitete Smartphones von Samsung, Sony, Huawei und Xiaomi. «iPhones sind aufgrund der Qualität der Bauweise bis zu zweimal auffrischbar», erklärt Franchi. Ausserdem zeichnen sich Apple-Handys durch eine hohe Wertstabilität und einen entsprechend hohen Rückkaufwert aus, wohl auch deshalb, weil Apple auch für viele ältere Geräte-Generationen immer noch Sicherheits-Updates anbietet. «All das spricht für Apple als stärkste Marke im Markt für wiederaufbereitete Elektronik», so Franchi. «In den letzten Monaten haben Android-Geräte allerdings einen gewaltigen Umsatzsprung hingelegt; vor allem die Galaxy-Serien von Samsung laufen gut.»

Alte Handys fürs kleine Budget

Occasions-Geräte sind vor allem bei Kund*innen beliebt, die beim Handykauf Geld sparen wollen: Knapp zwei Drittel der wiederaufbereiteten Handys, die bei digitec und Galaxus verkauft werden, kosten unter 300 Franken. Bei den neuen Handys kostet dagegen jedes siebte Gerät mehr als 900 Franken.

Die interaktive Grafik findest Du hier.

Occasions-Tablets und -Smartwatches am Horizont

Bereits zeichnet sich der nächste Occasions-Trend ab: «Wir werden voraussichtlich schon bald auch wiederaufbereitete Tablets anbieten», verrät Franchi. Allerdings sei dort die Möglichkeit des Rückverkaufs in der Schweiz noch kaum bekannt. Dasselbe gilt für Smartwatches, wobei auch hier der Erneuerungszyklus nicht so hoch getaktet sei, wie bei den Handys.

Secondhand geht auch direkt

Kund*innen können ihre bei digitec oder Galaxus gekauften Produkte übrigens auch am selben Ort weiterverkaufen. Das gilt auch für Handys. Die Artikel erscheinen dann mit dem Vermerk «Gebraucht» im Secondhand-Bereich der beiden Onlineshops. Auch dieser Kanal wächst derzeit stark – und das schont die Umwelt und das Portemonnaie.

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