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Nikon ZR: Cinema-Kamera zum Kampfpreis

Einen Tag nach Canon zeigt auch Nikon eine neue kompakte Cinema-Kamera. Sie besticht durch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Bloss das minimalistische Gehäuse dürfte nicht allen gefallen.

Anfang 2024 übernahm Nikon den Kinokamera-Hersteller RED. Jetzt trägt die Zusammenarbeit erstmals Früchte in einem Consumer-Produkt: Mit der ZR steigt Nikon mit einem Knall in den Markt der kompakten Cinema-Kameras ein. Sie ist von Grund auf neu entwickelt und nimmt die gleiche Zielgruppe ins Visier wie die Sony FX3.

Die Ankündigung kommt nur einen Tag, nachdem Canon mit der EOS C50 ebenfalls seine erste Kamera dieser Art präsentiert hat – und Nikons Modell stiehlt jenem von Canon in gewisser Hinsicht die Show. Es hat einen schnelleren Sensor, einen Bildstabilisator und ein grösseres Display – ist aber trotzdem kleiner und günstiger. Der Preis von 2349 Franken oder Euro ist eine regelrechte Kampfansage. Wobei der Lieferumfang anders als bei Canon keinen XLR-Tragegriff umfasst.

Die kompakten Abmessungen sind möglich, weil die Kamera keinen Sucher, keine aktive Kühlung und einen Nikon-untypisch kleinen Handgriff hat. Überhaupt reduziert der Hersteller die Bedienung aufs Nötigste. An gewissen Stellen nimmt der Minimalismus seltsame Ausmasse an für eine «Cinema-Kamera». So hat die ZR etwa nur einen Micro-HDMI-Anschluss. Als als zweites Speichermedium (neben CFexpress B) verwendet sie microSD UHS-I. Eine redundante Aufzeichnung von Videos ist damit nicht möglich.

Oben finden sich drei programmierbare Knöpfe und ein Zoom-Hebel. Damit kannst du Powerzoom-Objektive steuern und dank 6K-Auflösung auch digital zoomen.
Oben finden sich drei programmierbare Knöpfe und ein Zoom-Hebel. Damit kannst du Powerzoom-Objektive steuern und dank 6K-Auflösung auch digital zoomen.
Quelle: Nikon

Teilweise gestapelter Sensor aus der Z6III

Als Herzstück kommt ein teilweise gestapelter Vollformatsensor mit 24 Megapixeln zum Einsatz. Er steckt schon in der Nikon Z6III und in der Panasonic Lumix S1II. Im Schwestermodell aus dem eigenen Haus wird der Sensor im 6K-Videomodus in unter 10 Millisekunden ausgelesen – ein sehr guter Wert. Damit kommt es nur noch in Extremsituationen zu Rolling-Shutter-Effekten. Diese schnelle Auslesezeit ist ein Vorteil gegenüber der Canon EOS C50 und der Sony FX2, die beide einen BSI-Sensor mit über 30 Megapixeln einsetzen. Wobei jener von Canon laut ersten Tests auch relativ schnell ist (ca. 15 Millisekunden).

Der Sensor der Nikon ZR liefert Videos im RAW-Format in 6K (6048 × 3402 Pixel) mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde (FPS). 4K wird mit bis zu 60 FPS im Oversampling-Verfahren aufgezeichnet, bei 120 FPS wechselt die Kamera zu einem 1,5-fachen Crop. Der Dynamikumfang des Sensors beträgt laut Nikon 15 Blendenstufen, Dual-Gain-ISO (800 und 6400 im Log-Profil) soll für ein gutes Rauschverhalten sorgen.

Der teilweise gestapelte Sensor eignet sich dank schneller Auslesezeit sehr gut für Video.
Der teilweise gestapelte Sensor eignet sich dank schneller Auslesezeit sehr gut für Video.
Quelle: Nikon

Bei den Farben zeigt sich die Zusammenarbeit mit RED: Du kannst Videos nicht nur in den gewohnten Nikon-Formaten und -Profilen aufzeichnen, sondern auch im RAW-Format des Kinokameraherstellers (.R3D) – in 12 bit, Log3G10 und RedWideGamutRGB. Der Look soll mit der RED V-Raptor und der RED Komodo konsistent sein. Abseits des Log-Profils stehen neun RED-Presets zur Verfügung, die auf Kosten von etwas Dynamikumfang den Aufwand beim Color Grading reduzieren.

Riesiges Display, guter Autofokus

Neben dem Preis will sich Nikon noch mit etwas anderem von der Konkurrenz abheben: Die ZR sei so konstruiert, dass du nicht unbedingt ein Cage und Unmengen an Zubehör brauchst. Das 4 Zoll grosse Display auf der Rückseite ist das grösste in dieser Kameraklasse und bietet eine Auflösung von 3,01 Millionen Bildpunkten (1280 × 800 Pixel). Die maximale Helligkeit beträgt sehr guten 1000 Nits und es deckt den DCI-P3-Farbraum ab. Willst du trotzdem einen externen Monitor, soll es dank einer Zusammenarbeit mit SmallRig ein ähnlich grosses Cage-Ökosystem geben wie bei Sony.

Das 4-Zoll-Display lässt sich aufklappen und drehen.
Das 4-Zoll-Display lässt sich aufklappen und drehen.
Quelle: Nikon

Ob die fehlende Kühlung ein Nachteil ist, wenn du in der Sonne lange Videos aufzeichnen willst, werden Tests zeigen. Bei Zimmertemperatur überhitzt die Kamera laut Nikon erst nach 125 Minuten 6K-Aufnahme. Der Wert gilt mit externer Stromversorgung, im Batteriebetrieb gibt der Akku nach rund 95 Minuten auf.

Das Autofokussystem mit 299 Phasendetektions-Punkten ist identisch mit dem der Nikon Z6 III. Die Algorithmen bieten alle modernen Annehmlichkeiten wie die automatische Erkennung verschiedener Motive (Gesichter, Augen und Körper, Fahrzeuge und Flugzeuge, Hunde, Katzen und Vögel) und Objekttracking. Der Bildstabilisator kompensiert Verwacklungen auf fünf Achsen um bis zu acht Belichtungsstufen. Ton kann die ZR im 32-Bit-Float-Format aufzeichnen. Passend dazu lanciert Nikon auch gleich ein kompaktes Shotgun-Mikrofon, das die digitalen Kontakte des neuen Blitzschuhs nutzt.

Die Nikon ZR kostet 2349 Franken oder Euro. Sie ist ab Ende Oktober erhältlich.

Titelbild: Nikon

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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