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Mit Laser gegen Stechmücken: Wird ein Traum bald wahr?
von Martin Jungfer
Frühmenschen wagten früher als gedacht den Sprung übers Meer in der Wallacea. Vor mindestens 1,04 Millionen Jahren hatten sie die südostasiatische Insel Sulawesi erreicht.
Vorfahren des modernen Menschen haben vermutlich früher als bislang angenommen das tiefe Meer an der Wallace-Linie überquert, um die Insel Sulawesi zu erreichen. Vor mindestens 1,04 Millionen Jahren, wenn nicht sogar schon vor 1,48 Millionen Jahren wagten sie den Sprung auf das grosse Eiland im heutigen Indonesien. Das ergab die Analyse von Steingeräten, die Budianto Hakim von der indonesischen National Research and Innovation Agency in Jakarta, Adam Brumm von der Griffith University in Brisbane und ihr Team auf Sulawesi entdeckten und in «Nature» vorstellten.
Der bislang älteste Nachweis, dass Frühmenschen die Wallacea – das Übergangsgebiet an der Faunen- und Florengrenze zu Australien – durchschritten hatten, stammt von der indonesischen Insel Flores. Die Fundregion ist bekannt für die Fossilien des kleingewachsenen Homo floresiensis oder «Hobbitmenschen», der noch bis vor ungefähr 50 000 Jahren auf der Insel gelebt hatte. Die ältesten Steinwerkzeuge von dort reichen jedoch zirka 1,02 Millionen Jahre zurück. Von der philippinischen Insel Luzon, auf der eine eigene zwergenhafte Menschenform namens Homo luzonensis beheimatet war, bezeugen ebenfalls Steinartefakte die Anwesenheit von Menschen vor zirka 777 000 Jahren. Von Sulawesi waren hingegen bisher nur deutlich jüngere Funde bekannt: Die frühesten Werkzeuge weisen ein Alter von 194 000 Jahren auf.
Nun entdeckten Hakim, Brumm und ihre Kollegen am Fundplatz Calio im Süden von Sulawesi sieben Steingeräte in einer Sedimentschicht, die sie mithilfe der Paläomagnetik und einer Uran-Thorium-Datierung fossiler Tierzähne in eine Zeit von vor 1,04 bis 1,48 Millionen Jahren ansetzen. Demnach könnten sie älter sein als alle Artefakte von Flores und Luzon – oder zumindest ebenso alt wie die frühesten Fundstücke von Flores.
Die Homininen, die in Calio einst an einem Fluss ihre Werkzeuge genutzt hatten, gehörten also womöglich zu den allerersten Angehörigen ihrer Gattung, die den tiefen Meeresgraben von Wallacea hinter sich gelassen und in eine Terra incognita vorgestossen waren. Wie sie das anstellten, wissen die Forscher allerdings nicht.
Um welche Menschenform es sich dabei gehandelt hat, ist ebenfalls noch unbekannt. Vor ungefähr 700 000 Jahren streiften recht sicher die Vorfahren der «Hobbitmenschen» durch Flores, wie der Fossilfund eines Forscherteams unter Beteiligung von Brumm 2024 belegte. In Calio konnten bislang noch keine Fossilien menschlicher Knochen geborgen werden. Die genaue Identität der mutmasslichen Pioniere ist damit noch ungeklärt. Plausibel sei es aber, dass es sich in dieser Phase des Pleistozäns um Angehörige der Menschenform Homo erectus gehandelt hat.
Die Wallace-Linie verläuft als tiefer Meeresgraben zwischen den Inseln Sulawesi und Borneo sowie Lombok und Bali. Selbst in der Eiszeit bei gesunkenem Meeresspiegel bildeten sich dort keine Landbrücken. Deshalb scheidet sich an der Wallace-Linie die Tierwelt. Typisch australische Arten wie Känguru oder Koala leben südöstlich davon, finden sich aber nie jenseits, also nordwestlich dieser Grenze. Hingegen sind in der Wildnis der australischen Seite keine Affen oder Elefanten heimisch geworden.
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