Michelle Brändle
Produkttest

Motorola Edge 70 im Test: schlankes Design, magere Leistung

Wer schlank sein will, muss leiden: Motorola hat beim Edge 70 erstaunlich viel Akku in ein dünnes Design gepackt. Dafür mussten sie bei Kameraqualität und Leistung abspecken.

Motorola wagt den schwierigen Schritt und bringt nach Samsung und Apple ebenfalls ein dünnes Smartphone auf den Markt. Im Test muss das Edge 70 beweisen, ob dieses Konzept funktioniert.

Design und Display: Speziell ist nicht immer gut

Normalerweise lobe ich Motorola für ihren Mut zur Farbe und für die jeweils griffigen, schicken Rückseiten ihrer Phones. Das Motorola Edge 70 finde ich weniger schön, zumindest in der Farbe, die ich vom Hersteller bekommen habe. Das Strassenteer-Grau sagt mir kein bisschen zu. Einzig der Akzent bei den Linsen in Blau gefällt mir gut. Die zweifarbige Kombination ist an sich eine coole Idee. Von den anderen Farbvarianten – Dunkelgrün mit Hellgrün sowie Blaugrün mit Orange – bin ich jedoch auch nicht restlos überzeugt. Die griffige Rückseite wiederum finde ich top, sie fühlt sich angenehm an.

Die Farbe mag ich nicht, aber die Rückseite ist schön griffig und angenehm.
Die Farbe mag ich nicht, aber die Rückseite ist schön griffig und angenehm.

Was mich beeindruckt, ist die dünne Bauweise. Das Smartphone misst genau 5,99 Millimeter. Das ist zwar dicker als das Samsung Galaxy S25 Edge (5,8 mm) und das iPhone Air (5,6 mm). Dafür hat es aber auch den dezentesten Kamerabuckel und wiegt mit 159 Gramm am wenigsten. Beim iPhone Air sind es 165 g, Samsungs Edge bringt 163 g auf die Waage.

Im Vergleich mit einem iPhone 15 Pro ist das Motorola Edge 70 extrem dünn.
Im Vergleich mit einem iPhone 15 Pro ist das Motorola Edge 70 extrem dünn.

Der Rahmen des Edge 70 besteht aus Flugzeug-Aluminium. Laut Hersteller sei dieses besonders robust. Zudem ist das Gerät nach IP68/69 zertifiziert und kann damit 30 Minuten in 1,5 Meter tiefem Süsswasser unbeschadet überstehen.

Schickes Display.
Schickes Display.

Das 6,67 Zoll grosse POLED-Display hat eine Auflösung von 2712 × 1220 Pixeln und eine Bildwiederholrate von 120 Hertz. Es liefert ein scharfes Bild mit guten Kontrasten und perfekten Schwarzwerten. Das Motorola Edge 70 erreicht eine Helligkeit von 1800 Nits, der kurzzeitige Spitzenwert liegt sogar bei 4500 Nits. Diese Werte sind top und ich freue mich auch an sonnigen Tagen über ein gut erkennbares Bild.

Hardware braucht mehr «Pfupf»

Bei der Leistung vertraut Motorola auf den Mittelklasse-Chipsatz Snapdragon 7 Gen 4. Meinem Modell stehen 12 Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite sowie 512 GB interner Speicher. Der Chip schlägt sich in den Benchmarks nicht überragend, gerade im Vergleich zum Samsung Galaxy S25 Edge.

Mit grafiklastigen Spielen wie «Genshin Impact» hat das Motorola Edge 70 seine Mühe, da muss ich mit den niedrigsten Grafikeinstellungen leben. Auch bei der Bild- und Fotobearbeitung sind die Renderzeiten länger, als ich es von Flaggschiff-Phones gewohnt bin.

Im Vergleich zu Samsungs Galaxy S25 Edge verfügt das Motorola Edge 70 über eine deutlich höhere Akkukapazität. Der verbaute Silizium-Kohlenstoff-Akku benötigt weniger Volumen bei gleicher Batteriegrösse. Das Edge 70 kommt so auf 4800 mAh. Das sind rund 25 Prozent mehr als beim Galaxy Edge S25 mit seinem 3900-mAh-Akku.

Im Benchmark mit PCMark, der den regulären Alltag simuliert, komme ich auf eine Laufzeit von 13 Stunden bei mittlerer Helligkeit. Angesichts der Kapazität ist der Wert solide und besser als beim Samsung Galaxy S25 Edge mit unter 12 Stunden. Mehr als 1,5 Tage schaffe ich im Alltag dennoch nicht. Laden kann ich es anschliessend mit bis zu 68 Watt über ein USB-C-Kabel. Drahtlos lade ich das Edge 70 mit bis zu 15 Watt.

Kameras dürften besser sein

Motorola stattet das Edge 70 mit drei Kameras aus. Eine Hauptkamera und eine Weitwinkelkamera auf der Rückseite mit je 50 Megapixeln und eine Selfiekamera mit ebenfalls 50 Megapixeln. Zwei der vier vermeintlichen Linsen auf der Rückseite sind lediglich ein Blitz und ein Lichtsensor.

Auf eine Telekamera verzichtet der Hersteller, genau wie die Konkurrenz bei ihren dünnsten Smartphones. Die Fotos sind zwar solide, bei genauer Betrachtung fallen mir aber einige Mängel auf. Hauptsächlich bei der Schärfe, aber auch die Farben sind mir oft zu knallig. Die grösste Schwäche zeigt sich bei wenig Licht.

Ein Foto mit der Hauptkamera. Die Qualität hat Luft nach oben.
Ein Foto mit der Hauptkamera. Die Qualität hat Luft nach oben.
Auch drinnen überzeugt mich das Ergebnis nicht richtig.
Auch drinnen überzeugt mich das Ergebnis nicht richtig.

Die Weitwinkelkamera tut ihren Dienst so gut wie die Hauptkamera.

Die Weitwinkelkamera in Aktion.
Die Weitwinkelkamera in Aktion.

Der digitale Zoom ist weniger empfehlenswert und lediglich bis zum zweifachen Crop akzeptabel. Danach fehlt es den Fotos an Struktur.

Der zweifache Zoom geht noch klar.
Der zweifache Zoom geht noch klar.
Bereits die vierfache Vergrösserung lässt zu wünschen übrig.
Bereits die vierfache Vergrösserung lässt zu wünschen übrig.

Für Selfies komme ich zu einem ähnlichen Ergebnis, sie gefallen mir von allen Kameras aber noch am besten. Das Bokeh schneidet meine Haare zwar falsch aus, das kenne ich aber von den meisten Smartphones. Bestenfalls schiesst du deine Fotos ohne den Effekt.

Selfies sind ganz in Ordnung, das Bokeh schneidet meine Haare allerdings komisch ab.
Selfies sind ganz in Ordnung, das Bokeh schneidet meine Haare allerdings komisch ab.

Zu viel Bloatware

Ab Werk läuft Android 16 auf dem Edge 70 mit eigener Benutzeroberfläche. Nach dem Aufsetzen fällt mir die Menge an Bloatware auf: viel zu viele Spiele und Drittanbieter-Apps, die ich nicht benötige. Sie sind zwar rasch deinstalliert, aber total unnötig. Das Smartphone bekommt ab Werk vier Softwareupdates sowie sechs Jahre lang Sicherheitspatches. Das ist in Ordnung, mehr macht für die Leistung des Chips wohl keinen Sinn.

Viel zu viele Apps, die ich nicht will. Geht’s noch?
Viel zu viele Apps, die ich nicht will. Geht’s noch?

Motorola bietet auch eigene KI-Funktionen namens «Moto ai». Dazu gehören Bildverbesserungen und ein Bildgenerator. Auch eine KI-gestützte Übersetzung ist mit an Bord. Die Funktionen sind hauptsächlich Spielereien. Motorola kombiniert sie allerdings mit praktischer Google-KI wie der Assistenz Gemini. Auch KI-Bildbearbeitungs-Tools wie ein Objekt-Radierer und ein Rauschentferner sind von Google.

Natürlich darf auch bei Motorola die KI nicht fehlen.
Natürlich darf auch bei Motorola die KI nicht fehlen.

Fazit

Ich werde nicht warm damit

Das schlanke Design und die griffige Rückseite sind nahezu die einzigen überzeugenden Punkte des Motorola Edge 70. Die Fotos sind nur bei gutem Wetter zufriedenstellend, dürften aber auch dann noch etwas schärfer sein.

Das Motorola Edge 70 hat die Leistung eines guten Mittelklassegeräts. Dass es dünn ist, macht es nicht zu einem besseren Phone, auch der Akku ist nicht herausragend.

Insgesamt finde ich die unverbindliche Preisempfehlung von knapp 800 Franken dafür zu hoch. Willst du unbedingt ein dünnes Gerät, das robust ist, würde ich wenigstens auf einen Preisabschlag warten. Der passiert bei Motorola innerhalb weniger Monate.

Für das gleiche Geld bekommst du aktuell top Alternativen mit guten Kameras, wie das Google Pixel 9 Pro oder das Samsung Galaxy S25+. Diese Phones haben zwar ein paar Millimeter mehr auf den Rippen, dafür keine funktionalen Einschränkungen.

Pro

  • dünne und leichte Bauweise
  • interessante Farbakzente
  • griffige Rückseite

Contra

  • Fotos oft nur bei gutem Licht zufriedenstellend
  • Preis-Leistung stimmt nicht
Motorola Edge 70 (512 GB, Pantone Gadget Gray, 6.70", SIM + eSIM, 5G)
Smartphone
−10%
Energielabel A
CHF636.– statt CHF707.94

Motorola Edge 70

512 GB, Pantone Gadget Gray, 6.70", SIM + eSIM, 5G

Titelbild: Michelle Brändle

2 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los. 


Smartphone
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Samsung Galaxy S25 FE im Test: die günstige Version des S25+

    von Jan Johannsen

  • Produkttest

    Samsungs Foldable ist endlich dünn geworden

    von Michelle Brändle

  • Produkttest

    Günstig allein reicht nicht: das dünne Nubia Air im Test

    von Jan Johannsen

Kommentare

Avatar