Hintergrund

Meta unter Druck – Teil 1: Wie Facebook uncool geworden ist

Negative Schlagzeilen zu Meta und seinen Marken Facebook und Instagram häufen sich. Steht Mark Zuckerberg am Abgrund? Teil eins einer Serie über die Probleme des Tech-Giganten.

Realistically, there are probably a bunch of people at the company who shouldn’t be here.
Mark Zuckerberg 2022 an einer virtuellen Meta-Sitzung

Was ist passiert und wie geht es weiter? Um das zu beantworten, mache ich mich in dieser Serie auf die Reise in Metas Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Im ersten Teil: Wie Facebook uncool geworden ist.

Vom «Place to be» zu Boomercity

Millennials wie ich und alle, die jünger sind, haben sich längst von der Plattform verabschiedet. Facebook ist zu Boomercity geworden.

Die allmächtigen Algorithmen

2016 hatten sie sich schliesslich so verändert, dass der Wert eines Beitrags vor allem daran gemessen wurde, wie viel Zeit die User mit ihm verbrachten. Ausserdem wurde Video als neues Format gepusht. Das Resultat: eine Masse an professionell produzierten Texten, Bildern und Videos, die versuchten, die Aufmerksamkeit möglichst lange zu halten.

Clickbait und Desinformation

Wenn du während der Corona-Zeit mal auf Facebook warst, weisst du wahrscheinlich, welchen Effekt dieser neue Algorithmus hatte. Die Plattform war voll von kontroversen Beiträgen, Desinformation und Verschwörungstheorien. Logisch, denn solche Themen ziehen erbitterte Wortgefechte in den Kommentarspalten nach sich. Das erkannten professionelle Akteure, die ganze Trollfarmen aufbauten, um politische Diskurse zu beeinflussen.

Die Whistleblowerin Frances Haugen brachte ans Licht, dass Facebook sich bewusst war, welchen Schaden es anrichtet.

Datenschutz? Welcher Datenschutz?

Die unerwünschten Nebenwirkungen der Algorithmen sorgten für viel Kritik. Und sie waren bei weitem nicht das Einzige, was Schaden an Facebooks Image anrichtete. Hinzu kamen immer mehr Datenschutzbedenken. Das Unternehmen entwickelte sich zu einer Krake, die soviel Daten wie möglich sammelt und daraus Profile erstellt. Diese verkauft es schliesslich an Werbetreibende, die so ihre Ads zielgerichteter schalten können.

They trust me. Dumb fucks.
Mark Zuckerberg im Chat mit einem Freund in Facebooks Anfangszeit

Dass viele User das nicht wissen oder verstehen, erachtet Mark Zuckerberg nicht als Facebooks Problem. Seine Einstellung zum Datenschutz zeigt ein Auszug aus einem Chat mit einem Freund in der Anfangszeit Facebooks, zu dem damals nur Harvard-Studenten Zugang hatten:

Ganz so drastisch drückte Zuckerberg es in den Folgejahren nicht mehr aus. Doch bis heute schiebt er die Verantwortung über den Datenschutz immer wieder von sich weg. 2010 sagte er zu dem Thema: «Die Leute wollen keinen kompletten Datenschutz. Sie wollen die Kontrolle darüber haben, was sie teilen und was nicht.»

What people want isn’t complete privacy .... they want control.
Mark Zuckerberg 2010 gegenüber dem «Time» Magazin

Dunkle Wolken über Zuckerbergs Geldmaschine

Mark Zuckerbergs Antwort auf die Krise? Die gleiche wie immer: Neue Algorithmen sollen es richten – «Discovery Engine» heisst der neueste Versuch. Mehr dazu in der übernächsten Folge. In Episode zwei meiner Serie werde ich zunächst einer der erfolgreichsten Übernahmen der Tech-Industrie auf den Grund gehen, deren Geschichte gleichzeitig Metas problematische Strategie offenbart: Instagram.

Titelbild: Eine Kunstinstallation vor dem US-Kapitol am Tag der Anhörung Mark Zuckerbergs. Bild: Michael Reynolds / Keystone

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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