Produkttest

Lenovo Yoga C930: Scharfes Teil

Kevin Hofer
6.11.2018

Mit dem C930 findet das beliebte Yoga 920 einen würdigen Nachfolger. Was das Gerät auszeichnet, liest du im Testbericht.

Yoga C930? Genau, du hast richtig gelesen. Der Nachfolger des Yoga 920 trägt den Präfix C. Da neu alle Premium-Consumer-Notebooks von Lenovo den Namen Yoga tragen, musste sich der chinesische Hersteller ein frisches Namensschema ausdenken. Klassische Yoga-Notebooks, also die Convertibles, tragen neu den Präfix C. Nach so viel unsinniger Namenstheorie ein paar harte Fakten zum scharfen Teil.

  • Intel Core i7-8550U mit 1.8 GHz
  • Intel UHD Graphics 620
  • 16 GB DDR4-2400-RAM
  • 512 GB SSD
  • 13.90” IPS-4K-Hochglanz-Touchscreen
  • 4-Zellen-Lithium-Polymer-Akku mit 60 Wh
  • Windows 10 Home

Design und Anschlüsse

Das C930 ist im wahrsten Sinne des Wortes ein scharfes Teil. Dass mich meine Kolleginnen und Kollegen nicht mit aufgeschnittenen Pulsadern vom Arbeitsplatz tragen mussten, grenzt an ein Wunder. Die Kanten vom Unterteil des Yogas sind rasiermesserscharf. Das ist der grösste Kritikpunkt, den ich am Design habe.

Mir gefällt das Aussehen des zugeklappten Convertibles sehr gut. Mein Testgerät kommt in eisengrau. Blickfang sind ganz klar die Lautsprecher, die sich im Scharnier befinden. Die Löcher lassen das Gerät schnittiger erscheinen, obwohl es dadurch nicht schneller wird. Aber dass Löcher nicht schneller machen, musste bereits Ned Flanders schmerzhaft am eigenen Leib erfahren.

Schaust du dir das Yoga von der Seite an, hat es die Form eines Parallelogramms. Das Display liegt leicht verschoben auf dem Unterteil. Nettes Detail ist zudem, dass das C930 hinten abgerundete Kanten hat und vorne eben rasiermesserscharfe. Es wiegt 1.38 Kilogramm und ist 22.7 x 32.2 x 1.49 Zentimeter gross.

Einmal aufgeklappt, grüssen das Display, die schlichte Tastatur und das Trackpad. Zu diesen komme ich weiter unten. Was mich designtechnisch etwas stört, ist, dass unterhalb des Displays ein etwa 2.5 Zentimeter hoher schwarzer Balken ist. Das war’s auch schon mit meinen Eindrücken zum Aussehen. Im Grossen und Ganzen finde ich das Design äusserst gelungen, schlicht, aber trotzdem verspielt.

Bei den physischen Anschlüssen stellt Lenovo zwei USB-Typ-C-Anschlüsse – die gleichzeitig USB 3.1 und Thunderbolt 3 unterstützen – einen 3.1 USB-Typ-A-Anschluss sowie ein Kopfhöreranschluss zur Verfügung. Auf einen eingebauten Display-Port oder HDMI-Anschluss musst du verzichten. Bluetooth 4.1 und Wifi 5 (802.11ac) runden das Angebot an Verbindungsmöglichkeiten ab.

Display

Um das zu testen, schaue ich mir einige Dolby-Vision-Inhalte auf Netflix an. Zuerst visioniere ich «Godzilla: Eine Stadt am Rande der Schlacht». Verglichen mit meinem Arbeitsnotebook, kann ich tatsächlich bessere Farbkontraste feststellen. Aber so extrem wie auf einem Fernseher schaut das Ganze doch nicht aus. Bei «Altered Carbon» habe ich denselben Eindruck.

Im EIZO-Monitortest konnte ich keine negativen Auffälligkeiten feststellen. Das Display weist keine Pixelfehler auf, Verläufe werden klar dargestellt, die Graustufen sind Homogen, die Blickwinkel stabil und Text wird scharf wiedergegeben.

Obwohl es sich um ein Glossy-Display handelt, spiegelt es verhältnismässig wenig. Ich konnte auch draussen bei Sonnenschein arbeiten.

Der Touchscreen des C930 reagiert zuverlässig. Für mehr Präzision kannst du den Touchscreen auch mit dem integrierten Stift bedienen. Lenovo verpackt diesen hinten rechts im Gehäuse.

Der Stift des C930 lässt sich ganz einfach verstauen.

Etwas tief fällt die Farbraumabdeckung aus. Die beträgt bei sRGB etwa 94 Prozent und bei Adobe RGB lediglich rund 60 Prozent. Obwohl das Display ein tolles Bild fürs Filmegucken bietet, ist es weniger für Grafiker geeignet.

Lautsprecher

Die Lautsprecher sind im Scharnier verbaut. Lenovo wirbt mit dem Dolby-Atmos-Speaker-System. Ja, beim Yoga C930 kannst du dir das Geld für Dolby Atmos sparen, du kriegst die App dazu. Ich bin immer skeptisch, wenn bei einem Gerät mit gerade mal zwei Frontlautsprechern mit Dolby Atmos geworben wird. Beim C930 wurde ich aber eines besseren belehrt.

Die Visionierungen für Dolby Vision habe ich auch gleich für den Lautsprechertest genutzt. Hinzugezogen habe ich Kollege Martin Jud, der sich bereits intensiv mit Surround Sound auseinandergesetzt hat.

Wir sind beide begeistert. Noch nie durften wir solchen Sound beim Filmeschauen auf einem Notebook erleben. Das Speaker System erzeugt tatsächlich einen Klang, der einiges raumfüllender klingt, als normales Stereo. In «Lost in Space» scheint der Ton nicht nur frontal auf uns zu zukommen, sondern auch seitlich. Dies ist zwar kein Vergleich zu einer 5.1- oder 7.1-Anlage, aber dennoch faszinierend. Wir mögen den satten Sound.

Aber auch nicht offiziell Dolby-Atmos unterstützte Inhalte klingen toll. Godzillas Schreie erschüttern die kleine Meetingbox, in der wir den Test durchführen. Wenn das Monster aller Monster seinen Laser loslässt, haben wir tatsächlich den Eindruck, dass dieser von links nach rechts an uns vorbeizieht. Klar, mit den zwei integrierten Lautsprechern haben wir nicht den Eindruck, dass der Sound von hinten kommt. Aber er verteilt sich tatsächlich besser im Raum.

Tastatur und Trackpad

Die Tastatur wirkt klar strukturiert. Die Tasten sind so angeordnet, dass ich auch immer die treffe, die ich treffen will. Der Tastenhub fällt mit 1.3 Millimeter etwas gar kurz aus, zumal die Tasten relativ hart zu drücken sind. Die Handauflage ist für mich nicht gross genug. Ich fahre mit meinen Handgelenken immer über die scharfe Kante, was äusserst unangenehm beim Schreiben ist.

Das Trackpad ist für meinen Geschmack zu klein ausgefallen. Es reagiert aber äusserst zuverlässig. Mir gefällt die Oberflächenbeschaffenheit.

Lenovo spendiert zudem einen Fingerabdruckscanner rechts unterhalb der Tastatur. Dieser hat während meiner Testphase immer zuverlässig funktioniert und Windows innert wenigen Millisekunden entsperrt.

Akku

Selbstverständlich habe ich das Yoga C930 auch dem Stresstest Heavy Load ausgesetzt. Damit reicht der Akku 2 Stunden und 15 Minuten. Beim Stresstest entwickelte sich eine grosse Hitze. Nicht so gross, dass ich mich verbrannt hätte, aber auf den Schoss möchte ich das Yoga so nicht nehmen.

Einmal komplett laden dauert verhältnismässig lange. Es dauerte bei mir jeweils rund 2 Stunden und 20 Minuten, bis ich 100 Prozent Akkuleistung erreicht habe.

Performance

Zum Gamen kannst du das C930 also vergessen. Wie das Swift 5 eignet sich das Yoga für alltägliche Arbeiten wie Streamen, Office und Browsen allemal. Anwendungen werden schnell gestartet und auch Fotos kannst du problemlos bearbeiten. Videobearbeitung bis Full HD liegt auch drin. Grössere Renderaufgaben nehmen aber viel Zeit in Anspruch.

Gaming-Benchmarks lasse ich beim Yoga bleiben, da sie aufgrund der verbauten Komponenten nicht zielführend sind. Ich lasse aber noch die Geekbench 4 CPU- und Compute-Benchmarks laufen.

Im CPU-Benchmark erreicht das Yoga C930 einen Single-Core-Score von 4736 und einen Multi-Core-Score von 14 793. Ich vergleiche die Scores auf Geekbench. Dabei suche ich nach dem Prozessor, sortiere jeweils nach absteigendem Score und dem Betriebssystem. Der beste Single-Core-Score liegt bei 5124 und der beste Multi-Core-Score bei 16 932. Damit liegt das Yoga im oberen Mittelfeld.

Anders sieht’s beim Compute-Benchmark aus. Mit dem Score von 18 559 liegt das C930 weit hinter dem besten Score von 39 279.

Noch eine kurze Anmerkung zu meinem Vorgehen. Ich habe die Benchmarks jeweils mehrmals durchgeführt und für den Vergleich die besten Ergebnisse genommen.

Fazit

Das Yoga C930 ist ein exzellentes Freizeit-Notebook. Filmeschauen, Surfen und Musikhören beherrscht das Gerät perfekt. Das schöne Display und die absolut genialen Lautsprecher machen einfach Spass. Das Convertible begleitet dich in jeder Lebenssituation.

Das Gerät ist, bis auf die scharfen Kanten, genial verarbeitet. Es macht Freude darüber zu streichen und es einfach zu bewundern. Da kann selbst Apple einpacken.

Für Fotobearbeitung und Videoschnitt ist das Gerät bedingt geeignet. Einfache Bild- und Videobearbeitung meistert es souverän. Wird’s aber mal komplexer, stösst das C930 an seine Grenzen. Gamen, damit meine ich etwas komplexere, neue Spiele, kannst du schlichtweg vergessen. Für den Preis hätte ich mir eine dedizierte Grafiklösung für etwas mehr Punch gewünscht.

Etwas fraglich ist die Dolby-Vision-Zertifizierung für ein 8-Bit-Panel. Die Farbkontraste schauen zwar sehr gut aus, ich habe aber nicht den Eindruck, dass das Panel mit Dolby-Vision-Fernsehern konkurrieren kann.

Der grösste Negativpunkt am Gerät sind aber definitiv die scharfen Kanten. Für lange Büroarbeiten kann ich das Yoga C930 nicht brauchen, weil meine Handgelenke mit der Zeit schmerzen.

Sollst du dir das Yoga C930 kaufen? Kommt drauf an. Bist du auf der Suche nach einem schönen Convertible für die Freizeit und bist bereit knapp 2000 Franken auszugeben, kann ich dir das Gerät empfehlen. Falls du die Möglichkeit hast, solltest du auch mal Probeschreiben, wir haben das Yoga C930 in unseren Shops ausgestellt. Vielleicht stören dich die scharfen Kanten nicht so sehr.

Für mich sind sie jedoch ein Killerkriterium. Schade eigentlich, das Yoga C930 ist für mich wie ein paar Schuhe, das ich toll finde und unbedingt möchte, aber sie passen einfach nicht.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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