Hintergrund

Kuhglocken statt Klimagerät: Homeoffice auf 2160 Metern

Ich hasse die Hitze. Alles über 25 Grad ist mir zu heiss, weshalb ich mich für ein paar Tage auf über 2000 Meter begeben habe zur Arbeit. Weit weg von der aufgeheizten Stadt lenken mich Kühe und Fliegen von der Arbeit ab.

Sonntag, 12:00 Uhr, 32 °C in Zürich: Der Sommer nagt am Nervenkleid

Montag, 08:10 Uhr, 12 °C in Juf, 20 °C in Zürich

Montag, 09:48, 16 °C in Juf, 23 °C in Zürich

Montag, 12:30 Uh, 21 °C in Juf, 26 °C in Zürich

Montag, 16:10 Uhr, 23 °C in Juf, 32 °C in Zürich

Die Sonne scheint mir auf den Bildschirm und auf meine Arme. Zeit für eine Schreibpause. Ich entscheide mich für eine Erkundungstour durchs Dorf. Recherche. Nach drei Minuten bin ich beim Ortsausgang und knipse ein Foto des Ortsschildes. Hinter mir hält ein Töfffahrer an. Ob ich noch mehr Fotos machen wolle? «Nein». Töfffahrer: «Ich will eben auch eines machen». Ob ich eins für ihn machen solle? «Nein». Wir verabschieden uns höflich.

Ich laufe zurück ins Dorf und besuche den Dorfladen. Zwischen allerlei Mitbringseln mit Schweizerkreuz hängt ein Schild. «JEDER DIEBSTAHL WIRD ANGEZEIGT!» steht darauf und ein Unkostenbeitrag von 350 Franken wird angedroht, sollte man dennoch etwas entwenden. Wie sich dieser Betrag genau errechnet, bleibt mir schleierhaft.

Eingecremt setze ich mich wieder ins Gartenrestaurant. Jetzt stellen Ausflügler die Hauptkundschaft. Rivella, Bier und Suure Moscht. Dazu Nussgipfel, eingepackt in raschelndes Cellophan. Die Aschenbecher bewerben Coca Cola Light. Cola Light auf Aschenbechern zu bewerben ist fast so bizarr, wie das Logo von Cola Light auf Crocs der Grösse 48 zu drucken.

Überhaupt gibt es Cola Light nur noch, weil es Menschen gibt, die noch nie Cola Zero getrunken haben.

Montag, 19:20 Uhr, 20 °C in Juf, 31 °C in Zürich

Aus dem Nebenzimmer kommt eine Frau mit einem Velo. In Zürich würde ich dies als Schutz vor Dieben absolut verstehen. Wer aber soll ein Velo in Juf klauen? Wer hat so viel Angst, es aufs Zimmer mitzunehmen? Die Szene scheint mir so absurd, dass sie aus einem Filmskript für eine Schweizer Komödie stammen könnte:

«Gelegenheit macht Diebe» – eine Filmkomödie

Der zweite Teil meiner Reportage aus Juf kommt – sofern ich noch etwas erlebe – in den nächsten Tagen.

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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