Hintergrund

Kabel-Kurs, Teil 1: Grundlagen und Lautsprecherkabel

Lothar Brandt
19.6.2018

Kabel sind ein heisses Eisen in der High Fidelity. Die einen geben fünfstellige Summen für Top-Verbinder aus, um auch das letzte Quäntchen Klang aus ihren Anlagen zu holen. Die anderen halten das alles für Voodoo. Wir sammeln mal Fakten.

Aber ganz klar vorneweg: Ich bin der Meinung, dass Klangverbesserungen innerhalb einer HiFi-Anlage zunächst mit der optimierten Lautsprecher-Aufstellung und der Raumakustik beginnen sollten, bevor viel Geld in hochwertige Komponenten und Zubehör fliesst.

Erst dann lohnt es sich, über Kabel nachzudenken, welche die billigen Beipackstrippen ablösen könnten. Ein guter Beginn sind da die Lautsprecherkabel.

Es gibt ein Kabel-Ideal, aber kein ideales Kabel

Die Grundlagen (Achtung, Theorie)

Das optimale Kabel müsste bei Impedanz, Kapazität und Induktivität den Wert Null aufweisen, was selbst extrem kurze Verbinder nur annähernd schaffen. Das ist übrigens auch ein Argument für Aktivboxen: Hier liegen Verstärker und Chassis extrem nahe beieinander. Doch die Regel in der High Fidelity sind passive Boxen – und die Verstärker müssen im Normalfall so zwischen zwei und drei Meter überbrücken.

Das Gemeine ist nun, dass die Kabelbauer niedrige Kapazität mit höherer Induktivität erkaufen und umgekehrt. Wollen sie einen niedrigen Längswiderstand mit besonders viel Kabelquerschnitt erreichen, handeln sie sich den Skin-Effekt ein: Hohe Frequenzen werden nur noch von den äusseren, oberflächenahen Schichten übertragen.

Die Folgerungen (Achtung, Praxis)

Die Kunst des Lautsprecher-Kabelbaus besteht nun darin, alles möglichst niedrig zu halten. Das lässt sich in etwa mit dem Auftrag an einen Motoren-Ingenieur vergleichen, möglichst hohe Leistung und Beschleunigung bei möglichst niedrigem Verbrauch in einem möglichst komfortablen Auto zu erreichen. Sich dem einem Ziel anzunähern, bedeutet, sich vom anderen wieder weiter zu entfernen.

Dafür kann man sehr hohen, material- und arbeitszeitintensiven Aufwand treiben. Das ist der Grund, warum selbst seriöse Anbietern zum Teil astronomische Preise verlangen. Und warum selbst ultrateure Kabel nicht immer die besten Ergebnisse an bestimmten Verstärkern und/oder Lautsprechern bringen.

Die Kaufempfehlung (Achtung: Kosten)

Dann, und erst dann ist es Zeit, mit dem Lautsprecherkabel (die anderen Verbinder bringen möglicherweise nicht ganz so viel Effekt) zu experimentieren. Es gibt schon gute Strippen in der Konfektion zwei mal drei Meter ab 60 Franken, also für 10 Franken pro Meter. Die Anbieter sind zahllos, zuweilen gibt es Offerten um die Hälfte. Und das hat erst recht nichts mit Voodoo zu tun.

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Ich tummle mich seit über 30 Jahren als Journalist in der Audio-Branche. Dort bin ich berüchtigt als begeisterter Musikliebhaber, hoffnungsloser Analog-Fan und sehr kritischer Lautsprecher-Beurteiler. Was wohl mit kläglichen Versuchen zusammenhängt, Geige und Schlagzeug besser als nur amateurhaft zu spielen. Eine Zeitlang lebte und arbeitete ich der Schweiz, meinem erklärten Lieblingsland. Dorthin kehre ich immer wieder gerne zurück. 


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