Ratgeber

Ist der Spinnen-Modus für Spinner?

Martin Jud
4.2.2020

Was passiert, wenn die Antennen eines Routers nicht wie vorgesehen genutzt werden? Mit wie viel Leistungseinbusse muss gerechnet werden, wenn der Router im Spinnen- oder Toter-Spinnen-Modus läuft?

Vor Kurzem habe ich TP-Links Archer AX6000 getestet und zum neuen WLAN-König meiner Wohnung gekürt.

Leser daccurda will nach dem Test wissen, ob dieser Router auch kopfüber – im Spinnen-Modus, die Antennen Beine zeigen nach unten – betrieben werden kann und inwiefern die Leistung dabei abnimmt.

Kann man den Archer kopfüber betreiben, damit es wie eine Spinne aussieht? Lässt die Sendeleistung im Spinnen-Modus denn nach?
Leser daccurda

Da mich die Frage auch brennend interessiert, schnappe ich mir den Router erneut und vergleiche den Normalbetrieb sowohl mit dem Spinnen-Modus wie auch mit dem Toter-Spinnen-Modus (eingeklappte Antennen).

Testgelände

Als Testgelände hält meine 120 m² grosse Maisonette hin. Die Wi-Fi-Knackpunkte in dieser Wohnung sind mit gegebenem Router-Standort das Büro und das Schlafzimmer.

Spinnen-Modus vs. Normalbetrieb

Beine nach unten geklappt, vier Augenpaare draufgeklebt: Hübsch – so gefällt mir der Router.

Spinnen-Modus vs. Normalbetrieb im 5-GHz-Frequenzband

Die Signalstärke wird in Dezibel Milliwatt (dBm) angegeben. Je niedriger dieser Wert ist, desto schwächer ist auch das Signal. Misst du die Signalstärke direkt im Raum des Routers, bekommst du normalerweise Werte zwischen -35 bis -50 dBm, was einem starken Signal entspricht. Kritisch in Sachen Leistung wird es meistens ab -75 dBm.

Das 5-GHz-Resultat des Spinnen-Modus:

Im Schlafzimmer kann der Spinnen-Modus gut mit dem Normalbetrieb mithalten, ansonsten schaue ich damit in die Röhre. Insgesamt büsst der Router 10,1 Prozent der Leistung ein.

Visualisiert sieht die Spinnen-Situation im Vergleich zum Normalbetrieb wie folgt aus:

Spinnen-Modus vs. Normalbetrieb im 2,4-GHz-Frequenzband

Das 2,4-GHz-WLAN bringt mehr Reichweite, aber weniger Datendurchsatz.

So schneidet der Router im 2,4-GHz-Spinnen-Modus ab:

Die Spinne spannt ihr Netz nicht wirklich gut. Nur den Empfang im Eingangsbereich kann sie um 5,2 Prozent verbessern. Ansonsten bringt sie eine Verschlechterung von 9,3 Prozent. Da sie dennoch gute durchschnittliche -60 dBm bringt, kann der 2,4-GHz-Spinnen-Modus getrost verwendet werden.

Die Vergleichs-Heatmaps des 2,4-GHz-Spinnen-Modus:

Toter-Spinnen-Modus vs. Normalbetrieb

Im Gegensatz zum Spinnen-Modus kann ich mir bei der toten Spinne gut vorstellen, dass sie allenfalls bei einer senkrechten Wandmontage auch im Alltag zum Einsatz kommt.

Der Router steht normal da, die Beine Antennen sind eingeklappt.

Toter-Spinnen-Modus vs. Normalbetrieb im 5-GHz-Frequenzband

Erneut vermesse ich die gesamte Bude:

Gegenüber der lebenden Spinne schneidet die tote um 0,6 Prozent besser ab und hat im Obergeschoss die Oberhand. Im oberen Bad kann sie sogar Bestwerte verzeichnen. Dennoch ist das Signal im Schnitt 9,5 Prozent schlechter als im Normalbetrieb.

Die Vergleichs-Heatmaps des 5-GHz-Toter-Spinnen-Modus:

Toter-Spinnen-Modus vs. Normalbetrieb im 2,4-GHz-Frequenzband

Ein letztes Mal begebe ich mich auf einen Zeitlupenspaziergang quer durch die Wohnung. Die tote Spinne darf noch ein zweites Mal ran:

Das Resultat überrascht mich etwas. Denn im 2,4-GHz-Frequenzbereich schafft es die tote Spinne, das gesamte obere Stockwerk besser zu versorgen, als im Normalbetrieb. Weiter profitiert der Eingangsbereich mit einem kleinen Plus. Doch insgesamt ist auch dieser Modus keine gute Idee und hinkt mit 5,5 Prozent hinterher.

Die Heatmaps dazu:

Fazit: Spinnen-Modus ist für Spinner, tote Spinne taugt begrenzt

Der Gesamtvergleich zeigt schön auf, dass nur Spinner auf irgendeinen Spinnen-Modus setzen sollten:

Immerhin hat die tote Spinne bei 2,4 GHz im Obergeschoss eine Verbesserung der Leistung gebracht, was ich ihr sehr hoch anrechne. Dass der Router auf Abwegen 10 und nicht etwa 20 Prozent der Leistung einbüsst, finde trotz fehlender Vergleichsbasis top. Da habe ich eigentlich mehr Einbusse erwartet.

Dennoch führt dieses Spinnen-Experiment klar vor Augen, dass nebst dem Router-Standort auch die Ausrichtung der Antennen einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Betrieb haben.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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