
Produkttest
iPhone 16 Pro im Test: Rückkehr der Schatten
von Samuel Buchmann
Mehr Laufzeit, bessere Kameras, cooler Look. Das iPhone 17 Pro ist kein aussergewöhnliches Update, aber doch ein gutes. Sein grösstes Problem ist der kleine Bruder.
Das iPhone 17 Pro ist die Antithese zum neuen iPhone Air: Während beim dünnen Modell Form über Funktion steht, konzentriert sich das Flaggschiff auf greifbare Verbesserungen: grösserer Akku, bessere Kameras, mehr Performance. Keine Kompromisse, keine Gimmicks, kein KI-Schnickschnack.
Die stärkere Differenzierung von regulärem iPhone, Air und Pro dürfte ein kluger Schachzug sein. Apple bietet damit eine feiner abgestufte Auswahl für unterschiedliche Zielgruppen. Die beste Preis-Leistung gibt's beim iPhone 17. Wem Schönheit und Prestige wichtiger sind als Geld, landet beim Air.
Und das iPhone 17 Pro? Es fokussiert sich auf maximale Leistung: ein 0,5 Millimeter dickeres Gehäuse und dafür mehr Ausdauer. Kein Marketing-Blabla über die Stabilität von Titan, sondern ein Aluminium-Unibody, der die Wärme besser ableitet. Nur eine 4-fach- statt eine 5-fach-Telekamera, dafür mit grösserem Sensor. Da lacht mein Nerd-Herz. Die Frage ist bloss, ob die Upgrades im Alltag spürbar sind.
Ich bin Fan vom neuen Design. Es ist weniger edel und hat mehr Tool-Charakter. Vorbei ist die Ära der scharfen Kanten – die Ecken des iPhone 17 Pro sind endlich wieder rund. Es ist das erste iPhone seit langem, das ich am liebsten ohne Hülle benutzen würde. Der halbe Millimeter mehr in der Tiefe, verglichen mit dem iPhone 16 Pro, stört mich überhaupt nicht. Auch die Kombination aus Aluminium-Unibody und mattem Glas auf der Rückseite gefällt mir. Da letzteres nicht bis an die Ecken geht und aus Ceramic Shield besteht, sollten Spinnennetz-Rückseiten seltener vorkommen.
Die Verwendung von eloxiertem Aluminium erlaubt knallige Farben, die mit Titan nicht möglich waren. Das demonstriert Apple vor allem mit «Cosmic Orange», welches ich leider absolut schrecklich finde. «Deep Blue» geht in Ordnung, der wahre Star dieses Jahr ist jedoch die Farbe, in der ich seit Jahren alle Apple-Produkte kaufe: Silber. Es zeigt keine Kratzer oder Fingerabdrücke.
Die Vorderseite besteht aus Ceramic Shield 2, ein Glas, das gemäss Apple dreimal so kratzfest sein soll wie die alten Displays. Tatsächlich zeigt es sich im Härtetest von YouTuber Zack Nelson erfreulich widerstandsfähig. Für mich ein sehr willkommenes Upgrade, da ich meine iPhones meist ohne Schutzglas nutze – und die bisherigen nach einer Weile stets kleine Kratzer im Display zeigten. Abzug in der B-Note der Kratzfestigkeit gibt es für die anfällige Kante des Kamera-Plateaus.
Positives gibt es auch von der Textilhüllen-Front zu berichten. Apple hat aus dem Fiasko um das «FineWoven»-Material vor zwei Jahren gelernt. Der zweite Versuch namens «TechWoven» wirkt viel robuster und sieht bei mir auch nach knapp zwei Wochen aus wie neu. Das grobe Gewebe passt zur neuen nerdigen «Pro»-Identität und die Knöpfe fühlen sich so gut an wie ohne Hülle.
Das Kamerasystem des iPhone 17 Pro erhält gegenüber dem Vorgängermodell zwei Hardware- und ein Software-Upgrade:
Im Vergleich zum regulären iPhone 17 hebt sich das Pro noch durch die Grösse des Hauptsensors und die zusätzliche Telekamera ab. Die Weitwinkelkamera ist identisch, beim iPhone Air fehlt auch diese. Die neue Selfiekamera gibt es hingegen bei allen drei neuen Modellen.
Die neue Frontkamera mag auf den ersten Blick trivial wirken, ist aber vielleicht das Upgrade, an das ich mich in einigen Jahren am meisten erinnern werde. Erstens sind viele meiner liebsten Bilder Selfies mit Partnerinnen und Freunden. Da ist jede Verbesserung der Bildqualität ein Gewinn.
Zweitens finde ich die Idee mit dem quadratischen Sensor brillant. Ich kann viel schneller zwischen einem Hoch- und Querformat-Selfie wechseln, wenn ich das iPhone dafür nicht drehen und eine gute Handposition finden muss, um auszulösen. Sogar die automatische KI-Ausrichtung funktioniert erfreulich gut. Sie erkennt, ob eine oder mehrere Personen im Frame sind und passt Format und Zoom daran an. Entscheidet sie mal falsch, kann ich sie leicht übersteuern oder ganz ausschalten.
Von der neuen Telekamera habe ich mir mehr erhofft. Ich muss Pixel-Peeping in stark vergrösserten Ausschnitten betreiben, damit ich einen Unterschied sehe. Trotzdem ist die Telekamera unter dem Strich ein Fortschritt, weil sie vielseitiger ist: Die der 100-mm-Brennweite passt manchmal besser als die alten 120 mm. Und wenn ich doch den stärkeren Zoom will, sieht der digitale Crop nicht schlechter aus als ein natives 120-mm-Bild aus dem iPhone 16 Pro.
Apple spricht zudem von einem zusätzlichen 8x-Zoom (200mm) in «optischer Qualität». Das halte ich für grenzwertiges, weil irreführendes Marketing. Das iPhone 17 Pro hat schlicht kein 200-mm-Objektiv. Die Einstellung ist ein digitaler Zoom aus der 100-mm-Kamera. Dementsprechend haben die Bilder nur 12 Megapixel. Der einzige Unterschied zu einem einfachen Crop in Photoshop besteht in Apples Imaging Pipeline, die aus dem Bild ein kleines bisschen mehr rausholt. Wir reden hier aber von Nuancen – und definitiv nicht von einem Zoom in «optischer Qualität».
Was mir dafür positiv auffällt ist eine bessere Bildqualität der Weitwinkelkamera. Obwohl diese sich laut Spezifikationen nicht verändert hat. Ich weiss nicht, ob mein Exemplar des iPhone 16 Pro zufällig eine schlechte Linse erwischt hat, aber mein iPhone 17 Pro ist merklich schärfer, sowohl im RAW-Format als auch in HEIC. Eventuell liegt das auch an einer verbesserten internen Bildverarbeitung. Schön finde ich zudem, dass die HEICs jetzt auch in der Weitwinkelkamera mit einer Auflösung von 24 Megapixeln gespeichert werden. Beim Vorgängermodell gab es hier aus unerfindlichen Gründen bloss 12 Megapixel, obwohl der Sensor 48 Megapixel hat.
Absolut keinen Unterschied zum iPhone 16 Pro stelle ich bei der Hauptkamera fest. Sie bietet dank dem grössten Sensor weiterhin die mit Abstand beste Bildqualität. Von der angeblich verbesserten Imaging Pipeline beim digitalen 2x-Zoom (nein, auch der hat nichts mit «optischer Qualität» zu tun) merke ich nichts. Der 12-Megapixel-Ausschnitt aus der Hauptkamera ist für die meisten Zwecke trotzdem sehr gut nutzbar.
Apple scheint über alle Kameras hinweg an den Farben und am Kontrast geschraubt zu haben. Sowohl RAWs als auch HEIC-Bilder werden etwas wärmer und haben etwas dunklere Schatten. Beides finde ich gut, beides ist aber nicht so wichtig. Im RAW-Format lässt sich sowieso beides anpassen und seit der Einführung der «Fotografischen Stile» letztes Jahr geht das auch im HEIC-Format sehr gut.
Den Camera-Control-Auslöseknopf finde ich nach wie vor zu kompliziert. Aktiviere ich die Touch-Funktion zum Anpassen von verschiedenen Parametern, verstelle ich diese viel zu oft aus Versehen. Dessen scheint sich auch Apple bewusst geworden zu sein. Denn beim Einrichten des iPhones werde ich nun explizit gefragt, ob ich die Touch-Bedienung will oder den Knopf nur zum Starten der Kamera-App und zum Auslösen nutzen will. Vorher musste ich für diese Wahl aktiv in die Einstellungen gehen.
Bei der Videoqualität bleibt Apples Pro-Smartphone das Mass aller Dinge. Ich staune immer wieder aufs Neue, wie gut die Aufnahmen aus der Hauptkamera aussehen. Filme ich im Log-Profil, kann ich sie problemlos mit Videos meiner grossen Sony-Kamera mischen. Dieses Jahr könnte ich das sogar im ProRes-RAW-Format tun. Allerdings braucht das Unmengen an Speicherplatz und ich muss die Daten zwingend auf einer externen SSD speichern. Nützlicher finde ich da schon die neue Dual-Capture-Funktion. Mit dieser kann ich gleichzeitig nach vorne und hinten filmen. Ich bin mir sicher, das Feature wird sich auf TikTok und Instagram grosser Beliebtheit erfreuen.
Benchmarks und Wärmebilder zeigen: Das iPhone 17 Pro ist schneller und besser gekühlt als sein Vorgänger. Der A19 Pro erreicht satte 41 Prozent höhere Scores bei der GPU-Leistung (erste Folie in der Grafik unten), 9 Prozent höhere bei der CPU-Leistung (zweite Folie) und auch 9 Prozent höhere bei der KI-Leistung (vierte Folie). Das Gehäuse wird unter Last zudem weniger heiss, weil es die Wärme gleichmässiger verteilen und ableiten kann.
Der Nerd in mir findet das super, der Pragmatiker in mir ist unsicher, ob er davon im Alltag was spürt. Ich spiele keine Games auf meinem Smartphone. Falls du es tust, erreichst du mit dem iPhone 17 Pro höhere Framerates und hast vermutlich länger Freude daran, weil neue Games auch in einigen Jahren noch problemlos darauf laufen dürften. Den meisten Leuten dürfte das egal sein. Der A19 Pro wirkt, als wäre er für KI-Funktionen gebaut, die eigentlich schon da sein müssten. Doch Apples neue Siri lässt weiterhin auf sich warten.
Stand heute ist der grösste Vorteil des A19 Pro wahrscheinlich seine bessere Effizienz, die wohl zur längeren Akkulaufzeit beiträgt. So genau lässt sich das nicht sagen. Denn neben dem neuen SoC verbaut Apple auch einen neuen, hauseigenen Wireless-Chip (N1), der ebenfalls weniger Energie für die gleichen Aufgaben braucht als der alte. Zu guter Letzt ist der Akku grösser. In Europa ist der Fortschritt zum iPhone 16 Pro nicht so gross wie in den USA, weil das iPhone 17 Pro weiterhin einen physischen SIM-Karten-Slot hat. Doch auch hier steigt die Kapazität um 11 Prozent beim Pro und 3 Prozent beim Pro Max.
Das Ergebnis aus all diesen Faktoren: Die Laufzeit des iPhone 17 Pro ist hervorragend. Auch mit SIM-Karte schlägt das neue Pro in diversen Tests sogar das letztjährige Pro Max. Im Alltag bedeutet das: Selbst bei intensiver Nutzung reicht der Akku locker den ganzen Tag. An einem Wochenende, an dem ich das Smartphone seltener in die Hand nehme, muss ich es sogar erst am zweiten Abend wieder aufladen.
Die Ladegeschwindigkeit beträgt neu maximal 60 Watt, wenn du ein entsprechendes Ladegerät hast. Dieses Maximum erreicht das iPhone 17 Pro aber nur kurzzeitig und nur bei niedrigem Batteriestand. Danach flacht die Energieaufnahme ab. Von null auf 50 Prozent brauche ich 22 Minuten, für 100 Prozent 78 Minuten. Vergesse ich, mein Smartphone über Nacht zu laden und habe am Morgen nur noch ein paar Prozent übrig, reicht notfalls eine halbe Stunde einstecken, damit ich durch den Tag komme.
Lautsprecher, Mikrofone und Empfang sind so gut wie beim Vorgängermodell, ich kann keinen Unterschied feststellen. Das Display hat eine variable Bildfrequenz zwischen 1 und 120 Hertz. Die maximale Helligkeit steigt von 2000 auf 3000 Nits – allerdings nur, wenn die Sensoren direktes Sonnenlicht sehen. In Innenräumen limitiert sich das Display auf 1000 Nits. Willst du nachts deine Augen weniger strapazieren, kannst du die Helligkeit mit der Option «Weisspunkt reduzieren» extrem stark absenken. Du findest sie in den Einstellungen unter «Bedienungshilfen» und kannst sie auch zum Control Center hinzufügen.
Die Verbesserungen des iPhone 17 Pro scheinen auf den ersten Blick langweilig. Und das sind sie auch. Doch genau solche langweiligen Fortschritte machen für mich im Alltag einen grösseren Unterschied als erzwungene KI-Features oder extravagante Design-Eskapaden. Aus dieser Perspektive betrachtet, schätze ich Apples Fokus aufs Wesentliche.
Das neue Flaggschiff aus Cupertino hält länger durch, hat eine etwas bessere Telekamera und eine innovative neue Selfiekamera. Zudem sieht es meiner Meinung nach hübsch aus und fühlt sich gut an. Falls du eine Anwendung hast, die wirklich Leistung braucht, ist das iPhone 17 Pro auch schneller als seine Vorgänger. Die meisten Leute dürften davon aber nichts merken.
Das grössten Problem des iPhone 17 Pro ist das iPhone 17. Der Abstand zwischen den zwei Modellen schmilzt, während die Preisdifferenz wächst. Das Basismodell kostet nur 799 Franken oder 949 Euro, obwohl es neu 256 statt 128 Gigabyte Speicher hat. Das Pro erhält diese Verdoppelung auch, wird aber teurer. Es startet nun bei mindestens 1099 Franken oder 1299 Euro. Die Frage ist deshalb: Sind dir die Telekamera und die längere Akkulaufzeit wirklich 300 Franken oder 350 Euro Aufpreis wert? Falls ja, wirst du mit dem iPhone 17 Pro zufrieden sein. Es bietet keine aufregenden Neuerungen, ist aber trotzdem besser denn je.
Pro
Contra
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.
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