Hintergrund

Im Schnitt verhunzt: «Suicide Squad», DCs bisher grösste Niederlage

Luca Fontana
26.3.2019

Chaotisch. So kann die Produktion von DCs «Suicide Squad» in einem Wort zusammengefasst werden. Und wenn der Film wie ein zwei Stunden langer Trailer wirkt, dann, weil er tatsächlich von einer Trailer-Firma geschnitten worden ist.

Nur, dass die Gruppe in «Suicide Squad» selbst böse ist und sich von den anderen Bösen bloss dahingehend unterscheidet, dass die eigentlichen Bösen einfach noch etwas böser sind. Im Kern ist der böse Suicide Squad also doch nicht so böse. So mittelböse, vielleicht. Klingt spannend. Und ist in etwa auch das, was der mit Queen-Musik aufgepeppte erste Trailer, der am 1. Januar 2016 unter dem Slogan «worst heroes ever» veröffentlicht worden ist, versprochen hat.

Dann haben die Verantwortlichen bei Warner Brothers, dem produzierenden Filmstudio, festgestellt, dass Regisseur David Ayers Vision von «Suicide Squad» deutlich düsterer angedacht war als der anrüchige, aber lustige Trailer. Denn was du vielleicht nicht weisst: Oft werden Filmtrailer geschnitten, während der Film selbst noch im Schnitt ist.

Der Anfang vom Ende: DCs ambitionierte Pläne

Tsujiharas Pläne sind ambitioniert, und das ist das Problem. Erfahrene Regisseure, die für solche Filme besser geeignet wären, lehnen ab, weil sie mehr Zeit fordern, um derart grosse Projekte angemessen zu entwickeln. Üblich sind vier bis fünf Jahre. Zu lange für Warner Brothers. Unerfahrene Regisseure hingegen verlassen sich eher auf ihre Instinkte – und sagen zu, dankbar für die Gelegenheit. Ayer wird das zum Verhängnis.

Angeblich bleiben dem Regisseur sechs Wochen, um das Drehbuch für den Film zu Ende zu schreiben. Und jetzt, da die Öffentlichkeit ein Startdatum kennt und weltweit Deals mit Branding- und Merchandising-Partnern laufen, kommt eine Verschiebung des Projekts nicht mehr in Frage.

Das Chaos ist vorprogrammiert.

Die Rede ist von zwei konkurrierenden Schnittfassungen

Ein PR-Desaster.

Im April 2015 lässt Warner Brothers seine Schauspieler für umfangreiche Nachdrehs erneut antraben. Der Grund: Sämtliche Witze, die Regisseur David Ayer gedreht hatte, sind bereits im Trailer-Park-Trailer drin. Damit die Trailer-Firma den angeordneten witzigen Film schneiden kann, braucht es also neue Witze.

Es wird eng.

Und der Gewinner ist… eigentlich niemand

Warner Brothers versucht, aus dem Scherbenhaufen, das «Suicide Squad» mittlerweile geworden ist, das Beste zu machen. Nach den Analysen des Testpublikum-Feedbacks beauftragt das Filmstudio Trailer Park mit einer dritten Schnittfassung. Eine Art Mittelweg zwischen Ayers und Trailer Parks ursprünglichen Schnitt. Und der kommt ins Kino. Ob das Wunder gelungen ist?

Ein Geschenk, das vom Himmel gekommen ist, werden sich die Verantwortlichen nach dem ganzen Schlamassel Stirn wischend gedacht haben.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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